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Berlin kämpft gegen den Hitzetod: Wenn die Hitze einer Großstadt lebensgefährlich wird

Der Mittsommer steht vor der Tür. Seit Mitte Juni haben die Temperaturen in vielen Gebieten bereits die 30-Grad-Marke überschritten. Die Hitze kann vor allem in Großstädten besonders stressig sein. Hunderte von Menschen sterben jedes Jahr. Die Hauptstadt hat jetzt Pläne dafür.

Wenn die Wohnung nachts nicht kalt wird, verbrennt das Berühren des Betons deine nackte Haut und du wirst erschöpft sein, nur weil du nichts tust. Der Hochsommer ist da. Für viele können hohe Temperaturen gefährlich sein. „Tausende Menschen sterben jeden Sommer, und in den meisten Sommern sterben mehr Menschen als im Straßenverkehr“, sagte Stefan Muthers von der Medizinischen Meteorologischen Forschungsstelle des Deutschen Wetterdienstes. (DWD). Besonders in Großstädten wie Berlin macht sich die Hitze bemerkbar.

"Wenn Sie so weitermachen wie bisher, werden Sie in eine gesundheitliche Katastrophe geraten", warnt Peter Bobart, Präsident der Ärztekammer Berlin. Er ist Teil eines neuen Aktionsbündnisses, das einen Wärmeschutzplan für das Berliner Gesundheitssystem entwickelt, um die Menschen vor den gesundheitlichen Folgen extremer Hitze zu schützen. Denn das Weltklima verändert sich – und Berlin bekommt das zunehmend zu spüren. Aber warum sind Stadtbewohner einem hohen Risiko ausgesetzt, unter den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze zu leiden?

Wenn der Sommer lebensbedrohlich wird

Laut Jürgenkrop, Leiter der Forschungsgruppe Urban Transformation des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in Potsdam, ist dies teilweise der sogenannte urbane Wärmeinsel-Effekt. Beton speichert mehr Wärme als natürliche Materialien. Wärme fließt immer von einem warmen System zu einem kalten System, so dass sobald die Temperatur am Abend sinkt, das überhitzte Gebäude Wärme an die Umgebungsluft abgibt. Danach sind die Temperaturen in der Regel höher als auf dem Land, nicht nur in Innenräumen, sondern auch in Großstädten und nachts. Während der Hitzewelle sinken die Erholungschancen des Körpers.

Dieser Wärmeinseleffekt existiert grundsätzlich schon seit einiger Zeit. Wie der Autor der französischen Studie im „International Journal of Environmental Research and Public Health“feststellt, erhöhen häufigere und intensivere Hitzewellen das Risiko von Stadtbewohnern, von ihren Auswirkungen auszugehen. Dies ist eine direkte Folge des Klimawandels.

Das Umweltbundesamtverweist auf seiner Website auf Berechnungen, die deutsche Prognosen modellieren. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts starben jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen an Hitze aufgrund eines Temperaturanstiegs von 1 Grad Celsius. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI)gibt es bislang kein bundesweites Überwachungssystem zur Erfassung hitzebedingter Todesfälle in Deutschland. Einige Bundesländer schätzen daher den Hitzetod. Die Zahl Berlins und seines Umlandes ist erstaunlich. Zwischen 2018 und 2020 seien in der Hauptstadt und Brandenburg etwa 1400 Menschen gestorben, sagt Ärztekammerchef Bobart.

"Es ist ein stiller Tod"

Die Hitze ist lebensgefährlich, besonders für ältere Menschen. Sie sterben an Herzinfarkt, Schlaganfall und Durst. „Es ist ein stiller Tod“, sagt Martin Hellmann, Vorsitzender desKLUG-Deutschen Bündnisses für Klimawandel und Gesundheit, das das Berliner Aktionsbündnis mit der Senatsgesundheitsverwaltung zusammengebracht hat. Ärzte legen beeindruckende Zahlen vor: „Von allen Naturkatastrophen fordert Fieber mit 96 Prozent die höchste Todesrate“, sagt Hermann. Besonders betroffen sind viele Obdachlose in Berlin, Schwangere, Babys, Kleinkinder und Vorerkrankte.

Wie können Sie also diese gefährdeten Gruppen in Großstädten besser schützen? Für Hermann ist die Antwort klar. Es ist eine Zusammenarbeit. Das Aktionsbündnis hat gemeinsam mit Berliner Experten einen Wärmeschutzplan entwickelt, der eine Checkliste für fünf Sektoren des Gesundheitssystems enthält, darunter Krankenhäuser, Pflegeheime, ambulante Pflege, öffentlicher Gesundheitsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz. Es soll Kliniken, Heimen und Gesundheitsorganisationen ermöglichen, frühzeitig über Hitzewellen informiert zu werden und mit einer funktionierenden Warnkette entsprechende Vorkehrungen zu treffen.

Es ist auch wichtig, einen Trinkwasserspender zu verwenden und einen kühlen Ort in der Stadt anzugeben. Auch das Aktionsbündnis will eine Liste gefährdeter Patienten erstellen. Auch Fieber, Hitzeschutzmaßnahmen und Selbstverteidigung müssen Teil der medizinischen Ausbildung sein. Schon diese Maßnahmen können Leben retten, sagt das Aktionsbündnis.

Risikobewusstsein schärfen

Langfristig soll sich auch das Stadtbild verändern. „Städte brauchen Vegetation“, sagt PIK-Professor Klopp. Denn Pflanzen, insbesondere Bäume, verdunsten Wasser und kühlen die Umgebung. So weist derNaturschutzbund Deutschland (Nabu)immer wieder auf die positive Wirkung von Dachbegrünung und Fassade hin. Auch der Holzbau könne helfen, sagt Klopp. Holz ist ein wärmeisolierendes Material und gibt nicht viel von der absorbierten Wärme im Inneren ab. Es kann verwendet werden, um Bürogebäude über 80-100 Meter zu bauen.

Aber zunächst müsse „das Risikobewusstsein in der Bevölkerung entstehen“, sagt Hermann. Andere europäische Länder sind weitaus weiter. Frankreich hat aus der verheerenden Hitzewelle des Sommers 2003 gelernt, bei der fast 15.000 Menschen ums Leben kamen. Beispielsweise haben französische Kommunen ein Register älterer Alleinstehender eingeführt, die als besonders gefährdet gelten und bei anhaltender Hitze von Sozialdiensten unterstützt werden. Das Rathaus stellt gekühlte Räume und Geräte für diejenigen zur Verfügung, die sich nicht selbst helfen können.

In Deutschland starben damals etwa 9.600 Menschen an extremen Temperaturen. Der nachhaltige Lerneffekt war jedoch nicht ersichtlich. Das Problem sei, so Hermann, „dass implizite Versprechen für alle Bereiche der Gesellschaft gelten. Alles bleibt, wie es ist.“ Das Berliner Pilotprojekt will das ändern.