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Die Zensur-Offensive der Taliban [premium]

Die afghanischen Taliban-Extremisten verstärken den Druck auf die Medien: Frauen werden vom Bildschirm verdrängt, Radiosender spielen keine Musik mehr. Immer mehr Journalisten fliehen.

Es war eine Nachricht, die kaum überraschte. Der afghanische TV-Sender Kabul News schließt seine Pforten. Ihm ist das Geld ausgegangen. Das Programm soll sich im besten Fall auf soziale Medien beschränken. Seit dem Abzug der Nato-Truppen im vergangenen Jahr und der Rückkehr der Taliban mussten viele Medien ihre Arbeit einstellen. Das hat nicht nur mit finanziellen Problemen zu tun – viele Sender wurden von ausländischen Geldern finanziert –, sondern auch und vor allem mit den neuen Machthabern. So etwas wie Presse- und Meinungsfreiheit gibt es nicht für die Taliban. Sie betonen, dass die Berichterstattung „islamkonform“ sein müsse und nicht gegen die „traditionellen Normen Afghanistans“ verstoßen dürfe. All das klingt nicht nur vage, sondern ist es auch. Alles kann praktisch ins Visier der Zensur geraten.
Lokale Fernsehprogramme und selbst ausländisch produzierte Dokumentationen, die auf YouTube abrufbar sind, werden genauestens begutachtet. Hinzu kommt die Überwachung von Radioprogrammen – seit der Rückkehr der Taliban wird keine Musik mehr übertragen – sowie von Smartphones, die an Checkpoints von Soldaten meist willkürlich durchsucht werden. Dabei können private Playlists oder TikTok-Videos schnell zum Verhängnis werden. „Viele Gefängnisse sind voll aufgrund von Social-Media-Delikten. Da trifft man auf Menschen, die aufgrund von Facebook oder TikTok inhaftiert wurden“, meint etwa eine Person, die anonym bleiben will, zur „Presse“.