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Letzter Stimmungstest vor dem heißen Winter [premium]

In Niedersachsen steht die letzte planmäßige Wahl des Jahres an. Bei zwei Parteien könnte ein schlechtes Ergebnis auch für Ärger in Berlin sorgen.

Es gab eine Zeit, da schien es, als wäre aus dem beschaulichen Hannover eines der Zentren der deutschen Macht geworden. Mit Gerhard Schröder (SPD) war ein ehemaliger Ministerpräsident zum Kanzler aufgestiegen. Ein anderer, Christian Wulff (CDU), wurde in Berlin zum Kurzzeit-Präsidenten gewählt. Der Dritte im Bunde, Sigmar Gabriel, wurde mehrfach Minister, SPD-Vorsitzender und galt eine Zeit lang als möglicher Kanzlerkandidat. Die deutschen Medien berichteten allerlei Geschichten über die „Hannover-Connection“, die freunderlwirtschaftlichen Runden in Feierkellern, wo sich die Wirtschaftsbosse gern mit Spitzenpolitikern, Anwälten und allerlei Prominenz trafen. Dann und wann fanden sich darunter auch solche, die eher im Zwielicht agierten.

Und auch die vielleicht mächtigste Frau der Europäischen Union tat ihre ersten politischen Schritte rund um die niedersächsische Hauptstadt: Ursula Albrecht, die Tochter des langjährigen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (beide CDU), streng religiös und ebenfalls nur knapp verhinderter Kanzlerkandidat. Besser bekannt ist die 63-Jährige unter dem Namen, den sie nach ihrer Hochzeit angenommen hat: Ursula Von der Leyen, die amtierende Präsidentin der EU-Kommission. Ihre ersten Wahlkämpfe gelten in Niedersachsen als Beispiel, wie Geld, die familiäre Herkunft und etwas Strippenzieherei zum politischen Erfolg führen können.

Das rund acht Millionen Einwohner zählende Niedersachsen war nie das größte, reichste oder aufregendste deutsche Bundesland. Doch nach der Wende geografisch näher ans Zentrum des vereinten Deutschland gerückt, nahm sein politisches Gewicht zu. Umso erstaunlicher ist die Teilnahmslosigkeit, mit der sich Deutschland der letzten Landtagswahl in diesem Jahr annähert. Die deutschen Medien scheinen den Urnengang am Sonntag nur am Rande zu notieren, konstatierte zumindest der Politikwissenschafter und Wahlforscher Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin am Mittwoch vor der ausländischen Presse.