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Berliner Fußballer (15) totgeschlagen - Pauls Organe werden jetzt Leben retten

Von: Jonathan Anda, KOLJA GÄRTNER, Daniela Pfad, Jörg Schallenberg und Tim Thorer

Frankfurt – Es sind gespenstische Szenen: Auf einem Fußballplatz bilden mehrere Personen einen Kreis, halten Sonnenschirme und Decken – als Sichtschutz. Es ist der Moment nach dem brutalen Prügel-Angriff auf einen jungen Fußballer. Am Mittelkreis versuchen Rettungskräfte, mit einer Herzmassage den bewusstlosen Paul (15) zu retten!

Ein Augenzeuge hat die Szene am Sonntag auf dem Sportplatz von SV Viktoria Preußen in Frankfurt/Main als Handyvideo festgehalten. Es ist 28 Sekunden lang. Kurz zuvor war ein Streit zwischen Spielern zweier Jugendmannschaften eskaliert.

Das grauenvolle Ende: Paul stirbt drei Tage später. Ein 16-jähriger Spieler aus Frankreich, der mutmaßliche Schläger, sitzt in U-Haft.

Der Verein zeigt das Foto in Absprache mit den Eltern. BILD hat eine Pixelung hinzugefügt

Foto: BFC Dynamo

Pauls Tod soll anderen Menschen das Leben ermöglichen. Oberstaatsanwältin Nadja Niesen sagte vor Pauls Tod am Mittwochmorgen auf BILD-Anfrage: „Er wird derzeit noch an Maschinen gehalten, da er Organspender ist und die Entnahme vorbereitet wird.“ Das geschah im Laufe des Vormittags. Noch vor 12 Uhr wurden die Maschinen abgestellt.

Welche Organe und welches Gewebe können nach dem Tod gespendet werden?

Der Tatverdächtige – ein in Frankreich lebender marokkanischer Staatsbürger – sitzt weiterhin in U-Haft. Niesen: „Der Haftbefehl lautet auf schwere Körperverletzung.“ Der Tatvorwurf im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurde nach BILD-Informationen allerdings nach Pauls Tod auf „Körperverletzung mit Todesfolge“ geändert.

Sollte es zum Prozess gegen den 16-Jährigen kommen, wird er wahrscheinlich in Frankfurt geführt. Auch wenn im Jugendstrafrecht eine Verhandlung am Wohnort des Angeklagten möglich ist. Niesen: „Vermutlich wird das Verfahren aber hier verbleiben, da es auch in Frankfurt eine örtliche Zuständigkeit durch den Tatort gibt.“

Das droht dem 16-Jährigen: „Bei Körperverletzung mit Todesfolge geht es um einen Strafrahmen von drei bis 15 Jahren Freiheitsstrafe bei Erwachsenen. Bei Jugendlichen gibt es maximal zehn Jahre Jugendstrafe“, erklärt Nadja Niesen.

Der 16-jährige Spieler des FC Metz (Frankreich) dem 15-Jährigen vom JFC Berlin „hinterrücks“ einen festen Schlag auf den Kopf gegeben haben. Im Krankenhaus wurden später schwerste lebensgefährliche Hirnverletzungen festgestellt.

Mehrere Turnierteilnehmer stehen während des Einsatzes am Spielfeldrand

Foto: Quelle: Okanfnw/5vision.news

Grégory Nimesken ist Betreuer der französischen Mannschaft SG Merlebach, die ebenfalls beim Turnier dabei war. Laut ihm trafen die Rettungskräfte zehn Minuten nach der Attacke ein.

Nimesken: „Es passierte direkt nach Schlusspfiff. Wir sollten das nächste Spiel auf demselben Platz bestreiten – und haben gesehen, wie sich plötzlich ein Spielerknäuel am Mittelkreis gebildet hat. Die Betreuer beider Mannschaften gingen dazwischen und versuchten, die Beteiligten zu trennen.“

David, ein weiterer Betreuer des SG Merlebach, zu BILD: „Unser Team wärmte sich auf. Ich habe den Beginn der Auseinandersetzung nicht gesehen. Wir hörten Schreie und wandten uns dem Feld zu, sahen den Spieler am Boden.“ Was passiert ist, geschah nach seiner Beobachtung im Mittelkreis des Spielfelds.

Rettungswagenbesatzung am Sportplatz von SV Viktoria Preußen

Foto: Quelle: Okanfnw/5vision.news

Laut Nimesken verhörte die Polizei den mutmaßlichen Täter in der Umkleidekabine, zusammen mit einem Betreuer.

Sein Anwalt Dr. Seyed Sharam Iranbomy (56) zu BILD: „Es war ein dynamischer Prozess, keiner wusste, wer wie wo zuschlägt. Mein Mandant wurde nach meinem jetzigen Informationsstand über seine Rückennummer 6 identifiziert. Das halte ich für schwierig.“

Der Anwalt weiter: „Meiner Ansicht nach ist mein Mandant unschuldig. Provokation und Aggression gingen von der Berliner Gruppe aus, wie das französische Fußballteam berichtet. Mein Mandant hat aus Notwehr gehandelt.“

Die Veranstalter des internationalen Jugendturniers „Germany Cup“ kündigten auf ihrer Website an, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um ihren Beitrag zur Aufklärung zu leisten. Man sei „zutiefst erschüttert über die Ereignisse“, die „Gedanken sind bei den Mitspielern und Eltern des Spielers“.

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Bei dem Turnier hatten über Pfingsten Mannschaften auf verschiedenen Plätzen in Frankfurt gespielt. Auf dem betroffenen Platz des SC Viktoria Preußen fanden Spiele der Altersgruppen U9 (Jahrgang 2014 und jünger) bis U11 (Jahrgang 2012 und jünger) sowie U17 (Jahrgang 2006 und jünger) statt.

Der FC Metz schrieb auf seiner Internetseite, der betroffene Nachwuchsspieler aus dem Leistungsprogramm des Vereins bestreite, den anderen Jugendlichen vorsätzlich verletzt zu haben. Verein, Spieler und Eltern stünden den deutschen Behörden zur Verfügung, um die Ermittlungen voranzutreiben.