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Mordmaschinen in Cortex: Das Tier in dir

Patrick Illinger hat mit „Cortex“ einen spannenden Thriller über Transplantationen zwischen den Spezies geschrieben. Nicht alles davon ist Science Fiction.

In Atlanta stürzt ein Flugzeug unter mysteriösen Umständen ab, der abgetrennte Arm eines Passagiers macht sich selbstständig. In Honduras werden die Mitglieder mehrerer Drogenkartelle abgeschlachtet, amerikanische Biochemiker verschwinden samt sensiblem Material aus dem renommierten Broad Institute in Massachusetts und tauchen im Dunstkreis eines chinesischen Magnaten wieder auf, der zwielichtige Versuche mit der Übertragung von tierischem und menschlichem Zellgewebe durchführt - Experimente, die völlig außer Kontrolle geraten. 

Die preisgekrönte Journalistin Livia Chang von der „New York Times“ soll eigentlich nur den Flugzeugabsturz untersuchen, kommt aber mysteriösen Zusammenhängen auf die Spur. Bald wird Chang immer tiefer in Ereignisse hineingezogen, die nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Familie bedrohen.

Der Wissenschaftler und Journalist Patrick Illinger weiß, wovon er schreibt. Illinger war Wissenschaftler am Forschungszentrum CERN, bevor er zur „Süddeutschen Zeitung" ging und bis 2020 das Ressort „Wissen“ leitete. „Noch ist diese Forschung am Anfang. Und das Szenario in ,Cortex’ ist fiktiv“, sagt Illinger. „Aber die Fortschritte sind gewaltig und ethische Grenzen werden unweigerlich berührt. Gezüchtetes menschliches Gehirngewebe wurde bereits in Tiere verpflanzt, mit erstaunlichen Ergebnissen.“

Eine Hauptrolle spielt in „Cortex“ das derzeitige Trendtier, der Octopus. Dieses erstaunliche Tier eignet sich in der (fiktiven) Geschichte am besten für die Xenotransplantation, die Verpflanzung lebensfähiger Zellenverbände zwischen verschiedenen Spezies. Dabei kommt allerdings wenig Gutes heraus, und der Octopus, das lernen wir, mag bemerkenswert sein, lieb ist er nicht.

„Cortex“ dreht die Gegenwart nur um ein paar Umdrehungen weiter, um mitten in einem Schreckensszenario zu landen. Der Thriller ist handwerklich gut gemacht, mit profunder Recherche und vielen verschiedenen Handlungssträngen, die sich ineinander verzahnen. Da verzeiht man auch die eine oder andere Schwäche, wie die Tausendsassa-Journalistin, die MacGyvers kleine Schwester zu sein scheint, oder eher erzwungene Liebesgeschichten, auf die Thriller-Schreiber offenbar nicht verzichten wollen.

Patrick Illinger: „Cortex“, Piper-Verlag, 496 Seiten, 18,50 Euro

Patrick Illinger: „Cortex“ (c) Piper-Verlag