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Bericht über ungewohnte Kritik: Putin erfährt Gegenwind aus innerem Kreis

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Es gebe eine wachsende Besorgnis in Putins Umfeld, so ein Geheimdienstbeamter.

(Foto: picture alliance/dpa/POOL)

Putins innerer Zirkel zeichnet sich eigentlich durch bedingungslose Loyalität aus. Ein Vertrauter soll jedoch den russischen Machthaber persönlich für sein Vorgehen im Ukraine-Kritik kritisiert haben. Der US-Geheimdienst sieht darin ein Zeichen für Spannungen im Moskauer Machtzentrum.

Ein Mitglied aus Wladimir Putins innerem Kreis soll sich in den letzten Wochen direkt an den russischen Präsidenten gewandt haben, um dessen Vorgehen im Ukraine-Krieg zu kritisieren. Das berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf das tägliche Geheimdienst-Briefing von US-Präsident Joe Biden. Das namentlich nicht genannte Mitglied der Führungsriege des Kremls habe Putin demnach offen mit militärischen Fehlern in der Ukraine konfrontiert.

Die direkt vorgetragene Kritik sei ein deutlicher Hinweis auf Unruhen innerhalb der russischen Regierungselite, in der Putin isolierter dastehe als je zuvor seit seinem Machtantritt. "Seit dem Beginn der Besetzung haben wir eine wachsende Besorgnis in Putins innerem Kreis beobachtet", wird ein westlicher Geheimdienstmitarbeiter zitiert. "Unsere Einschätzungen deuten darauf hin, dass sie durch die jüngsten russischen Verluste, die fehlgeleitete Richtung und die erheblichen militärischen Mängel besonders beunruhigt sind."

Ein zweiter hochrangiger Beamte sagte demnach, die internen Spannungen stünden "im Einklang mit dem Verlauf der Kampagne für die Russen und der Atmosphäre im Kreml". Die von Putin angeordnete Mobilmachung hatte in Russland offenkundig Besorgnis ausgelöst. Hunderttausende Männer im wehrfähigen Alter haben das Land verlassen in der Angst, eingezogen zu werden.

Keine Anzeichen für Entmachtung

Durch die unerwartet lange Kriegsdauer und das einhergehende Ausbleiben eines russischen Sieges könnte Putins uneingeschränkte Macht ins Wanken geraten, sagten US-Geheimdienstmitarbeiter der Zeitung zufolge. Es gebe jedoch keine Anzeichen dafür, dass der russische Machthaber gestürzt werden könnte, betonte die Quelle.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow räumte Meinungsverschiedenheiten vor wichtigen Entscheidungen wie der Mobilmachung ein. "Es gibt Meinungsverschiedenheiten in solchen Momenten. Manche meinen, wir sollten anders handeln", sagte Peskow der "Washington Post". Es gebe Kontroversen über die Wirtschaft und "über die Durchführung der Militäroperation". Das sei aber "Teil des normalen Arbeitsprozesses und kein Zeichen für Spaltung". Den Bericht des US-Geheimdienstes über direkte Kritik an Putin aus dem inneren Kreis bezeichnete er als "absolut nicht wahr".

Putin hat eine geringe Anzahl von vertrauten Personen und Beratern um sich geschart. Dabei handelt es sich hauptsächlich um ehemalige KGB-Kollegen und Menschen, die er aus seiner Zeit als stellvertretender Bürgermeister von St. Petersburg in den 1990er-Jahren kennt.