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All die großen Worte verpufften

Konsterniert saß er da auf der Trainerbank. Fassungslos. Ungläubig. „Das gibt es doch nicht“, sagte Hansi Flick, nachdem Sekunden zuvor das 1:3 gegen Japan gefallen war. Doch, das gab es. Als die von ihm trainierte deutsche Fußball-Nationalmannschaft , war die Blamage perfekt. Ja, das Fiasko.

Was für ein Fußballabend in Wolfsburg. Und mittendrin ein Trainer, dem nun wohl nur noch ein Wunder am Dienstag gegen Frankreich helfen kann, um den Job, den er im Sommer 2021 begonnen hatte, noch weiter ausüben zu dürfen. Vier ganze Siege aus den vergangenen 17 Länderspielen sprechen Bände – und für eine Nationalmannschaft, die nicht imstande ist, die dunklen Wolken über dem deutschen Fußball-Himmel zu vertreiben.

278 Tage vor dem Beginn der Heim-EM wird die Lage immer dramatischer. Die deutsche Nationalmannschaft, 2014 noch Weltmeister, ist im Weltfußball kein Faktor mehr. Die Gegner reisen mittlerweile an und mit einem Sieg wieder weg. Zuletzt siegte Kolumbien in Gelsenkirchen gegen die deutsche Elf, nun Japan in Wolfsburg.

Dabei hatte das Team von Flick Besserung gelobt. Doch das, was die 24.980 Zuschauer im Stadion zu Wolfsburg und die daheim vor den Bildschirm dann sahen, war teilweise unfassbar schlecht – und ist in Worte kaum zu fassen. Acht Torchancen etwa hatten die Japaner in der zweiten Halbzeit, die deutsche Mannschaft nur eine – durch einen Kopfball von Niklas Süle. Die deutsche Elf spielte einfallslos, ohne auch nur einen Ansatz für Lösungen, sich gegen die tiefstehenden Japaner Chancen herauszuspielen. Der Gegner bewegte sich besser, war schneller, war kreativer. Die Deutschen hingegen spielten ständig hinten herum, waren nicht gedankenschnell, viel zu behäbig auf den Beinen und nicht mal in der Lage, es bei einer kompakten Abwehrkette mal aus der zweiten Reihe mit einem Schuss zu probieren. Dabei hatte Flick drei Tage vorher die Japaner noch in einem Test durch die deutsche U20-Auswahl simulieren lassen – nur geholfen hat es nicht.

Denn es war erschreckend, was die deutsche Elf am Samstag bot.

„Wir bereiten uns gut vor“, sagt Flick

Interview mit WELT AM SONNTAG, das vor der Partie gegen Japan geführt wurde, gesagt, dass die Truppe eine so hohe Qualität habe und dass es eine Schande sei, „dass wir in dieser Situation sind. Und glauben Sie mir, jeder brennt darauf, die Wende zu schaffen“.

Doch die Mannschaft zündete am Samstagabend nicht. Im Gegenteil, all die großen Worte aus den Tagen vor der Partie verpufften. Der desaströse Auftritt steht für eine Mannschaft, die den Schritt in die richtige Richtung seit Monaten einfach nicht findet, die aber von ihrem Trainer auch nach der neuerlichen Pleite öffentlich in Schutz genommen wurde. Flick sprach von einem „schwierigen Weg“, auf dem man sei und über die Spieler, die wollen. Man sei gut vorbereitet gewesen, aber der Gegner habe Spieler, die gut ausgebildet seien und Lösungen hatten.

Auf die Frage, warum er glaube, dass er noch der richtige Trainer für die Nationalmannschaft sei, sagte der Bundestrainer auf der Pressekonferenz: „Auch wenn es schwer nachvollziehbar ist. Aber wir bereiten uns gut vor. Wir bereiten die Mannschaft auf den Gegner gut vor. Da gibt es nichts dran zu deuteln. Das werden wir auch weiter so machen. Wir sind überzeugt von dem, was wir machen. Deswegen geht es auch so weiter für mich.“

Die Tage, vor allem das Spiel gegen Frankreich, werden es zeigen.

Für 11 Uhr am Sonntagmorgen ist in Wolfsburg ein öffentliches Training angesetzt. Die kostenlosen Tickets dafür waren schnell vergriffen. Es wird also voll – und möglicherweise in Bezug auf die Stimmung etwas ungemütlich. Wie es sich anfühlt, auf Ablehnung beim Anhang zu stoßen, bekamen die Spieler nach der Partie gegen Japan zu spüren. Es gab Pfiffe, viele Buh-Rufe. Als die Spieler sich auf den Weg zu den Tribünen machten, standen dort noch immer einige Fans. Einige winkten ab, einige pöbelten.

Der Frust in Fußball-Deutschland ist groß – auf jeden Fall in Bezug auf die Nationalmannschaft.