Austria
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Wahlniederlage kostet Tiroler ÖVP Hunderttausende Euro

Die ÖVP hat bei der Landtagswahl in 261 der 277 Gemeinden ein Minus eingefahren, den Führungsanspruch stellt sie dennoch. Heute tagt der Parteivorstand, danach soll rasch sondiert werden.

Die Tiroler ÖVP hat bei der Landtagswahl am Sonntag nicht nur massiv Stimmen eingebüßt und damit ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis eingefahren, sondern trägt auch einen finanziellen Verlust davon. Tatsächlich verliert sie aufgrund ihres Sturzes von 44,3 Prozent auf nunmehr 34,7 Prozent laut vorläufigem Endergebnis mehr als 800.000 Euro Fördergeld pro Jahr. Für das heurige Jahr hatte die Volkspartei, inklusive Klubförderung, Anspruch auf rund 4,4 Millionen Euro an Landesförderungen. Der Verlust von fast 23.000 Stimmen und drei Mandaten bedeutet nun ein Schrumpfen der monetären Mittel auf rund 3,5 Millionen Euro.

Ebenfalls von Stimmen- und finanziellen Verlusten betroffen sind die Grünen: Der bisherige Koalitionspartner büßt über 100.000 Euro an Parteien- und Klubförderung ein.

Für die übrigen Parteien gibt es künftig dagegen mehr Geld: die Liste Fritz, die sich fast verdoppelte, erhält künftig rund 400.000 Euro mehr, die FPÖ, die die SPÖ vom zweiten Platz verdrängen konnte, macht mehr als 300.000 Euro Gewinn und auch für Neos und SPÖ geht sich ein kleines Plus aus. Auch die impfkritische MFG, die den Einzug in den Landtag verpasst, die Marke von 2,5 Prozent aber überboten hat, erhält Geld: ihre 9539 erhaltenen Stimmen (2,7 Prozent) ergeben eine Einmalzahlung in der Höhe von rund 40.000 Euro.

ÖVP-Verluste in 261 der 277 Gemeinden

Das ÖVP-Ergebnis lässt sich aber nicht nur finanziell sowie in negativen Prozentpunkten, sondern auch in Gemeinden berechnen: In 261 der 277 Gemeinden musste die Volkspartei Verluste hinnehmen. Die SPÖ, die nur 0,23 Prozentpunkte zulegen konnte, verlor in 94 Gemeinden und gewann in 183 dazu. Der FPÖ (bei einem landesweiten Plus von 3,31 Punkten) gelang in 242 der Gemeinden ein Zuwachs - sie verlor in nur 35 Gemeinden.

Am schwächsten performte die ÖVP in Innsbruck mit nur 20,59 Prozent (minus 5,29 Prozentpunkte). Den größten Verlust fuhr sie in Gerlosberg ein, wo das Minus 35,98 Prozentpunkte betrug (Ergebnis: 39,75 Prozent). In 38 Gemeinden erzielte sie weniger als 30 Prozent. Mehr als zehn Prozentpunkte Verlust setzte es in 147 Gemeinden, in zweiundzwanzig büßte die ÖVP mehr als 20 Prozentpunkte ein.

Zulegen konnte die ÖVP in nur sechzehn Gemeinden. Trotz der Verluste in 261 Gemeinden ist sie aber in ebenso vielen weiterhin stärkste Partei, was auch den landesweiten Platz 1 (mit nun nur mehr 34,71 Prozent) widerspiegelt. Die "Absolute" (mehr als 50 Prozent) erreichte die ÖVP in noch einundsiebzig Gemeinden. Stärkste ÖVP-Gemeinde war Gramais mit 95,65 Prozent, das ist ein Plus von 18,38 Prozentpunkten. Damit erzielte die Partei dort auch ihren größten Stimmenzuwachs.

Mattle schließt Dreierkoalition nicht aus

Spitzenkandidat Anton Mattle will sich von dem für ihn wenig erfreulichen Zahlenmaterial indes auch am Tag nach der Wahl nicht beirren lassen. Er sei froh, die 34,7 Prozent erreicht zu haben, „nichtsdestotrotz haben wir Wählerinnen und Wähler verloren“, räumte er im Ö1-„Morgenjournal“ ein. Es werde nun die „Aufgabe der kommenden Jahre sein, das Vertrauen wieder zurückzugewinnen“. Dieser Herausforderung wolle er sich stellen, erneuerte er den „Führungsanspruch“ sowie den Anspruch, den Landeshauptmann zu stellen.

Er werde nach dem heutigen Landesparteivorstand sogleich Gespräche „mit allen Parteien, außer der FPÖ“ aufnehmen, blieb er bei seiner Wahlkampfankündigung, mit den Freiheitlichen nicht koalieren zu wollen. Mattle traut sich auch durchaus zu, eine „Dreierkoalition ins Leben zu rufen“, wie er es ebenfalls schon vor der Wahl erklärt hatte. „Jetzt werden wir in den Sondierungsgesprächen draufkommen, wie gut die Dinge funktionieren.“ Wichtig sei jedenfalls, dass es schnell zu einer Regierungsbildung komme, so der Landesparteichef, um die Probleme, die sich in Tirol stellen, angehen zu können.

Rechnerisch gehen sich übrigens nur Zweierkoalitionen mit ÖVP-Beteiligung aus, und zwar mit SPÖ oder FPÖ. Von der Variante Schwarz-Rot gehen übrigens die meisten Expertinnen und Experten aus.

>>> Anton Mattle im Ö1-Interview

(hell/APA)