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Junge Patientin in Todesangst: Herz-Akku läuft aus

Manche werden schon nervös, wenn ihrem Handy der Saft ausgeht. Bei Frau S. (27) ist es die Batterie ihres implantierten Defis, die nur mehr elf Prozent anzeigt. Als 16-Jährige brach die Wienerin im Badezimmer zusammen – plötzlicher Herztod. Es folgte eine erfolgreiche Reanimation.

Dank der modernen Hightech-Medizin kann die mittlerweile 27-Jährige ein fast normales Leben führen, moderaten Sport machen und ihrem Job in einer Bäckerei nachgehen. Frau S. leidet an einem Gendefekt. Das kleine Gerät in ihrer Brust funktioniert bestens, gibt im Notfall einen Schock ab. 16 Mal musste der Defi schon einspringen. Er muss ein bis drei Mal jährlich kontrolliert werden. Im Sommer zeigte die Batterie noch 16 Prozent an.

(Bild: stock.adobe.com)

Nächster Termin wäre am 5. September in einer Wiener Defibrillator-/Herzschrittmacher-Ambulanz gewesen. Doch der zuständige Arzt war erkrankt. Einen Termin zum Wechsel des Generators hat sie bis heute nicht bekommen. Nun hat der Akku eben nur mehr elf Prozent ...

Frau erlitt erneut einen Herz-Kreislauf-Stillstand
„Ich hatte große Angst“, berichtet die Patientin. Die Aufregung sorgte dafür, dass sie einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitt. Der Defi rettete ihr erneut das Leben. Frau S. Kardiologin Prof. Dr. Bonni Syeda, die in Wien-Floridsdorf eine Praxis betreibt, hat alle Hebeln in Bewegung gesetzt, um ihrer Patientin zu helfen. Mittlerweile wird die 27-Jährige mittels Telemedizin ständig überwacht.

(Bild: NIKOLAUS)
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Das Nadelöhr, das bei Routinekontrollen in den Ambulanzen entstanden ist, könnte kurzfristig durch niedergelassene Kassen-Kardiologen beseitigt werden. Es braucht eine Aufnahme in den Leistungskatalog.

Prof. Mag. Dr. Bonni Syeda, Kardiologin

Dieses verzweifelte Betteln einer Beitragszahlerin um einen Termin ist leider kein Einzelfall. Dabei hätte auch Dr. Bonni Syeda den Defi kontrollieren können, doch das fehlt im Leistungskatalog der Sozialversicherung. Dies ist der Grund, warum viele modernen Behandlungen nur wenigen Patienten zur Verfügung stehen. „Die Kassenordinationen könnten viele Leistungen, die derzeit nur in den Spitalsambulanzen möglich sein, übernehmen und so die Ambulanzen entlasten“, so Dr. Erik Randall Huber, Vize der Wiener Ärztekammer. Zudem könnten um die 10 Prozent an Geld durch Behandlungen in Praxen gespart werden.

Es geht auch anders: Vorarlberg macht es vor
Auch eine exklusive Nachsorge von Schrittmacher-Patienten in den Spitälern sei laut dem Vorstand der Kardiologie an der Klinik Floridsdorf, Prim. Prof. Dr. Georg Delle Karth, nicht mehr zeitgemäß. So würden Routinenachsorgen im niedergelassenen Bereich auch den Zugang von Schrittmacher-Patienten zum Beispiel für MRT-Untersuchungen deutlich erleichtern. In Vorarlberg ist die Schrittmacher-Kontrolle bereits eine Kassenleistung in den Praxen. „Es gibt keinen Grund, den Versicherten in den anderen Bundesländern nicht die gleiche Versorgung zukommen zu lassen“, ergänzt Huber.