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100 Jahre Strom in Hofheim

Bayernwerk übergibt Urkunde

Am 10. Juli 1922 erhielt die Stadt Hofheim zum ersten Mal einen Zugang zu elektrischer Energie. Mit einem "Zustimmmungsvertrag" zwischen der Stadt und der damaligen Dampfsäge- und Überlandwerk Hofheim Aktiengesellschaft konnten nun erstmals Stromleitungen, Schalt- und Transformatorenstationen im Ort errichtet und damit Strom bezogen werden. Damit blickt das Bayernwerk als direktes Nachfolgeunternehmen mit der Stadt Hofheim auf eine der wenigen Energiepartnerschaften zurück, die eine 100-jährige Verbindung aufweisen können.

"Wir freuen uns, dass wir in Hofheim seit so langer Zeit die Stromnetze betreiben dürfen. Uns ist eine sichere, zukunftsfähige und effiziente Versorgung wichtig. Deshalb investieren wir kontinuierlich in unsere Netze", sagte Günter Jira vom Kommunalmanagement der Bayernwerk Netz GmbH.

Zweiter Bürgermeister Reinhold Giebfried lobte seinerseits die gute und langfristige Zusammenarbeit mit dem Bayernwerk. "Für uns ist wichtig – gerade in dem durch die Energiewende umso bedeutsameren Geschäftsfeld – einen zuverlässigen und kompetenten Energieversorger als Partner zu haben."

Neben verschiedenen Maßnahmen prüfen aktuell die Stadt und das Bayernwerk auch die Möglichkeiten zur Modernisierung und Energieeinsparung bei der Straßenbeleuchtung mit LED-Leuchten.

Die frühesten Nachweise für eine Elektrifizierung in Hofheim finden sich laut der Chronik Hofheims im Jahr 1909. Dass dies jedoch nicht der Beginn der Stromerzeugung war ist mündlich überliefert, kann aber nicht belegt werden. Erster Produzent elektrischer Energie war die "Maschinenfabrik und Eisengießerei Wagner Söhne, Inhaber Jakob und Matthes Wagner" in der Rügheimer Straße später Landmaschinen Löblein.

Wann Sie mithilfe einer Dampfmaschine elektrischen Strom zu erzeugen begann, lässt sich nicht mehr feststellen. Sicher ist jedoch, dass ihn die Firma nicht nur für den Eigenbedarf produzierte, sondern auch schon private Haushalte in Hofheim damit belieferte.

Mit der Stadt Hofheim selbst kam in dieser Zeit noch kein Vertrag über den Ausbau eines Ortsnetzes zustande, obgleich die Bürger wegen der Aktualität sogar am zweiten Weihnachtsfeiertag 1909 zu einer Gemeindeversammlung geladen wurden, bei der sie sich über die Möglichkeit und den Stand der Elektrifizierung informieren konnten.

Die erst fertiggestellte Wasserleitung hatte wohl die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt und der meisten ihrer Einwohner erschöpft und die wohlhabenderen Bürger hatten ohnehin schon einen Privatanschluss bei der Firma Wagner Söhne, auch wenn damals um 22 Uhr "die Matthesa", die Ehefrau des Matthes Wagner, den Strom für die Nacht abgeschaltet hat.

Trotz der enormen Belastung und der Nöte der Kriegszeit entschloss sich die Stadt Hofheim dann doch einen Zustimmungsvertrag mit der Firma Wagner Söhne für die Elektrifizierung abzuschließen mit Baubeginn zum 15. November 1916. Darin wird dem E-Werk Wagner Söhne das alleinige Recht eingeräumt in Hofheim Leitungen zu verlegen, die notwendigen Einrichtungen zu erstellen und das Stadtgebiet mit elektrischer Energie Für Licht- und Kraftzwecke zu versorgen.

Die Dauer des Vertrags war begrenzt "bis zu dem Zeitpunkt an dem sich für die Gemeinde die Möglichkeit des Anschlusses an ein Überlandwerk ergibt." Trotz dieses Vertrags konnte das Ortsnetz für Hofheim in diesen Kriegsjahren nicht voll ausgebaut werden. Elektrischer Strom blieb Luxus. Nur einige städtische Gebäude wie das Schulhaus und die Kinderbewahranstalt im städtischen Spital im Eckhaus außerhalb des Rügheimer Tores wurden an das Stromnetz angeschlossen.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Überlandwerk Hofheim gegründet. Die Übereinkunft der Stadt mit dem neuen Stromlieferanten datiert vom 10. Juli 1922. Der Vertrag mit der Firma Wagner Söhne von 1916 wurde damit aufgehoben. In Hofheim begann 1922 der Ausbau des Ortsnetzes. Nach Aussage der Anwohnerin Katharina Valtenmeier soll Hofheim damals einem einzigen Warenlager geglichen haben.

In Höfen und leeren Scheunen lagen große Mengen Kabelrollen, Dachständer, eiserne und hölzerne Masten, Leitern, Zählerkasten und dergleichen mehr. Auch alle gemeindlichen Gebäude der Stadt einschließlich der Zöllnerwohnungen in den Torhäusern und der Ortsbeleuchtung wurden elektrifiziert. In einer Werbeanzeige nennt die Besitzerin des Fränkischen Hofs, Frau Och, unter dem besonderen Service des Hotels: "Elektrisches Licht im Hause".

Interessant sind die damaligen Preise und Gebühren für die Elektrizität: Landwirtschaftliche Motoren waren 1922 von einer Grundgebühr befreit. Für gewerblich genutzte Motoren wurden pro Jahr und Pferdestärke zehn Mark berechnet.