Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Anwalt oder Abwassermeister: In den Bundestag führen ganz unterschiedliche Karrierewege

Anwalt oder Abwassermeister In den Bundestag führen ganz unterschiedliche Karrierewege

Wie wird man eigentlich Politiker? Die meisten Abgeordneten hatten vor ihrer politischen Karriere ganz normale Berufe, und zwar völlig unterschiedliche - vom Arzt bis hin zum Kinderbuchautor ist alles dabei.

Der wohl beliebteste Weg in die Politik ist nicht etwa ein Studium der Politikwissenschaften, sondern ein Jura-Studium. Die Liste der Juristen und Rechtsanwälte im Bundestag ist lang. Der wohl bekannteste unter ihnen ist Bundeskanzler Olaf Scholz. Juristinnen und Juristen sitzen in allen Fraktionen. Auch Innenministerin Nancy Faeser, Außenministerin Annalena Baerbock, Justizminister Marco Buschmann und Verkehrsminister Volker Wissing haben Rechtswissenschaften studiert, ebenso CDU-Chef Friedrich Merz.

Aber auch ein Medizinstudium kann ein erfolgreicher Weg in die Politik sein. Allen voran zeigt das der aktuelle Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Weitere ehemalige Ärzte sind etwa der ehemalige Kanzleramtschef Helge Braun aus der CDU, der jetzt Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags ist, dann Nezahat Baradari aus der SPD sowie Janosch Dahmen und Johannes Wagner von den Grünen. Auch einige ehemalige Krankenpflegerinnen sind in den Bundestag gewählt worden. Simone Borchardt und Emmi Zeulner, beide aus der Unionsfraktion, haben früher als Pflegekräfte gearbeitet. Emmi Zeulner setzt auch als Politikerin für die Pflege ein. Der Pflegenotstand war ihren Aussagen nach immer eine treibende Kraft in ihrer politischen Karriere.

Viele Abgeordnete haben vorher in der Wirtschaft gearbeitet, teilweise in namhaften Unternehmen, wie BMW. Nicole Bauer von der FDP war dort Wirtschaftsingenieurin. Im Bundestag tummeln sich ansonsten noch einige ehemalige Unternehmensberater, Manager, Analysten und Angestellte wirtschaftlicher Unternehmen. Valentin Abel von der FDP war leitender kaufmännischer Angestellter bei Texas Instruments Deutschland. Alexander Bartz von der SPD war unter anderem Marketingleiter bei einem Nutztierfutterhersteller, um nur einige Bespiele zu nennen.

Vom Hörsaal ins Plenum

Politisch interessiert und engagiert ist offenbar auch die Berufsgruppe der Lehrer und Hochschullehrer. Der ehemalige Betriebswirtschaftsprofessor Harald Weyel ist heute Teil der AfD-Bundestagsfraktion, der Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann war wie Lauterbach Medizinprofessor, der SPD-Innenexperte Lars Castellucci hatte einen Lehrstuhl für nachhaltiges Management an der Technischen Universität Darmstadt.

Ein Klischee besagt, dass viele Lehrerinnen und Lehrer die SPD wählen. In der SPD-Fraktion gibt es jedenfalls viele ehemalige Lehrkräfte: Ulrike Bahr, Daniel Baldy und Friedhelm Boginski. Daniel Baldy will als Bundestagsabgeordneter etwa für mehr Gleichberechtigung im deutschen Schulsystem kämpfen. Aber auch ehemalige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter schlagen den Weg in die Politik ein. Der bekannteste unter ihnen ist Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen, der früher als Erzieher in einem Jugendzentrum in Reutlingen gearbeitet hat und dann Sozialpädagogik studierte. Seine Parteifreundin Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen, ist Diplom-Sozialarbeiterin. Diplom-Soziologe ist CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt.

Studiert haben die meisten Abgeordneten, oder sie sind noch dabei zu studieren. Tobias Bacherle von den Grünen etwa studiert Politik- und Medienwissenschaften. Für den Wahlkampf ließ er das Studium ruhen. Jetzt fehlt nur noch die Abschlussarbeit, die er aktuell neben seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter schreibt, wie es auf der Homepage des Politikers heißt. Insgesamt ist die Akademikerquote im Parlament deutlich höher als in der Bevölkerung insgesamt: 87 Prozent der aktuellen Bundestagsabgeordneten haben einen Studienabschluss.

Elektromeister und ein Kinderbuchautor

Einige Abgeordnete haben statt eines Studiums allerdings auch eine klassische Ausbildung gewählt. Im Vergleich zur tatsächlichen Bevölkerung sind sie hier allerdings in einer Minderheit. Jürgen Berghahn aus der SPD ist Elektroinstallateur, Manfred Todtenhausen aus der ist FDP-Elektromeister. Muhanad Al-Halak aus der FDP hat früher als Abwassermeister gearbeitet. Abwassermeister sind für die Überwachung von Kläranlagen und Kanalnetzen zuständig. Jetzt ist der FDP-Politiker Teil des Umweltausschusses und sagt, seine berufliche Erfahrung als Abwassermeister helfe ihm bei dieser Aufgabe, vor allem wenn es um Themen wie Hochwasser- oder Gewässerschutz geht.

Wie Muhanad Al-Halak zeigen auch einige andere Abgeordnete, dass man auch aus fast jedem Berufsfeld noch den Weg in die Politik einschlagen kann. Katja Adler aus der FDP hat früher zum Beispiel eine Hundezucht betrieben. Johannes Arlt aus der SPD hat zuvor als Berufsoffizier in der Bundeswehr gedient. Claudia Roth von den Grünen war einmal Schauspielerin und ist bekannt dafür, Managerin der Band Ton Steine Scherben gewesen zu sein. Stefan Zierke von der SPD war Werkzeugmacher, Robert Habeck hat einst zusammen mit seiner Frau Kinderbücher und Romane geschrieben und mit Heike Baehrens von der SPD findet sich im Bundestag auch eine ehemalige Diakonin. Vielleicht wird irgendwann sogar ein Zirkusclown den Weg in die Politik einschlagen.