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2782 Euro fürs Heim! - Wozu gibt es eigentlich die Pflegeversicherung?

Altwerden muss man sich leisten können. Knapp 800 000 Menschen leben im Heim, bekommen horrende Rechnungen.

Der Verband der Ersatzkassen fasst den Schrecken in Zahlen zusammen: Für einen Heimplatz müssen Pflegebedürftige durchschnittlich 2411 Euro im Monat hinlegen. Das sind 278 Euro mehr als vor einem Jahr.

Patientenschützer Eugen Brysch ist fassungslos: „In nur fünf Jahren sind die Eigenanteile um 40 Prozent explodiert!“ Millionen Menschen würden „finanziell unter die Wasserlinie gedrückt“.

Denn: Die Pflegekassen übernehmen nur einen Teil der Heimkosten. Den wachsenden Teil zahlen die Bewohner. Im Schnitt bekommen sie monatlich aber nur rund 1000 Euro Rente aufs Konto.

Wer also nicht genug gespart hat, wird am Ende des Lebens ein Fall fürs Sozialamt, das dann einspringt. 2021 betraf das 335 000 Heimbewohner.

„Das ist ein großes Problem für die Pflegebedürftigen und ihre Ehefrauen und -männer“, sagt Michaela Engelmeier vom Sozialverband SoVD. Kinder müssen nur für die Eltern zahlen, wenn sie mehr als 100 000 Euro brutto im Jahr verdienen.

Klar ist: Die soziale Pflegefinanzierung ist am Ende. Es bräuchte Geld aus dem Staatshaushalt, damit die Heimbewohner nicht immer mehr zahlen müssen. Noch ist aber unklar, ob Finanzminister Christian Lindner (44, FDP) Steuergeld für die Pflege abzweigen wird.

Chart: Kostensteigerung im Altenheim – Infografik

FDP-Pflegeexpertin Nicole Westig (55) verweist auf den Koalitionsvertrag und will erst mal große Kostenblöcke aus der Pflegeversicherung lösen: Für medizinische Behandlungspflege (Wundversorgung, Medikamentengabe) in den Heimen sollen die Krankenkassen bezahlen, wie im ambulanten Bereich auch.

„Dies würde die Eigenanteile ad hoc um schätzungsweise 300 Euro monatlich reduzieren.“ Ebenso sollten die Ausbildungskosten der Pflegekräfte nicht länger auf die Heimbewohner umgelegt werden. Das würde diese um circa 150 Euro im Monat entlasten.

Sozialverbandschefin Engelmeier wirft den Ländern vor, die Heime nicht ausreichend finanziell zu fördern.

► Die Folge: Die Betreiber legen etwa die Kosten für Instandsetzungen auf die Bewohner um. „Die Länder schleichen sich aus der Verantwortung!“

Klar ist auch: Die Pflege muss grundlegend anders finanziert werden. Immer weniger Junge können nicht für immer mehr Ältere aufkommen. Die Ampel hat 2021 vereinbart, dass eine Expertenkommission eine generationengerechte Finanzierung entwickeln soll. Die Kommission gibt es bis heute nicht.

Foto: BILD

Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.