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Jetzt kommt Phygital Art [premium]

Eine hybride Form aus physischer und digitaler Kunst soll dem NFT-Markt nach dem Absturz wieder neues Leben einhauchen.

Es ist kaum vorstellbar, dass der kometenhafte Aufstieg von NFTs auf dem Kunstmarkt erst eineinhalb Jahre zurückliegt. Quasi über Nacht wurden NFTs zum heißesten Thema des Jahres. Doch auf den Boom folgte der Absturz. Für Kryptokunst, die 2021 für Millionen von Dollar gekauft wurde, bekommt man heute im besten Fall noch ein paar Hunderttausend. Doch die Kunstwelt hat rasch reagiert, und so entwickelt sich gerade der nächste Trend: Phygital Art.

Phygital ist ein Kofferwort aus „physisch“ und „digital“ und wurde eigentlich schon vor mehr als einem Jahrzehnt vom Werbefachmann Chris Weil geprägt, um die Möglichkeiten für Marken zu beschreiben, Verbraucher in beiden Welten anzusprechen. Inzwischen ist der Begriff in unterschiedlichsten Bereichen im Einsatz. So veranstaltete die Modeindustrie etwa in der Pandemie „Phygital Shows“, und sogar den Millennials wurde schon der Begriff phygital zugeordnet, weil sie in beiden Welten aufgewachsen sind. Jetzt ist das Konzept also auch in der Kunstwelt angekommen. Denn tatsächlich wollen viele Sammler nicht nur einen Link zu einem digitalen Werk, sondern auch etwas Reales.

Vorreiter Hirst und Beeple. Der Künstler Damien Hirst gehörte zu den Ersten, die ein Phygital-Art-Projekt starteten. Hirst fragte im Zuge seines „Currency NFT“-Projekts die Sammler, ob sie lieber ein Gemälde oder den NFT wollen. Insgesamt waren es 10.000 Arbeiten. 5149 Sammler haben sich für das physische Werk entschieden, 4851 wählten den NFT. Auch der Digitalkünstler Beeple, dessen NFT ja im Vorjahr überhaupt erst den Boom auslöste, hat noch im selben Jahr die Arbeit „Human One“ geschaffen, eine zwei Meter hohe Skulptur aus LED-Bildschirmen, die einen Astronauten zeigen, der durch eine dystopische Landschaft läuft. Der physische Astronaut ist nur eine Hülle für den NFT, der laut Beeple das eigentliche Werk ist. Damit kann man ihn ebenfalls als Pionier in Sachen Phygital Art bezeichnen, auch wenn es im Vorjahr noch niemand so nannte. Christie's versteigerte es im November unter dem Slogan „Beeple gets real“ für 28,9 Millionen Dollar.

Dass Phygital Art mehr als eine Randerscheinung ist, erkennt man daran, dass die Big Player ebenfalls auf den Trend aufspringen. So hat Yuga Labs im August im Rahmen einer Kooperation mit Tiffany's 250 Crypto-Punks als Schmuckanhänger anfertigen lassen. 50.000 Dollar kosteten diese pro Stück und waren schnell ausverkauft. Womöglich hat ein Jahr NFT-Hype gezeigt, dass ein digitaler Link emotional nicht so berühren kann, wie das reale Kunsterlebnis.

eva.komarek@diepresse.com

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