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900 Lehrer fehlen: Was Berlin gegen den Lehrermangel tun will

„Schon im Mai muss eigentlich das Gerüst für die Lehrerversorgung im nächsten Schuljahr stehen“, sagt Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD), die aus der Praxis kommt und bis zum vergangenen Sommer selbst eine Brennpunkt-Grundschule in Neukölln geleitet hat. Die neuste Prognose für die Lehrerversorgung aus dem Bildungssenat wird in den Schulen Schrecken verbreiten: Im kommenden Jahr fehlen in Berlin nach einer Berechnung der Berliner Schulbehörde voraussichtlich 920 Lehrer. In Anbetracht der schon jetzt angespannten Situation mit vielen Quereinsteigern in der Grundschule und einem hohen Anteil von Lehrern ohne klassische pädagogische Ausbildung hat die Bildungsverwaltung allen Grund, frühzeitig nach Auswegen zu suchen.

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

Derzeit befinden sich nach Auskunft der Schulbehörde 2536 Lehrkräfte in berufsbegleitender Ausbildung, also Quereinsteiger, die eine Fortbildung machen; das sind 7,4 Prozent der aktiven Lehrkräfte in Berlin. Bis zum vergangenen Jahr war Berlin das einzige Land, das Lehrer nicht verbeamtete, so gingen viele in Berlin wohnende Lehrer nach Hamburg oder Brandenburg. Inzwischen verbeamtet auch Berlin und erlässt nun auch die Wartezeit für eine Verbeamtung, die bisher bei acht Monaten lag.

Die Lehrerversorgung wird in den kommenden Jahren für alle Bundesländer zu einem der dringendsten Probleme werden. Selbst Bayern meldet inzwischen Lehrermangel. Je nach Berechnung sollen in den Jahren 2025/26 schon 26.000 Lehrer fehlen. Das ist allerdings eine optimistische Prognose der Kultusministerkonferenz. Der Bildungsforscher Klaus Klemm rechnet eher mit 40.000 fehlenden Lehrern. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft INSM sieht einen Fehlbestand von 35.000 Lehrern bundesweit, schon im Jahr 2035/36 aber von 76.000. Immerhin hat die INSM den Berliner Grundschulen einen dritten Platz bei der Schüler-Lehrer-Relation attestiert. Bayern und Baden-Württemberg liegen hier auf den letzten Plätzen.

Flüchtlingskinder aus Ukraine in Berlin gut integriert

Senatorin Busse sagt, die 3000 Flüchtlingskinder aus der Ukraine seien in der Hauptstadt völlig problemlos in die Schulen integriert worden und verweist darauf, dass die Schülerzahl in Berlin am stärksten gewachsen ist. Die Stundentafel sei auch abgedeckt. „Der Regelunterricht ist nicht in Gefahr“, doch bei den zusätzlichen Lehrerstunden hapert es schon jetzt. Die Lehrer in Vollzeit ab 58 Jahren können in Berlin eine Altersermäßigung in Anspruch nehmen, also eine Stunde weniger unterrichten, ab 61 Jahren sind es sogar zwei Stunden weniger. Insgesamt gelten Altersermäßigungen bei insgesamt 350 Vollzeitkräften. Die Senatorin verteidigt die Altersermäßigung mit dem Argument, dass es besser sei, die Lehrer mit weniger Stunden im System zu halten, als sie ganz in den Ruhestand zu verlieren. Dazu kommen 120 Vollzeitstellen mit einer Schwerbehindertenermäßigung.