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Brüder in Dur und Moll: Andreas Begert und Markus Bauers Zusammenarbeit für das Bayerische Oratorium

Von: Michaele Heske

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Ein eingespieltes Duo sind Andreas Begert am Klavier und sein Bruder Markus Bauer an den Percussions nicht nur bei ihrer Formation „Brothers in Jazz“, hier bei einem Videodreh im Konzerthaus Blaibach im Bayerischen Wald.
Ein eingespieltes Duo sind Andreas Begert am Klavier und sein Bruder Markus Bauer an den Percussions nicht nur bei ihrer Formation „Brothers in Jazz“, hier bei einem Videodreh im Konzerthaus Blaibach im Bayerischen Wald. © privat

Im Interview sprechen die Brüder Andreas Begert und Markus Bauer über ihr Leben als Musiker und die Zusammenarbeit beim Bayerischen Oratorium. Die Premiere im Herkulessaal in München ist am 29. Mai.

Dorfen – Wo sich Volksmusik und Symphonieorchester treffen, da werden große Träume war: Der Dorfener Musiker Andreas Begert wird sein Bayerisches Oratorium am Sonntag, 29. Mai, um 20 Uhr im Herkulessaal der Residenz München uraufführen. Sein Bruder Markus Bauer hat dabei die musikalische Gesamtleitung übernommen. Die Geschwister kommen aus einer Familie, die im Landkreis in Kunst und Politik bekannt ist.

Mutter Irmgard Bauer ist Studienrätin am Gymnasium Dorfen und unterrichtet dort Musik, der Vater lebt in Passau und arbeitet als Kontrabassist an der Niederbayerischen Philharmonie. Dann die Onkel: Rudi Bauer arbeitete hauptberuflich als Schlagzeuger, Kabarettist Martin „Bewie“ Bauer parodiert derzeit erfolgreich Gesundheitsminister Lauterbach und Thomas Bauer ist als Stadt- sowie Kreisrat in der Kommunalpolitik tätig. Damit folgt er Begerts Großvater, Altlandrat Xaver Bauer. Der andere Opa Otto Maier war Konrektor am Anne-Frank-Gymnasium in Erding.

Im Interview erzählen Andreas Begert (31) und Markus Bauer (28) über ihre Arbeit als Musiker – und ihre Zusammenarbeit als Brüder.

Herr Bauer, ihr Bruder Andreas Begert ist in Dorfen bekannt – über Sie weiß man indes wenig.

Markus Bauer: Wir sind beide in Erding geboren, haben beide Musik studiert. Ich habe einen Sohn, das nächste Kind ist unterwegs. Mittlerweile lebe ich in Passau und bin freiberuflicher Dirigent, unterrichte an der Hochschule und habe meine Chöre. Zudem mache ich mit meinem Bruder schon länger diverse Projekte. Ich bin viel unterwegs, oft auch in München.

Kann man davon leben?

Bauer: Unter Corona war sehr wenig los. Ich hatte davor ein Zimmer in München, das musste ich vor zwei Jahren aufgeben. Wer selbstständig ist, ist für sich verantwortlich – arbeitet man viel, verdient man auch viel. Und wenn keine Pandemie ist, funktioniert das auch.

Haben Sie es bereut, dass Sie Musiker wurden?

Bauer: Musik war immer ein Teil meines Lebens. Und die Momente, ich leite ja Chöre, wenn viele Menschen zusammenkommen, die sind einzigartig. Die Musik wächst dabei und damit auch die Verbundenheit.

Ihre Mutter ist Musiklehrerin. Wie findet sie es, dass beide Söhne freiberufliche Musiker sind?

Bauer: Sie freut sich natürlich, dass wir viel Musik machen, und sieht, dass wir glücklich sind – ein sicheres Einkommen wäre ihr aber bestimmt oft lieber. Andreas Begert: Andererseits ist sie immer Feuer und Flamme und hat mir beim Oratorium die Korrekturen gemacht – so eine Mama muss man erst mal haben.

Warum haben Sie ein Oratorium komponiert?

Begert: Das ist ein geistliches Werk, ich bin sehr mit der Kirche verbunden. Wir sind früher immer sonntags in die Kirche gegangen. Und schon früh habe ich bei großen Messen an Ostern oder Weihnachten im Chor mitgesungen. Das prägt natürlich.

Als Basis haben Sie das Osteroratorium von Johann Sebastian Bach gewählt.

Begert: Da wird die Auferstehung gefeiert. Nach Corona hatte ich das Bedürfnis, dass endlich mal wieder was Positives kommen muss.

Um was geht es in Ihrem Bayerischen Oratorium?

