Die Hyäne im Schafspelz

Eine der ersten Gratulantinnen von Giorgia Meloni ist ihre siebenjährige Tochter Ginevra. «Ich bin sehr glücklich, dass du gewonnen hast», schreibt sie auf einen Zettel, den Meloni auf Instagram postet. «Meine Tochter hat immer gute Laune. Ich war nicht so in ihrem Alter», verrät die 45-jährige Römerin in einem TV-Interview. Ginevra sei ihr Antrieb, und sie hoffe, dass ihre Tochter ihr mal all die Zeit verzeiht, die sie nicht ihr gewidmet hat.

Bald wird Ginevra wohl noch mehr auf ihre Mamma verzichten müssen. Denn die nationalkonservative Demokratin Meloni ist mit ihrer Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) die klare Siegerin der Wahlen – und wird darum mit grosser Wahrscheinlichkeit die erste Ministerpräsidentin Italiens (siehe Interview S. 29). Selbst die linke Zeitung «La Repubblica» lobt das kommunikative Talent der rechten Politikerin, die von der süsslichen Stimme übergangslos ins Rotzige und dann ins Schrille wechseln kann. Zu reden geben aber auch – nebst den ultrarechten Positionen – ihre Wutausbrüche, bei denen sie mit weit aufgerissenen Augen schreit und auf den Tisch schlägt. Woher kommt dieser Zorn?

Mit ihrem Partner, dem TV-Journalisten Andrea Giambruno, und ihrer inzwischen siebenjährigen Tochter Ginevra.

ZVG

Ihr Vater Franco, ein Buchhalter aus Sardinien, verlässt ihre Mutter, die Sizilianerin Anna, als Giorgia ungefähr zwei Jahre alt ist. Wenige Monate später vergisst sie beim Spielen mit ihrer älteren Schwester Arianna eine brennende Kerze in ihrem Zimmer – das Haus geht in Flammen auf. Das Erlebnis habe ihr Mut gemacht, schreibt sie in ihrer Biografie, die kurz vor dem Wahlkampf erscheint. Denn: «Wenn das Alte in Rauch aufgeht, entsteht etwas Neues.»

Mutter Meloni zieht mit ihren Töchtern ins römische Arbeiterviertel Garbatella. Die Wohnung misst 38 Quadratmeter, das Bett im Flur teilt Giorgia mit ihrer Schwester. Ihre Mutter hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, veröffentlicht über 140 Liebesromane. «Meine Mutter hat mir beigebracht, dass Freiheit mit Zuverlässigkeit zusammenhängt», sagt Meloni. Zu ihrem Vater, der später auf den Kanaren lebt, hat sie kaum Kontakt. Zu ihrem 13. Geburtstag schickt er ihr eine Karte: «Buon Compleanno, Franco.» – «Er hat nicht mal mit Papa unterschrieben.»

In der Schule gehänselt

Sie sei kein unglückliches Kind gewesen, aber ein sehr ernstes, so Meloni. Ihre Mutter gibt ihr Halt – aber auch Strenge. «Ich kam mit einem Zeugnis zurück, in dem nur Einsen und Zweien standen. Und während andere ein Mofa bekommen haben, sagte meine Mamma nur: ‹Du hast deine Pflicht erfüllt.›»

In der Schule wird Giorgia wegen ihrer pummeligen Statur gehänselt. Auch deshalb sei sie in die Politik gegangen, «weil ich aus der Aussenseiterrolle ausbrechen wollte». Mit 15 Jahren tritt sie der neofaschistischen Partei MSI bei, in der auch ihre Mutter aktiv ist. Warum sie die Ultrarechten überzeugten, ist nicht ganz klar: «Es war ein Akt der Rebellion, weil ich in diesem tiefroten Quartier lebte.»

Schnelle Karriere

Die Partei wird für Meloni, die an einer Sprachschule Abitur macht und deshalb gut Spanisch, Französisch und Englisch spricht, zur zweiten Familie. Dank ihrer geschliffenen Rhetorik und ihrer Unerschrockenheit macht sie als Journalistin schnell Karriere und wird mit 31 unter dem damaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi die jüngste Ministerin in der Geschichte Italiens. Aus Unzufriedenheit mit dessen Führungsstil gründet sie Ende 2012 die Fratelli d’Italia, die in ihrem Wappen noch heute die an den faschistischen Diktator Mussolini erinnernde Flamme haben. Nach enormem Zulauf in den letzten Monaten sind die Brüder Italiens nun stärkste Einzelpartei.

Für SRF-Italien-Korrespondentin Simona Caminada hat der Erfolg von Meloni vor allem mit dem Unmut der Bevölkerung gegenüber der Politik zu tun: «Die Wählerinnen und Wähler Melonis waren sehr unzufrieden mit den Parteien, die bisher regiert haben, und erhoffen sich von ihr und den Brüdern Italiens, dass sich etwas verändert.» Der postfaschistische Hintergrund der Partei habe im Ausland fast noch mehr zu reden gegeben als in Italien selbst. «Auf die Frage, warum Meloni, bekam ich oft die gleiche Antwort: Weil sie als einzige Politikerin kohärent sei und halte, was sie verspreche.»

Strenge Mutter. Giorgia und ihre Schwester sind Anna Meloni auch politisch gefolgt. Schon sie war Mitglied der Postfaschisten.

KARMA PRESS PHOTO

Meloni vertritt ultrarechte Positionen: Sie will eine Seeblockade gegen Bootsflüchtlinge aus Afrika, und sie will Italien als Nationalstaat innerhalb der EU stärken – genau wie ihr Vorbild Viktor Orban, der rechtskonservative Premier Ungarns. Die Christin ist gegen den Islam, wettert gegen die «LGBT-Lobby» und propagiert das traditionelle Familienbild. Frauenquoten will sie abschaffen. «Du musst nicht an die Macht kommen, weil es ein Mann beschlossen hat, sondern weil du die Beste bist.»

Auf die Frage, warum sie selber nicht verheiratet sei, antwortet sie dem TV Canale 5: «Damit du heiraten kannst, muss dich jemand fragen.» Sie verfolge ihre politischen Positionen nicht mit Blick auf ihr Eigeninteresse. Mit ihrem Partner, dem Mediaset-Moderator Andrea Giambruno, 41, ist Meloni glücklich trotz allen Differenzen. «Er ist ein Linker», wie sie oft scherzt. Kennengelernt haben sich die beiden in einer TV-Sendung: «Wenn ich mich nach aussen behaupten muss, möchte ich privat beschützt und verwöhnt werden.» Viele Männer hätten ihre starke Rolle nicht akzeptiert. Andrea hingegen sei ihr Fan. «In der Öffentlichkeit erscheine ich manchmal wie eine Hyäne. Aber ich habe auch Schwächen und Ängste. Er kann sie relativieren.»

«Die letzte Person, die in meinem Leben vorkommt, bin ich»

Jeden Abend telefoniert sie mit ihrer Mutter, die alles über ihre Tochter liest. Etwa, sie sei eine Teufelin und gehöre an den Galgen. Dem «Corriere della Sera» sagt Anna: «Ich freue mich über Giorgias Erfolge, weiss aber nicht, ob ich ihr das gewünscht hätte. Es warten viele Schwierigkeiten auf sie.» 

Und was will Meloni? «Die letzte Person, die in meinem Leben vorkommt, bin ich», sagt sie kürzlich. «Zuerst kommt all das, was andere von mir erwarten. Die Partei. Meine Tochter. Italien.» 

Text: Jessica Pfister vor 1 Minute


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