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„Stunde Null“ - Kriegsende 1945: Die Region St. Pölten im Bombenhagel

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Der Hauptbahnhof wurde im April 1945 von Bomben schwer getroffen.

Foto: www.topothek.at/Stadtarchiv St. Pölten

Im April 1945 wurde St. Pölten und seine Umgebung von der NS-Herrschaft befreit. Die letzten Kriegstage hinterließen tiefe Narben, boten aber auch einen Neuanfang.

Heulende Sirenen, das Dröhnen von Motoren und angsterfüllte Schreie gehörten in den letzten Kriegstagen von 1945 für die Menschen zum Alltag, während sie zusammengekauert in dunklen Luftschutzbunkern saßen. Zu Ostern flogen die alliierten Luftstreitkräfte die schwersten Angriffe auf St. Pölten.

Vor allem kriegswichtige Infrastruktur wie Bahnhöfe gelangten ins Fadenkreuz der Bomber. Der Hauptbahnhof wurde im Bombenhagel in Schutt und Asche verwandelt, knapp die Hälfte der Stadtgebäude beschädigt. Auch auf den Güterbahnhof Spratzern feuerten die Alliierten rund 2.000 Geschosse, die je 125 Kilogramm wogen.

Bis Kriegsende blieb die Region eher verschont von Luftangriffen. Fliegeralarm gehörte dennoch zum Alltag. „Wir waren nach den langen Kriegsjahren, die meine Kindheit prägten, daran gewöhnt. Angst hatte ich kaum noch. Wir Kinder sind sogar nach der Schule täglich am Waldrand gelegen und haben amerikanische Bomber beobachtet, die in Richtung Wiener Neustadt geflogen sind“, erinnert sich der 92-jährige Zeitzeuge Ferdinand Kalteis, der den Krieg in St. Georgen miterlebte.

Nach der Befreiung St. Pöltens stockte die Front

Das Blatt wendete sich 1945, als sich die Rote Armee der Stadt näherte und diese nach kurzem Kampf am 15. April einnahm. Die Wehrmacht ergriff meist die Flucht und zog sich nach Westen zurück.

Der erste Kontakt mit den Sowjet-Soldaten ist dem damals 15-jährigenFerdinand Kalteis noch lebhaft in Erinnerung: „Wir saßen alle rund um den Küchentisch versammelt, die Eingangstür absichtlich unversperrt. Niemand wusste, was in den nächsten Stunden passieren wird. Auf den Straßen regierten Chaos und Furcht. Im gesamten Ort war es totenstill. Plötzlich klopfte es, zwei schwer bewaffnete Soldaten kamen herein und durchsuchten schnell die Wohnung, bevor sie zum nächsten Haus weiterzogen.“

Im Westen von St. Pölten stockte die Front für längere Zeit, bevor ein weiteres wichtiges Angriffsziel von der Roten Armee eingenommen werden konnte. Der einst von Luftwaffen-Chef Hermann Göring persönlich eröffnete Fliegerhorst Markersdorf für deutsche Jagdflieger wurde durch Bombenangriffe in den letzten Kriegstagen zwar beschädigt, die Gebäude sprengten die Deutschen allerdings selbst vor ihrer überstürzten Flucht vor der herannahenden Sowjet-Armee.

Immer wieder stieß die Rote Armee auf Gegenwehr von Fanatikern sowie unerfahrenen Rekruten, die vom NS-Regime für den aussichtslosen Verteidigungskampf in eine Uniform gezwängt wurden. Es kam teilweise zu kurzen, aber erbitterten Gefechten, die in der Region tausende Opfer forderten. Davon fanden rund 4.000 Tote ihre letzte Ruhestätte am Soldatenfriedhof in Oberwölbling, wo heute ein ganzer Wald an Kreuzen zum Frieden mahnt.

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