Austria
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Nick Cave feierte furiose RocknRoll-Messe in Clam

„And God is never far away“, Gott ist niemals weit weg. Dies gilt nicht nur für den zum Tode verurteilten Protagonisten auf dem elektrischen Stuhl in Nick Caves Klassiker „The Mercy Seat“, sondern auch für den Künstler selbst. Was er seit einigen Jahren gemeinsam mit seiner genialen Begleitcombo The Bad Seeds auf der Bühne zelebriert, sind weniger Konzerte im eigentlichen Sinne als Messen, als musikalische Andachten. Am Freitagabend transformierte der 64-Jährige für knapp zweieinhalb Stunden die Meierhofwiese im Schatten von Burg Clam in seinen Tempel.

Vom Auftakt „Get Ready For Love“ an skizzierte Cave vor 7500 Fans eine düstere Welt zwischen Liebe, Begehren und Hass, in der Gott und Beelzebub heftig um die Seelen der Menschen ringen. Das ist nicht neu. Seit jeher, seit den Tagen von Birthday Party, schöpft der Australier die expressive Bildsprache für seine von Schmerz und Obsessionen befeuerten Blues- und Rock’n’Roll-Songs aus den Testamenten. Stets brennt irgendwo ein Dornenbusch, taucht ein Vogelviech als Omen auf oder gilt es, sich vor heraufziehenden Wolken rasch in Sicherheit zu bringen. Neu ist aber die Zuneigung und innige Freude, mit der Cave jetzt die Rolle des Predigers annimmt, der seinen Anhängern die freudige Botschaft vom Ende der Welt nahebringt.

Bildergalerie

Nick Caves majestätische Rock-Messe in Clam
Nick Caves majestätische Rock-Messe in Clam

Bildergalerie ansehen

Bild 1/10 Bildergalerie: Nick Caves majestätische Rock-Messe in Clam

Bild: Antonio Bayer

Tigerte wie manisch auf und ab

Für die aktuelle Tour hat sich Cave – wie stets in einen feschen Dreiteiler gewandet, selbst bei größter Hitze – extra einen kleinen, aber feinen Laufsteg einrichten lassen. Dort tigerte er in Clam manisch auf und ab, schüttelte unentwegt die Hände seiner verzückten Bewunderer, legte ihnen salbungsvoll die Hand auf, verteilte als Trostspender Umarmungen und ließ sich sogar öfters in die Menge fallen. Jeder Südstaatenpriester wäre stolz gewesen.

Musikalisch präsentierten sich Cave und die von Multiinstrumentalist Warren Ellis angeführten Bad Seeds wunderbar aufeinander eingespielt. Die Band vibrierte förmlich vor Energie, ohne aber deswegen blindlings drauflos zu wüten. „Jubilee Street“ war ebenso eine furiose, ja gravitätische Offenbarung wie „There She Goes, My Beautiful World“, „From Her To Eternity“, „Tupelo“ und „Red Right Hand“. Auch die beiden neuen, aus der zusammen mit Ellis eingespielten Lockdown-Platte „Carnage“ stammenden Stücke – neben dem Titeltrack schaffte es „White Elephant“ auf die insgesamt 22 Songs umfassende Setlist – fügten sich nahtlos ein. Und wen’s bei den von Cave solo am Klavier vorgetragenen Tränenziehern „Waiting For You“, „The Ship Song“ sowie der Zugabe „Into My Arms“ nicht vor Rührung beutelte, der hat sowieso kein Herz. Was für ein glücklich machender und seelenvoller Konzertabend!

Fazit: Eine majestätische Rock-Messe, die auch Atheisten begeisterte.

So geht’s weiter in Clam

  • 12. + 13. August: Pizzera & Jaus, Support: Gert Steinbäcker, Wolfgang Ambros, Lemo
  • 19. August: Hubert von Goisern
  • 20. August: Seiler und Speer, Support: LaBrassBanda, Monti Beton & Johann K., Minisex, Christina Kosik & Die Gangband

Alle Informationen zu Tickets usw. gibt’s unter clamlive.at