Austria
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„Allergiesaison kann bis Herbst dauern“

© Getty Images/iStockphoto/Kristian Husar/iStockphoto

Ragweed kann nicht nur Allergien auslösen, sondern ist auch Gefahr für Artenvielfalt und Landwirtschaft. Dem Unkraut wird der Kampf angesagt

von Claudia Koglbauer-Schöll

Die milden Temperaturen zu Beginn dieses Jahres haben ihnen heuer einen besonders prachtvollen Saisonstart ermöglicht. Die Pollensaison hat mit der Blüte von Birken, Hasel, Erlen, Koniferen und Gräsern früh und heftig begonnen – sehr zum Leidwesen der immer größer werdenden Anzahl an Allergikern. Ein besonders starker Auftritt eines bei vielen gefürchteten Allergieauslösers, der Juckreiz bis hin zu Asthmaanfällen auslösen kann, wird allerdings erst für den Spätsommer erwartet: Im August und September blüht das Kraut Ragweed (siehe Zusatzbericht). „Es ist zu befürchten, dass die Allergiesaison durch Ragweed bis in den Oktober verlängert wird“, sagt der Ragweed-Koordinator und frühere Umweltanwalt des Burgenlandes, Hermann Frühstück.

Die Pflanze
Ragweed  – auch  Ambrosia oder beifußblättriges Traubenkraut – findet man  an Straßenrändern,  im Garten und am Feld

Allergen
Ragweed ist eines der stärksten Pollenallergene und wird über Inhalation und  die Haut aufgenommen. Allergien gehen laut Umweltmediziner Hutter Hand in Hand mit dem Klimawandel

Betroffene

13,5 Millionen Menschen leiden in Europa unter der Ambrosia-Allergie. Der volkswirtschaftliche Schaden beträgt 7,4 Mrd. €

Gefahr steigt

Durch den Klimawandel ist in den vergangenen Jahren nicht nur die Zahl der Betroffenen, sondern auch die Schwere der Symptome gestiegen. Und auch für heimische Artenvielfalt und die Landwirtschaft stellt die einjährige Pflanze eine immer größer werdende Gefahr dar. Ist die Belastung durch das Unkraut zu hoch, muss das Feld gehäckselt werden – was für die Bauern einen einem Ernteausfall bedeutet.

Um dem Kraut effizient den Kampf anzusagen, wurde im Burgenland im Vorjahr ein Ragweed-Gesetz beschlossen. Dieser Tage gaben Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ), Umweltmediziner Hans-Peter Hutter sowie Koordinator Frühstück einen Einblick, mit welchen Initiativen dem Neophyten bereits zu Leibe gerückt wird. Ein Vorbild habe man sich für das Konzept an der Schweiz genommen, die das Unkraut seit 2006 mit gezielten Maßnahmen bekämpft.

„Information, Sensibilisierung und Beratung“ – das seien die wichtigsten Maßnahmen für eine erfolgreichen Ragweed-Bekämpfung. Sichtungen können über www.regweedfinder.at gemeldet werden. Sie werden von der Medizinischen Universität Wien analysiert. Wird dann ein Fund verifiziert, müssen Grundstückseigentümer bzw. Bewirtschafter Maßnahmen setzen, um die Verbreitung und weitere Entwicklung der Pflanze zu unterbinden.

1.094 Meldungen

1.094 solcher Meldungen wurden im Burgenland 2021 gemacht, 888 Funde wurden bestätigt. In etwa drei Viertel der Fälle konnte das Unkraut durch Ausreißen oder Abmähen vor der Blüte vernichtet werden. Aber auch Konzepte wurden eingereicht, um den Neophyten zu bekämpfen. „Die hohe Zahl an Meldungen zeigt uns, dass wir mit dem Thema richtig liegen und es der Bevölkerung und allen Betroffenen ein Anliegen ist“, sagt Eisenkopf.

Um das Übel bei der Wurzel zu packen, wurden bereits in 147 der 171 Gemeinden des Burgenlandes örtliche Ragweed-Verantwortliche geschult. Sie melden Sichtungen in der Koordinationsstelle des Landes, um eine effiziente Bekämpfung zu starten. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Interreg-Projektes gibt es zudem Schulungen und Workshops für Gemeindevertreter, Landwirte und Landesbedienstete. 460 Personen haben das Angebot bereits genutzt.

Besondere Bedeutung misst Landesvize Eisenkopf der Zusammenarbeit mit der MedUni Wien und mit Umweltmediziner Hutter bei. Durch diese Kooperation wurde ein Infopaket zusammengestellt. Die Broschüre und der Infofolder sollen demnächst fertig sein und als wichtige Basis für die Informationsarbeit mit Apotheken, Ärztinnen und Ärzten sowie von Allergien Betroffene dienen. Für Hutter ist das Burgenland in der Bekämpfung von Ragweed jedenfalls „ein Musterbeispiel und österreichweit Vorreiter“.

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