Austria
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"Weil es nie zu spät ist, etwas Neues zu beginnen"

Genau zum richtigen Zeitpunkt hat ein Bekannter den 73-jährigen Rudolf Haller gefragt, ob er sich beim Roten Kreuz engagieren wolle. Das war im Jahr 2020, die Pandemie war gerade losgegangen, die Strukturen aus dem Alltag waren verloren. Seine Arbeit in der Erwachsenenbildung, die er trotz Pension weitermacht, konnte Haller nicht ausüben. Genauso wenig konnte er sich wie üblich mit seinen Freunden treffen oder ins Kaffeehaus gehen.

Stattdessen begann er, mit Essen auf Rädern jenen eine warme Mahlzeit zu bringen, für die das Kochen zu beschwerlich wurde. "Ich mache diese Arbeit mit großer Begeisterung und freue mich über die uneingeschränkte Dankbarkeit, die die Menschen einem entgegenbringen." 

Neue Kampagne soll Pensionisten erreichen

Die neue Kampagne des Roten Kreuzes unter dem Motto "Weil es nie zu spät ist, etwas Neues zu beginnen" soll Menschen wie Haller erreichen – Pensionisten, die ihre Freizeit gerne sinnvoll nutzen wollen. „Die freiwilligen Tätigkeiten helfen nicht nur den Menschen, die Hilfe brauchen, sondern es macht auch etwas mit den Freiwilligen selbst“, sagt Walter Aichinger, Präsident des oberösterreichischen Roten Kreuzes. Insgesamt 27 Prozent der 22.000 Freiwilligen des Roten Kreuzes sind über 60 Jahre alt, ein Viertel unter 25 Jahre. 

Nicht nur die passende Jacke hat das Rote Kreuz für jeden, auch das passende Tätigkeitsfeld für unterschiedliche Altersgruppen: "Ältere Menschen helfen beispielsweise bei Essen auf Rädern, bei den Rotkreuz-Märkten oder auch als Lern- und Lesecoaches. Da können sie ihre Großelternrolle ausleben“, sagt Aichinger.

200 bis 300 neue Freiwillige hofft das Rote Kreuz, durch die neue Kampagne zu erreichen, so Landesgeschäftsleiter Erich Haneschläger. Vor allem ältere Menschen erreiche man aber nicht nur über Kampagnen, sondern vor allem durch den Verwandten- und Bekanntenkreis, sagt Aichinger. "Es braucht jemanden, der sagt, schau dir das an." 

So war es auch bei Haller. Er ist froh, eine sinnstiftende Tätigkeit außerhalb seines Berufes gefunden zu haben, das Element der „freiwilligen Pflicht“ betont er positiv: „Ich verpflichte mich zu einer freiwilligen Tätigkeit – dann muss ich eben in der Früh aufstehen und kann nicht im Bett liegen bleiben“, sagt er. Das sei stützend für die Persönlichkeit, denn es gebe eine Struktur zurück. Haller geht nun auch wieder arbeiten – durchschnittlich zwei Mal in der Woche ist er aber immer noch mit Essen auf Rädern unterwegs.