Austria
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Anklage nach tödlichem Chemieunfall bei AustroCel in Hallein erhoben

© APA/STGHA/JAKOB HILZENSAUER

Vier Personen und die Firma werden beschuldigt. Vorwürfe der grob fahrlässigen Tötung, fahrlässigen Beeinträchtigung der Umwelt und fahrlässigen Körperverletzung stehen im Raum.

Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Gasunfall in der Firma AustroCel in Hallein (Tennengau) am 2. Juni 2021, bei dem ein Arbeiter ums Leben gekommen war, hat die Staatsanwaltschaft Salzburg Anklage gegen vier Personen erhoben und über die AustroCel Hallein GmbH eine Verbandsbuße beantragt. Die Vorwürfe lauten auf grob fahrlässige Tötung, fahrlässige Beeinträchtigung der Umwelt und fahrlässige Körperverletzung.

Bei den Beschuldigten handelt es sich um einen damals Verantwortlichen der Firma und um drei Techniker des Unternehmens. Die Strafanträge wurden heute an die Verteidiger zugestellt. Ein Prozesstermin wurde noch nicht fixiert.

Gasdruckleitung gerissen

An jenem 21. Juni 2021 war in der Zellstoffkocherei eine Gasdruckleitung gerissen. Ein Arbeiter wurde vom knapp 170 Grad heißen Schwefeldioxid getroffen und tödlich verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelte die Ursache des Unfalls. Die Firma nahm am 1. April 2022 wieder den regulären Betrieb auf.

Als Tatzeitraum gab die Staatsanwaltschaft die Jahre 2004 bis 2. Juni 2021 an. Die Beschuldigten sollen die sie betreffenden Verpflichtungen zur Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten haben, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Elena Haslinger, am Freitag gegenüber der APA erklärte.

Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten?

Die Sicherheitsvorkehrungen haben regelmäßige und ordnungsgemäße Drucküberprüfungen vorgeschrieben sowie regelmäßige Innen- und Außeninspektionen durch akkreditierte Stellen. Zur Produktion von Textilzellstoff aus Nadelholz werden Hochdruck-Gasleitungen eingesetzt. Es entsteht 147 Grad Celsius heißes Schwefeldioxid, das durch die Hochdruck-Gasleitungen transportiert wird, wie Haslinger erläuterte. Da die Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten worden seien, sei es zum Bersten eines Rohres und der Mitarbeiter durch Verbrennungen und Verätzungen sowie durch die Wucht des austretenden Gases zu Tode gekommen.

Durch den Schwefeldioxid-Austritt sei auch die Luft verunreinigt worden, erklärte die Staatsanwaltschaftssprecherin. Deshalb sei Gefahr für die Gesundheit einer größeren Zahl von Menschen entstanden. Zudem seien drei Anrainer an der Gesundheit geschädigt worden. Sie hätten das ausgetretene Gas eingeatmet und an Husten und Brechreiz gelitten. Eine Frau habe das Bewusstsein verloren.

Sicherheitsanalyse durchgeführt

Die Firma selbst wurde nach dem Verbandsgesetz für die angeführten Vergehen verantwortlich gemacht. AustroCel hat mittlerweile unter Einbeziehung des TÜV Österreich und des Technischen Beratungsbüros eine umfassende Sicherheitsanalyse des gesamten Werks durchführen lassen. Zusätzlich zur Überprüfung und Wartung der Rohrleitungen mit einer Gesamtlänge von drei Kilometern hat sich AustroCel dazu entschieden, über die notwendigen Arbeiten hinaus die gesamte Zellstoff-Kocherei mit Ausnahme der Druckbehälter zu erneuern. Das Werk wurde inklusive einer elektronischen Sicherheitssteuerung umfassend modernisiert.

AustroCel Hallein GmbH erzeugt Textilzellstoff aus Nadelholz und beschäftigt derzeit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Umsatz lag im letzten Jahr vor Corona (2019) bei 124 Mio. Euro, 2020 waren es noch 102 Mio. Euro. In der Bio-Raffinerie in Hallein werden bis zu 160.000 Tonnen Viskosezellstoff und 100 GWh Fernwärme sowie 100 GWh Grünstrom produziert. Damit versorgt das Unternehmen nicht nur die eigene Produktion mit Energie, sondern auch 28.000 Haushalte mit Grünstrom und 13.000 Haushalte mit Fernwärme. Mit der nach eigenen Angaben weltweit größten Bio-Ethanol-Anlage auf Holzbasis produziert AustroCel jährlich bis zu 30 Millionen Liter Bio-Ethanol der zweiten Generation.

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