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Gletscherschmelze in Rekordzeit: Schweizer Pass ist erstmals seit 2000 Jahren eisfrei

Gletscher in Gefahr

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Gletscher in Gefahr

quelle: getty images south america / mario tama

Das Eis auf dem Rhonegletscher schmilzt im Rekordtempo

Video: srf

Eine Gruppe von Wissenschaftern wirft den offiziellen Gremien vor, dass sie die Worst-Case-Szenarien des Klimawandels herunterspielen. Zwei renommierte Schweizer Fachpersonen ordnen jetzt erstmals ein.

Überschwemmungen reissen Häuser mit sich, Brände vernichten riesige Waldflächen und Menschen sterben aufgrund der Hitze: Das sind keine Zukunftsszenarien, das ist die Gegenwart. Und die Warnungen des Weltklima­rates IPCC sind eindeutig: Das ist erst der Anfang. Wetterextreme häufen sich und werden intensiver. So weit, so düster.

Dieses kleine Stück auf dem Col de Zanfleuron verbindet die beiden Gletscher noch. Was es mit den Blachen auf sich hat, erfährst du in der Infobox.

Dieses kleine Stück auf dem Col de Zanfleuron verbindet die beiden Gletscher noch. Was es mit den Blachen auf sich hat, erfährst du in der Infobox.Bild: Glacier 3000

Der Col de Zanfleuron zwischen den Kantonen Wallis und Waadt kann erstmals seit mindestens 2000 Jahren wieder eisfrei betreten werden – eine Folge des rasanten Gletscherschwunds in der Region.

Seit mindestens 2000 Jahren war der Col de Zanfleuron mit Eis bedeckt. Die verbundenen Gletscher Scex Rouge und Zanfleuron flossen von der Passhöhe auf rund 2800 Metern über Meer in unterschiedliche Richtungen. Weil sie in diesem Sommer aber rund dreimal so viel an Dicke verloren wie im Schnitt der letzten zehn Jahren, sind die beiden Gletscher bald getrennt.

Gemäss dem Glaziologen Mauro Fischer, Forscher an der Universität Bern, kann man jedoch ohne weitere Untersuchungen nicht sagen, ob der Pass während der letzten Zwischeneiszeit vor ca. 6000 Jahren (Klimaoptimum des Holozäns) wirklich unter dem Eis lag.

Der fast eisfreie Pass und im Hintergrund links die Bergstation der Gondel vom Col du Pillon her.

Der fast eisfreie Pass und im Hintergrund links die Bergstation der Gondel vom Col du Pillon her.Bild: Glacier 3000

Das restliche Eis auf dem Pass wird in den nächsten Wochen ganz verschwinden. Glacier 3000 schreibt dazu: «Während Messungen in 2012 an dieser Stelle eine Eisdicke von etwa 15 Metern ergaben, wird das Land bis Ende September gänzlich (wieder) zum Vorschein kommen. Der Sommer 2022, der auf einen niederschlagsarmen Winter folgte, war in der Tat katastrophal für die Gletscher. Laut Mauro Fischer, der sich regelmässig vor Ort befindet, wird der Verlust an Gletscherdicke in der Region Les Diablerets dieses Jahr im Vergleich zu den letzten 10 Sommern durchschnittlich 3-mal höher sein.»

Anstelle des Scex-Rouge-Gletschers wird wahrscheinlich in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein natürlicher See entstehen. Er dürfte eine Tiefe von etwa zehn Metern und ein Volumen von 250'000 Kubikmeter haben.

Über den Gletscher führt auch ein Fussweg zum Quille du Diable (Felssporn hinten in der Mitte).

Über den Gletscher führt auch ein Fussweg zum Quille du Diable (Felssporn hinten in der Mitte).Bild: Glacier 3000

Auch Skigebiet betroffen

Auch das Skigebiet auf dem Gletscher wird in den nächsten Jahren betroffen sein: Ohne Erneuerungen wird es nicht gehen. So hat das Unternehmen komplett auf Strom aus Schweizer Wasserkraft umgestellt. Zudem will die Firma mehr erneuerbare Energien produzieren und die Energieeffizienz steigern.

Bernhard Tschannen, Direktor der Seilbahnen, kann sich zwar nicht über die Situation freuen, ist aber dennoch beeindruckt vom Gletscher-freien Pass: «Seit mehr als 2’000 Jahren hat niemand mehr diesen Ort betreten, das ist sehr bewegend.» (fox)

Blachen auf dem Gletscher

Auf den Bildern sind deutlich drei von weissen Blachen abgedeckte Felder zu sehen. Diese werden im Frühling ausgelegt, im Herbst wieder entfernt. Bernhard Tschannen, Direktor der Seilbahnen, erklärt: «Die Blachen wirken sehr gut und helfen rund 70 bis 80 Prozent des Schnees zu schützen.» Ziel dabei ist nicht, den ganzen Gletscher vom Verschwinden zu bewahren: «Wir haben diese an für uns bedeutungsvollen Punkten ausgelegt, wo wir damit den Gletscher schützen können.» Den Skibetrieb auf dem Glacier 3000 wird es auch nach Verschwinden des Gletschers geben. Dank seiner Höhenlage dürfte es eines der schneesichersten in der Region bleiben.

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