Switzerland
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Sieg zum Abschluss: Dank Sommer und ganz viel Aluminium

Sieg zum AbschlussDank Sommer und ganz viel Aluminium

Mit einem 2:1 gegen Tschechien sichert sich die Schweiz in der Nations League den Verbleib in der Liga A. Es ist ein hart erkämpfter und auch glückhafter Sieg gegen einen zähen Gegner.

Hält einmal mehr einen Penalty: Yann Sommer.

Hält einmal mehr einen Penalty: Yann Sommer.

Foto: Michael Buholzer (Keystone)

Mit drei Niederlagen und viel Kritik war die Schweiz im Juni in die Nations League gestartet. Mit drei Siegen und mehr Lob beendet sie den Wettbewerb. Auf das 1:0 gegen Portugal und Hier der Ticker zum Nachlesen).

Die drei Siege reichen allemal, um in der Liga dieses Wettbewerbs zu bleiben. Nicht weniger tun sie gut mit Blick auf die WM im November in Katar. Sie können mit einem guten Gefühl dahin reisen – allerdings auch mit der Erkenntnis, dass sie kaum immer so viel Glück haben wie in St. Gallen. Dreimal müssen sie sich auf Pfosten oder Latte verlassen, und einmal brauchen sie Yann Sommer bei einem Elfmeter.

Tomas Soucek verschiesst für Tschechien vom Elfmeterpunkt.

Video: SRF


Es ist ein zäh erarbeiteter Sieg, glückhaft auch, und es ist ein Sieg, auf den am Anfang nicht eben viel hingedeutet hat. Die Schweiz tut sich schwer mit diesem hartnäckigen Gegner, der viel für die Offensive unternimmt. Von Anpfiff an kommt sie nicht in die Gänge, nach zwei Minuten muss sie schon den ersten Warnschuss überstehen. Ein Corner lenkt Soucek aus fünf Metern zu ihrem Glück direkt in die Arme von Yann Sommer.

Der Warnschuss wird aber nicht zum Weckruf, die Schweizer verteidigen weiterhin nachlässig und alles andere als mit letzter Konsequenz. So wie bei Souceks Chance ist Nico Elvedi auch wenig später nirgendwo, um Gefahr vom eigenen Tor abzuwenden. Die Latte übernimmt seine Aufgabe bei Vlakonvas Distanzschuss. Sommer ist beim Flachschuss von Cerny bis in die Fingerspitzen gefordert, um den Ball eben noch so in Corner lenken zu können. Nach 20 Minuten ist die Schweiz mit dem 0:0 gut bezahlt.

Bei ihren Angriffen verströmt sie kaum Gefahr, sie findet kaum Räume, um Tempo zu machen, und als sie es dann einmal schafft, nach der ersten starken Szene von Breel Embolo, weiss Djibril Sow mit seinen Freiheiten nichts anzufangen und wird gebremst. Ruben Vargas trifft nur ins Aussennetz.

Und dann steht es plötzlich 2:0. Fabian Schär bricht durchs gegnerische Mittelfeld und findet Xherdan Shaqiri. Der hat am rechten  Flügel alle Freiheiten, um sich den Ball so zurechtzulegen, um ihn punktgenau auf den Kopf von Remo Freuler treten zu können. Freuler kann gar nicht anders, als aus vier Metern das erste Tor zu erzielen.

Die Tschechen sind nach dem Anspiel offenbar so verwirrt, dass sie dem Gastgeber gleich noch das zweite Goal schenken. Embolo kann mit einem bösen Fehlpass eines Tschechen davonstürmen und trifft vom Strafraumrand in die tiefe Ecke. Jubel überall, auf dem Rasen, auf den Rängen, und an der Seitenlinie reckt Murat Yakin den Arm.

Die Führung befreit, die Schweiz kontrolliert das Spiel sicher und überlegt. Shaqiri schlägt einen Traumpass in die Tiefe, Sow ist in einem solchen Moment nicht der beste Anspielpartner. Er wird wieder gestoppt. Im Gefühl der Überlegenheit kann es sich Xhaka erlauben, aus zehn Metern den Ball zu Sommer zurück zu köpfeln.

Die Schweiz fühlt sich in diesen letzten Momenten vor der Pause wohl zu überlegen, zu sicher. Darum arbeitet sie wieder schludrig vor dem eigenen Tor. Shaqiri ist in der Rückwärtsbewegung unaufmerksam, Jemelkas Flanke findet Coufal, der den Ball an den Pfosten wuchtet. 

Das hätte sich wieder als Warnschuss verstehen lassen, die Schweiz tut es nicht. Und deshalb ist es nur logisch, dass Patrik Schick, dem Star von Bayer Leverkusen, in der 45. Minute der Anschlusstreffer für Tschechien gelingt.

Sommers Nervenstärke

Es ist und bleibt ein zähes Spiel für Yakins Mannschaft. Embolo sorgt fast allein für Gefahr. Er setzt einen Prellball neben das Tor, lanciert Sow herrlich in die Tiefe, prüft mit einem Kopfball Tschechiens neuen Goalie Stanek. Embolo ist überall und beweist so wieder einmal, was an Kraft und Qualität in seinem Körper steckt.

Als er nach 65 Minuten Haris Seferovic im Sturmzentrum Platz macht, liegt die Schweiz weiterhin vorne. Das hat ganz viel mit Sommer zu tun, der Gladbacher zeigt ein weiteres Mal seine Nervenstärke bei einem Elfmeter und zwingt Soucek zum Fehlschuss, wie einst Sergio Ramos, Jorginho oder im EM-Achtelfinal Kylian Mbappé. 92 Elfmeter sind in seiner Karriere schon gegen ihn geschossen worden, einen Viertel davon hat er gehalten.

Mit seiner jüngsten Tat bügelt er einen Fehler von Elvedi aus, mit dem er den Penalty verschuldet hat. Der Gladbacher ist einen Abend lang selten auf der Höhe seiner Aufgabe.

Die letzte halbe Stunde ist ein Abnützungskampf. Die Schweiz vergibt Konterchancen, dafür hat sie noch einmal den Pfosten auf ihrer Seite. Von da fliegt Jemelkas Kopfball in die Arme von Sommer. Nach 95 Minuten geht das Spiel keine Sekunde zu früh zu Ende.

Thomas Schifferle ist seit 1979 Sportjournalist. Seit 1995 arbeitet er in der Sportredaktion bei Tamedia.Mehr Infos

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