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Bolsonaro geht als Verlierer in Stichwahl - Brasilien-Präsident muss um seine Macht zittern

Brasilien steht vor einer Zerreißprobe.

Luiz Inácio Lula da Silva (76) hat die erste Runde der Präsidentenwahl knapp für sich entschieden. Der linke Ex-Staatschef kam auf 47,9 Prozent, wie das Wahlamt am Sonntag mitteilte.

Amtsinhaber Jair Bolsonaro (67) – auch als Tropen-Trump bekannt – erhielt demnach 43,7 Prozent.

Das Ergebnis war allerdings sehr viel enger als erwartet: In den Umfragen lag Lula zuletzt deutlich vorn. Nach Einschätzung von Experten bekannten sich viele Befragten nicht zu ihren tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.

Luiz Inácio Lula da Silva (76) könnte zum dritten Mal Präsident Brasiliens werden. Es wäre ein Novum

Foto: NELSON ALMEIDA/AFP

Da keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen holen konnte, treten Lula und Bolsonaro am 30. Oktober in einer Stichwahl gegeneinander an.

Sollte Ex-Präsident Lula (2003 – 2010) auch in der zweiten Runde gewinnen, wäre er der erste demokratische Präsident Brasiliens, der in eine dritte Amtszeit geht. Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senatoren und Gouverneure gewählt.

Viele Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte und die Regierung mit Hilfe von Sozialprogrammen Millionen Menschen aus der bittersten Armut holte.

Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.

Bilder wie beim Fußball: Lula-Anhänger feierten den Sieg ihres Wunschkandidaten in der ersten Runde

Foto: AMANDA PEROBELLI/REUTERS

Die Wahl hat die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas extrem gespalten. Lula bezeichnete Bolsonaro wegen dessen zögerlicher Corona-Politik als Völkermörder, Bolsonaro nannte seinen Kontrahenten nach dessen Verurteilung wegen Korruption einen Dieb.

„Die Mehrheit der Gesellschaft will keine Konfrontation, sie will Frieden“, sagte Lula nach seiner Stimmabgabe am Sonntag. „Ich denke, es wird uns leicht fallen, Demokratie und Frieden in diesem Land wiederherzustellen.“

Die Unterstützer von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.

Sie beteten für den Sieg von Bolsonaro

Foto: Ton Molina/AP

Der amtierende Präsident hatte zuletzt immer wieder Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. „Worauf es ankommt, sind saubere Wahlen ohne Probleme“, sagte er am Sonntag. „Möge der Bessere gewinnen.“

Die Präsidentenwahl in Brasilien hat auch für den Rest der Welt eine große Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle.

Gerade angesichts der angespannten Lage auf dem Energie- und Lebensmittelmarkt wegen des Ukraine-Kriegs ist das Land mit seinen enormen natürlichen Ressourcen und seiner großen Agrarwirtschaft auch ein interessanter Handelspartner. (rgz, dpa)