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180 Meter unter der Erde liegt das Kostbarste auf der Welt

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

in Deutschland muten Debatten über den Klimawandel seltsam an: einerseits schrill, wenn es um die Kleber-Aktivisten geht, andererseits bürokratisch, wenn Politiker auf Gipfeltreffen viel reden, aber wenig tun. In Ostafrika muss man niemanden mehr von der Brutalität der Klimakrise überzeugen und auch nicht von der Notwendigkeit, sofort zu handeln. Etwa im Osten Kenias, wo in diesem Dezember schon die fünfte Regenzeit ausfällt. Ist kein Wasser mehr da, verändert sich alles.

"Noch vor drei Jahren war hier in den Regenzeiten ein Fluss", sagt Ismail Mohammud und zeigt auf das Sandmeer hinter sich. "Jetzt ist alles trocken." 3.000 Menschen leben in seinem Heimatdorf nahe der Grenze zu Somalia, drei Stunden Autofahrt von der nächsten Stadt entfernt. "Es regnet einfach nicht. Wir reden über nichts anderes mehr." Die meisten Ziegen, Rinder und Kamele sind bereits verdurstet. "Die Tiere sind unser einziges Einkommen, wir haben nichts anderes", sagt Ismail. Noch vor fünf Monaten hat er für eine Ziege auf dem Markt knapp 25 Euro bekommen. Jetzt bekommt er nichts mehr. "Die Tiere sind ja nur noch Gerippe", sagt er und zeigt auf einen Baum, unter dem eine sterbende Ziege ihre letzten Atemzüge tut.

In ihrer Verzweiflung haben die Männer Löcher in das ausgetrocknete Flussbett gegraben: In acht Metern Tiefe finden sie an manchen Stellen Wasser. "Es dauert drei Monate, so ein Loch auszuheben", erzählt Ismail, "aber nur bei jedem dritten oder vierten haben wir Glück." Zwei Mädchen klettern behände in eines der Löcher und kommen mit einem Kanister wieder heraus. Jeden Tag warten sie mehrere Stunden in der Gluthitze, bis sich unten genügend Wasser gesammelt hat. Ja, vormittags gehen sie in die Schule, aber eigentlich ist das nun nicht mehr wichtig. "Es dreht sich hier alles nur noch ums Wasser", sagt Ismail. "Wir brauchen dringend Hilfe. Einige Familien haben nur noch Essen für zehn Tage."

Diese Not kennt auch Mahuba Abdelkadir, die in einem Hüttendorf 20 Kilometer entfernt lebt. Auch sie hat gesehen, wie die meisten Tiere der Familien verendet sind. Nun hütet die 60-Jährige ihre sieben Enkel, weil deren Eltern mit den verbliebenen Ziegen auf der Suche nach Wasser weitergezogen sind. Zurück bleiben die Alten, die Kinder und die meisten Frauen. Für die kommenden Wochen hat Mahuba noch etwas Geld, aber sie weiß nicht, wie lange es noch reicht. "Ich versuche alles, um meine Enkel von hier fortzubekommen und ihnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, auch den Mädchen. Sie sollen später Arbeit haben, damit sie uns dann helfen können." So wie ihre Nachbarin: Die verkauft in ihrer Hütte Zucker, Süßigkeiten, Schuhe und Strom aus einer Solarpanele für die Handys im Dorf.

Es ist nicht so, dass die Menschen sich nicht selbst helfen. Sie versuchen es. Aber es wird immer schwieriger. Das zeigt sich auch in Rigdam, einer Wasserstelle in der Gegend. 11.000 Menschen aus der weiteren Umgebung werden hier versorgt. Ins nächste Hüttendorf haben sie eine Leitung gelegt, nur leider war die solarbetriebene Pumpe mehrere Monate lang kaputt. Mit Hilfe der Vereinten Nationen ist sie repariert worden, nun wird die Leitung sogar bis ins übernächste Dorf verlängert. Bisher mussten dessen Einwohner den Weg zum Brunnen zu Fuß zurücklegen: sieben Kilometer hin, sieben zurück.

"Die Leitung ist gut, aber die Situation verschlechtert sich trotzdem, sagt Garad Mahumed Waeys. "Die letzten drei Jahre hat es kaum geregnet, da reicht dann auch das Wasser aus dem Brunnen nicht mehr. Die Herden sterben, es wächst fast nichts mehr, und das Wenige, was bleibt, wird von Schädlingen zerfressen." Der 72-Jährige ist Dorfvorsteher und hat von seinen 300 Ziegen schon 260 verloren. Ich habe meine Eindrücke vor Ort gefilmt (siehe hier) und ihn gefragt, woher der Wassermangel seiner Ansicht nach rühre. Seine Antwort kam prompt: "Das Problem ist der Klimawandel, das sieht doch jeder! Früher hat es mehrmals im Jahr ausgiebig geregnet. Jetzt nicht mehr. Wasser ist für uns das Wichtigste auf der Welt geworden." Ob er eine Botschaft an die Deutschen loswerden wolle, habe ich ihn gefragt. Da hat er mit seinem Stock im Sand gekratzt und mich dann angeschaut: "Weißt du, ihr seid ja unsere Brüder. Bitte unterstützt uns. Wir können doch nichts dafür, dass wir unsere Herden verlieren. Bald haben wir nichts mehr zu essen."

Ich habe ihm versprochen, seine Worte weiterzugeben. Deshalb stehen Sie hier. Was Sie damit anfangen möchten, liebe Leserin und lieber Leser, das entscheiden Sie selbst. Ich habe hier jedenfalls mit eigenen Augen gesehen, dass Spenden vor Ort ankommen und den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen können. Schauen Sie also gern mal hier oder hier oder hier.