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Arbeitskräftemangel: Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt die kommenden 20 Jahre spürbar

Studium für Rentner in der Dresdner Seniorenakademie

Studium für Rentner in der Dresdner Seniorenakademie

Foto: Ralf Hirschberger/ dpa

Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird in Deutschland nach Einschätzung von Bevölkerungsforschern trotz Zuwanderung stark abnehmen – vor allem im Osten Deutschlands. Dort werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Arbeitskräfte besonders knapp, es fehlten bald Hunderttausende Erwerbstätige, stellt das Statistische Bundesamt in einer Studie fest. Denn trotz Zuwanderung sei mit einer erheblichen Abnahme der Zahl der Menschen im Erwerbsalter zu rechnen. Auch Westdeutschland treffe das Problem, wenn auch geringer.

Zum Jahresende 2022 lebten 51,4 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Davon entfielen 7,2 Millionen auf die ostdeutschen Länder. In den nächsten 20 Jahren werde die Zahl dort zwischen 560.000 und 1,2 Millionen abnehmen, was einem Rückgang von acht bis 16 Prozent entspreche. Bis 2070 könne diese Zahl sogar 830.000 bis 2,1 Millionen erreichen.

In Westdeutschland könnte die Zahl der Menschen im Erwerbsalter bei weiterhin hoher Zuwanderung bis 2043 leicht sinken – um 680.000 Personen oder zwei Prozent. Bei geringer Zuwanderung würde sie demnach um 4,7 Millionen Menschen (minus elf Prozent) zurückgehen. In Berlin wiederum ist den Prognosen zufolge bei hoher Zuwanderung in den nächsten 20 Jahren eine Zunahme um bis zu 14 Prozent auf 2,75 Millionen möglich.

Zahl der Zuwanderer aus dem Ausland entscheidend

»Wie stark der Rückgang tatsächlich ausfällt, hängt vor allem vom künftigen Ausmaß der Zuwanderung aus dem Ausland ab«, so die Statistiker, deren Angaben auf der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung fußen.

Ein Grund für die unterschiedliche Entwicklung sind regionale Unterschiede in der Altersstruktur der Bevölkerung. »Die gegenwärtige Altersstruktur in Ostdeutschland ist noch immer durch den Geburteneinbruch nach der Deutschen Vereinigung und die verhältnismäßig starke Abwanderung der letzten Jahrzehnte geprägt«, sagte die Expertin für Bevölkerungsentwicklung im Statistischen Bundesamt, Bettina Sommer. »Selbst bei vergleichsweise hoher Zuwanderung, wie wir sie aktuell beobachten, können die damit verbundenen Verluste im Hinblick auf die künftige Entwicklung der Bevölkerung im Erwerbsalter nicht kompensiert werden.«

»Wettbewerb um die Talente der Welt wird härter«

Wenn Menschen aus dem Ausland nach Deutschland zuwandern, dann größtenteils in die westdeutschen Bundesländer. Allerdings hat sich ein langjähriger Trend vor einigen Jahren umgekehrt: Seit 2017 ziehen nach Angaben des Bundesamtes durchgängig mehr Menschen von Westdeutschland in die ostdeutschen Länder als umgekehrt. Überwiegend seien dies Menschen im Erwerbsalter. Im Jahr 2022 waren demnach gut drei Viertel (77 Prozent) der aus dem Westen in den Osten Zugezogenen 18 bis 64 Jahre alt, ein Drittel (33 Prozent) gehörte zur Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen.

Deutschland stehe mit seiner demografischen Entwicklung nicht allein da, sagte der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths. In weiten Teilen der Weltwirtschaft stellten sich ähnliche Probleme. »Der Wettbewerb um die Talente der Welt wird damit härter – umso wichtiger wird eine wachstumsstärkende Politik, die den Standort für qualifizierte Zuwanderung und Investitionen attraktiver macht«, so der Konjunkturchef.

Ganz wesentlich seien hier eine funktionierende Infrastruktur und ein attraktives Wohnungsangebot in Städten, weil dort die produktivsten Unternehmen angesiedelt seien.