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Russland unterstellt AKW Saporischschja russischen Behörden, Ukrainer nähern sich Dnipro-Übergang


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Archivbild von einem Soldaten mit russischer Flagge auf seiner Uniform vor dem AKW Saporischschja. Das Atomkraftwerk wird von Russland kontrolliert, aber bisher noch von ukrainischen Technikern betrieben. Nun wird es unter die Aufsicht russischer Behörden gestellt.
Archivbild von einem Soldaten mit russischer Flagge auf seiner Uniform vor dem AKW Saporischschja. Das Atomkraftwerk wird von Russland kontrolliert, aber bisher noch von ukrainischen Technikern betrieben. Nun wird es unter die Aufsicht russischer Behörden gestellt. REUTERS

Putin unterschrieb Gesetze zur Annexion ukrainischer Gebiete, während die Ukraine die Befreiung Dutzender Orte meldet - zuletzt im Raum Cherson, wo sich eine Offensive längst des Westufers des Dnipro günstig entwickelte. EU verabschiedet achtes Sanktionspaket.

Russland

  • Russland stellt das AKW Saporischschja am Dnipro der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge unter die Aufsicht russischer Behörden. Die russische Agentur Tass, die ebenfalls dem Staat gehört, berichtet, dass der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) in den kommenden Tagen in Moskau erwartet wird, um die Lage in dem größten Atomkraftwerk Europas zu erörtern. Rafael Grossi selbst spricht sich weiter für eine Sicherheitszone um das AKW aus. Das Atomkraftwerk wird von Russland kontrolliert, aber noch von ukrainischen Technikern betrieben. Es liegt in der gleichnamigen Region Saporischschja, die zu den vier Gebieten gehört, die Russland annektiert hat.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat das Gesetz zur Annexion von vier ukrainischen Gebieten unterzeichnet, wie die russische Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch informiert. Damit ist das Annexionsgesetz in Kraft. Am Montag hatte die russische Duma im Eilverfahren die als Völkerrechtsbruch kritisierte Einverleibung ratifiziert, am Dienstag folgte der Föderationsrat. Beide Kammern des Parlaments stimmten einstimmig für die Annexion der vier Gebiete in der Süd- und Ostukraine. Mehr dazu.
  • Die Teilmobilisierung Russlands läuft alles anderes als reibungslos. Nach Ansicht britischer Militärexperten ist Russland nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für eine große Zahl an Rekruten bereitzustellen. Ein Anzeichen dafür sei, dass der Einberufungszyklus in diesem Jahr einen Monat später als üblich beginnen solle, hieß es am Dienstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine.
  • Auch in den eigenen Reihen sorgt die Rekrutierung für Spannungen. Videos und Berichte zeigen, wie chaotisch und willkürlich die Mobilmachung abläuft. Lesen Sie hier einen Stimmungsbericht.

Militärische Lage

  • Bei dem Vormarsch der ukrainischen Armee sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskij in den vergangenen Tagen Dutzende Ortschaften aus russischer Besatzung befreit worden. "Die ukrainische Armee dringt ziemlich schnell und kraftvoll vor bei der gegenwärtigen Verteidigungsoperation im Süden unseres Landes“, sagte er in einer am Dienstagabend verbreiteten Videobotschaft. Es seien Ortschaften in den Gebieten Cherson, Charkiw, Luhansk und Donezk wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht worden.

    Insbesondere im Gebiet Cherson im Süden am Unterlauf des Dnipro seien Ortschaften befreit worden. Die ukrainischen Streitkräfte sprachen am Abend von insgesamt acht Siedlungen. "Unsere Soldaten stoppen nicht", so Selenskij. Glaubt man den verfügbaren Landkarten auch westlicher Militärs, sind dabei die Ukrainer am 1. und 2. Oktober an einer rund 35 Kilometer langen Front am Westufer des dortigen Dnipro-Stausees und südlich der Stadt Krywyj Rih angetreten und haben sie bis 5. Oktober um etwa 40 km nach Süden vorgeschoben und auf gleichfalls etwa 40 km Breite erweitert. Das Gebiet ist agrarisch und flach, ganz grob gerechnet beträgt der mutmaßlich gewonnene Raum dort um die 1500 Quadratkilometer bzw. etwa das 3,5-Fache des Bundeslandes Wien. Vor allem aber stehen die Vorhuten mittlerweile nur etwa 30 bis 40 km nördlich des Stauwerks Nowa Kachowka; der dortige Flußübergang wurde von ukrainischer Raketenartillerie vor Wochen schwer beschädigt und angeblich zumindest für große Fahrzeuge unpassierbar. Fällt er an die Ukrainer, würde auch das letzte russische Tröpfeln an Verkehr bzw. Nachschub über diese Passage enden und die Lage der Russen westlich des Flusses weiter erschwert.

  • Auch die britischen Geheimdienste bestätigen Geländegewinne des ukrainischen Militärs. Die ukrainische Armee mache sowohl an der Nordost- als auch an der Südfront weitere Fortschritte, heißt es im täglichen Bericht des britischen Verteidigungsministeriums.
  • Nach den jüngsten Geländegewinnen ukrainischer Soldaten in der Region Cherson bereiten sich die dortigen russischen Soldaten einem Medienbericht zufolge auf einen Gegenangriff vor. Die russischen Truppen würden sich dazu derzeit neu aufstellen, "um ihre Kräfte zu sammeln und einen Vergeltungsschlag auszuführen", zitiert die Nachrichtenagentur RIA den von Russland eingesetzten Vertreter Kirill Stremusow.
  • Zuvor bestätigte Russland manche Gebietsverluste im Süden indirekt. Die in der täglichen Militärbesprechung des Verteidigungsministeriums gezeigten Karten zeigen, dass die russischen Streitkräfte nicht mehr die Kontrolle über das Dorf Dudschany am Westufer des Dnjepr haben. In der nordöstlichen Region Charkiw zeigten Karten, dass die russischen Streitkräfte ihre Stellungen am Westufer des Flusses Oskil verlassen haben.

Diplomatische Beziehungen / Sanktionen / Hilfen

  • Die EU-Staaten bringen ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg. Unter anderem sollen die rechtlichen Voraussetzungen für einen von den G7-Staaten unterstützten Preisdeckel für Ölimporte aus Russland gebilligt worden sein.
  • Die US-Regierung hat weitere Waffenlieferungen für die Ukraine im Wert von 625 Millionen US-Dollar angekündigt. Das Paket beinhalte unter anderem weitere Mehrfachraketenwerfer von Typ Himars, Munition und gepanzerte Fahrzeuge, wie das Weiße Haus mitteilte. Damit erhöhe sich die militärische Unterstützung der USA für die Ukraine seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden auf einen Gegenwert von insgesamt 17,5 Milliarden Dollar. In einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij sagte Biden, dass die USA die völkerrechtswidrige Annexion von Teilen der Ostukraine durch Russland niemals anerkennen werden.
  • In der Ukraine sind Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verboten worden. Ein entsprechendes Dekret des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij wurde am Dienstag auf dessen Webseite veröffentlicht. Dem ging eine Entscheidung des Rates für Sicherheit und Verteidigung voraus. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte vor Journalisten, dass die "spezielle Militäroperation" nicht enden werde, wenn die Ukraine Gespräche ausschließe. Für Verhandlungen seien zwei Seiten nötig.

(Red./APA/Reuters/dpa)