Bauer: Um das menschliche Dasein, bei dem der Tod immer irgendwie mitschwingt. Ohne Tod gibt es auch kein Leben. Jesus ist halb Gott, halb Mensch. Es ist ein sehr lebendiges, bewegtes Werk.

Und die Musik?

Begert: Die Musik ist komplett neu, ich habe sie selbst komponiert. Es klingt oft wie bayerische Volksmusik, stammt aber aus meiner Feder. Ich habe den Text ins Bairische übersetzt, aber auch Texte neu geschrieben. Atonale Musik liegt mir nicht, meine Musik ist eher Mainstream – also gefällig, oft episch – ein bisschen wie Filmmusik. Bauer: Mainstream ist der falsche Ausdruck – bei zwei Prozent klassischer Musik. Die Stücke klingen einfach sehr schön, so würde ich es eher formulieren.

Der Tod ist aber kein schönes Thema.

Begert: Man kann den Tod nicht erklären. Was mich dabei bewegt, kann ich aber mit Musik ausdrücken. Ich stelle mir den Tod auch als Erfüllung vor. Am Ende eines Lebens steht dann ein neues Universum: die Öffnung in den Himmel.

Warum haben Sie den Text ins Bairische übersetzt?

Begert: Weil ich in Bayern aufgewachsen bin, das Bairische habe ich im Blut – und die bairische Sprache ist etwas sehr Ehrliches für mich.

Wer wirkt bei Ihrem Oratorium mit?

Begert: Über 120 Musiker*innen werden auf der Bühne stehen, das Werk ist für Sinfonieorchester, Chor sowie Gesangssolist*innen und verbindet in besonderer Weise klassische Musik mit bayerischer Volksmusik. Mein Bruder hat die musikalische Leitung übernommen.

So ein großes Ensemble –rechnet sich das?

Begert: Das kann ich noch nicht sagen. Dank des Crowdfundings habe ich 17 500 Euro auf die Seite legen können. Das Geld brauche ich für das Konzert. Aber auch der Bayerische Staat, der Bezirk Oberbayern und die Stadt München sponsern mein Projekt. Das schmälert das Risiko.

Wie teuer sind die Karten?

Begert: Eine Karte kostet 35 bis 48 Euro – für Schüler und Studenten gibt es einen Ermäßigung.

Wie läuft der Vorverkauf? Es passen 1200 Besucher in den Herkulessaal.

Begert: 600 Karten habe ich schon verkauft, das ist ein guter Anfang. Die Leute sind noch vorsichtig. Aber ich habe viele Unterstützer, das finde ich großartig. Es gibt also noch Karten zuhauf.

Wie arbeitet man als Brüder zusammen?

Bauer: Wir kommunizieren sehr direkt. Und das ist sehr wertvoll. In die Komposition mische ich mich nicht ein. Aber bei der Umsetzung habe ich den größeren Erfahrungsschatz und weiß: So muss es klingen. Begert: Die Zusammenarbeit ist super. Mit einem anderen Dirigenten wäre das nicht gegangen. Markus ist seit dem ersten Satz dabei.

Sind Sie keine Konkurrenten?

Begert: Unsere Bereiche sind sehr verschieden. Bauer: Mein großer Bruder hat mich musikalisch stark geprägt. Wichtig ist, dass man neue Musik auch versteht. Wir haben gemeinsame Wurzeln, das ist von Vorteil, wenn man Sachen umsetzt, die es noch nie gab.

Herr Bauer, was bewundern Sie an Ihrem Bruder?

Bauer: Ich bewundere seinen Mut und die Risikobereitschaft, das ganze Volumen des Projekts. Da steckt sehr viel Arbeit drin, über Monate hinweg. Zudem liegen auch eigene Gefühle in der Musik – damit macht sich Andreas auch verletzlich.

Und was gefällt Ihnen an Markus?

Begert: Ich bewundere an meinem Bruder, dass er das ganze Werk kennt und mit welcher Konsequenz er das alles umsetzt. Wenn Markus dirigiert, ist er ganz in der Musik drin – das ist eine Kunst. Diese Konzentration ist der Wahnsinn.

Warum soll ich eigentlich zur Uraufführung nach München fahren?

Begert: Um mich als lokalen Künstler zu unterstützen. Weil das Oratorium einzigartig und einmalig ist. Und weil ein Stück Heimat drin steckt. Bauer: Es ist immer interessant zu erleben, wenn viele Musiker zusammen auf der Bühne stehen. Weil es eine Uraufführung ist – spannend, wenn die Musik das erste Mal erklingt. Und um einen schönen Konzertabend zu haben, vielleicht noch mit einem guten Essen vorneweg.

Eintrittskarten auf www.muenchenticket.de

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