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Experte zu Jugend & Medien: «Das Problem ist die Finanzierung, Punkt»

Experte zu Jugend & Medien«Das Problem ist die Finanzierung, Punkt»

Was du in den Händen hältst, ist eine Zeitung – und die lesen immer weniger Leute. Medienexperte Manuel Puppis blickt zurück auf 25 Jahre bewegte Schweizer Mediengeschichte und voraus ins Ungewisse.

Manuel Puppis ist Professor für Medienstrukturen an der Uni Freiburg.

Manuel Puppis ist Professor für Medienstrukturen an der Uni Freiburg.

Foto: PD

Kubebenpfeffer ist eine der exotischsten Pfeffersorten überhaupt. Doch auch dieser «Pfeffer» hier sticht mit seinem sehr aussergewöhnlichen Charakter hervor. In einer Zeit, in der sich die Jugend online auf Social-Media-Plattformen und Streamingdiensten tummelt, erscheint diese Seite seit einem Vierteljahrhundert ausgedruckt in der Zeitung und seit ein paar Jahren auch online.

Wie in einer anderen Welt

Dabei hat sich gerade in den letzten Jahren viel getan in der Medienlandschaft. «Mit dem Internet kam es zu einer Angebotsexplosion», erklärt Manuel Puppis, Professor für Medienstrukturen an der Uni Freiburg. Als 1997 diese Jugendseite ins Leben gerufen wurde, war das Internet aber erst in den Anfängen. Die Jugend von damals habe vor allem Jugendzeitschriften, Privatradios und ausländische Privatfernsehen konsumiert, so Puppis.

Schliesslich schritt die Digitalisierung voran – statt in der Zeitung lesen wir die Artikel heute online. Statt Fernsehen zu gucken, suchen wir auf Netflix einen Film aus. «Die Digitalisierung allein ist aber nicht die grösste Herausforderung für Medien», erklärt Manuel Puppis. Dieser Wandel fordere zwar neue Arten des Journalismus, doch für den Medienforscher sind es andere Probleme, welchen sich die Medien heutzutage stellen müssen.

Medien in der Krise

Mit dem Medienwandel gehe nämlich auch ein Wandel der Öffentlichkeit einher: «Heute hat jede Person die Möglichkeit, potenziell ein grosses Publikum zu erreichen.» Diese Rolle war vor 25 Jahren Zeitungen, Radios und Fernsehen allein vorbehalten. Doch mit dem Aufkommen von Blogs und Social Media haben sie die Kontrolle, über was die Gesellschaft diskutiert, verloren.

«Die Schweizer haben für Onlinejournalismus eine geringe Zahlungsbereitschaft.»

Manuel Puppis, Professor für Medienstrukturen an der Uni Freiburg

Die grösste Knacknuss ist für Puppis aber das liebe Geld: «Die Schweizer haben für Onlinejournalismus eine geringe Zahlungsbereitschaft.» Weil der Medienkonsum immer mehr online stattfindet, das Geld aber vor allem mit ausgedruckten Zeitungen und Abonnements gemacht wird, gehe das Finanzierungsmodell vieler Printmedien nicht mehr auf.

Hinzu kommt: Während 1997 der Werbemarkt mit Zeitungsinseraten noch ausgezeichnet funktionierte, lasse sich jetzt mit Onlinewerbung fast kein Geld mehr verdienen. Die meisten Werbeeinnahmen flössen ab zu den grossen Plattformen wie Facebook und Google, so der Professor.

Wie geht es weiter?

«Ich weiss nicht, wie die Medien diese Krise bewältigen werden», führt Puppis weiter aus. Es warten also schwierige Zeiten. «Das Problem ist die Finanzierung, Punkt.» Deshalb brauche es eine staatliche Medienförderung. «Wenn die Konsumenten nicht bezahlen, muss jemand anderes übernehmen.» Ein solches Massnahmenpaket erlitt allerdings erst letzten Februar vom Stimmvolk eine Abfuhr. Der Bundesrat muss nächstes Jahr Stellung nehmen, wie es mit der Medienförderung weitergehen soll – was er entscheidet, ist für Puppis ungewiss. Für ihn steht aber fest: «Die direkte Presseförderung ist jetzt für Jahre blockiert.»

«Viele junge Leute sind sich der Bedeutung des Journalismus bewusst.»

Manuel Puppis, Professor für Medienstrukturen an der Uni Fribourg

Die Krisenbewältigung sei trotzdem möglich, es stelle ich jetzt die Frage: «Sind Gesellschaft und Politik bereit, die Funktionsweise der Demokratie zu verteidigen?» Dazu gehöre auch, Verantwortung zu übernehmen – die Bevölkerung sollte im Umgang mit Medien geschärft werden.

Hier lobt der Medienforscher die Jugendlichen: «Viele junge Leute sind sich der Bedeutung des Journalismus bewusst.» Der «Pfeffer» wird auch in den nächsten 25 Jahren dafür sorgen, dass das so bleibt – und muss sich dafür stets den Bedürfnissen der Jugendlichen anpassen.

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