Switzerland
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Berühmte Namensvetterin: «Ich heisse Giorgia Meloni – und das ist verheerend!»

Berühmte Namensvetterin«Ich heisse Giorgia Meloni – und das ist verheerend!»

Eine junge Sardin heisst gleich wie die italienische Wahlsiegerin – und findet das nur mässig lustig.

«Darf ich dich wählen?» Den Spruch hat Giorgia Meloni x-mal gehört.

«Darf ich dich wählen?» Den Spruch hat Giorgia Meloni x-mal gehört.

Foto: Instagram

«Es ist ein Albtraum», sagt Giorgia Meloni. Nicht DIE Giorgia Meloni, die als Anführerin der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia die italienischen Parlamentswahlen gewonnen hat und nun wahrscheinlich als erste Frau in der Geschichte des Landes Premierministerin wird. 

Nein, die Rede ist von einer 20-jährigen Giorgia Meloni, die auf Sardinien lebt und in den sozialen Medien aktiv ist. Auf Tiktok folgen Meloni fast 85’000  Personen. Sie erfahren unter anderem, wie es so ist, als Namensvetterin der Politikerin mit einem der gegenwärtig bekanntesten Namen Italiens durchs Leben zu gehen: nämlich nicht sehr lustig.

Wobei vielleicht auch ein bisschen Koketterie dahintersteckt, denn normalerweise beklagen sich ja Tiktokerinnen und Instagram-Selbstvermarkterinnen nicht über zu viel Aufmerksamkeit. 

Schallendes Gelächter im Wahllokal

Aufsehen erregte Meloni zum Beispiel bei der Stimmabgabe am 25. September. Die 20-Jährige schildert, wie sie das Wahllokal betritt und nach ihrem Namen gefragt wird, um den Stimmzettel, die «scheda elettorale», ausgehändigt zu erhalten. «Ich wusste, was passieren würde, und sagte zuerst nur Giorgia», erzählt sie auf Tiktok. «Familienname?», fragt die Funktionärin. «Meloni.» «Wie bitte?» Als sich geklärt hat, dass sie tatsächlich Giorgia Meloni heisst, seien alle Umstehenden in schallendes Gelächter ausgebrochen und hätten Sprüche gemacht wie: «Na, dann ist ja wohl klar, wen du wählst.»

In ihrem selbstbewussten Videobeitrag schildert die sardische Meloni weitere Erfahrungen aus einem Leben mit berühmtem Namen: Kaum eine Freundin, kaum ein Lehrer, die nicht irgendeinen Kommentar abgeben, und meistens sei deren Witzigkeit sehr überschaubar.

Einige fordern sie auf, gefälligst den Namen zu ändern.

Seit Beginn des Wahlkampfs und erst recht seit dem Triumph der Politikerin sei sie mit Nachrichten nur so überschwemmt worden, sagt Meloni und blendet einige davon in ihrem Video ein: «Darf ich dich wählen?» Oder: «Ich weiss nicht, ob du schöner bist oder dein Name.»

Es gebe auch Leute, die sie für die Politikerin halten und loben oder beschimpfen. Oder solche, die kategorisch sagen: «Giorgia Meloni gibt es nur eine.» Sie solle also gefälligst den Namen ändern. 

In Anspielung auf die epischen Wutanfälle und Schimpfkanonaden der Wahlsiegerin präsentiert sich die junge Frau in den sozialen Medien mit dem Satz: «Ich bin nicht die Politikerin, ich bin sympathisch.» Und auf die Frage, ob auch sie mit Matteo Salvini, dem Chef der rechtspopulistischen Lega, befreundet sei, antwortet sie: «Nein, Gott sei Dank nicht.»

Und wen wählt sie nun?

Die Wahlen, sagt die junge Sardin, hätten schwerer auf ihr gelastet als auf der anderen Meloni. «Verheerend», sei das alles gewesen. Bleibt ihr wohl nicht viel anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass ihrer Namensvetterin dasselbe widerfährt wie fast allen Politikern in Italien: Viel Popularität in sehr kurzer Zeit mit sehr viel öffentlichem Trara – aber dann geht es auch schnell wieder zurück ins Nirwana der öffentlichen Gleichgültigkeit.

Und hat sie ihre berühmte Namensvetterin nun gewählt? Im Video verzieht Giorgia Meloni leicht angewidert das Gesicht und sagt: «Nein, nein.» Aber: «Lassen wir sie arbeiten und hoffen wir auf ein besseres Italien!»   

Sandro Benini ist Redaktor im Ressort Kultur und Gesellschaft. Er hat italienische und deutsche Literatur studiert und war elf Jahre lang Lateinamerika-Korrespondent mit Wohnsitz in Mexiko. Mehr Infos

Fehler gefunden? Jetzt melden.