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Bundesweiter Warntag: Kann mein Smartphone Cell Broadcast?

Am 8. Dezember ist bundesweiter Warntag, an dem zum ersten Mal auch Cell Broadcast eingesetzt wird. Smartphones können damit automatisch Nachrichten empfangen. Theoretisch, denn obwohl die Technik alt ist, werden vermutlich viele Handys in Deutschland stumm bleiben.

Für den Katastrophenfall, in dem Menschen möglichst schnell gewarnt werden müssen, war Deutschland zuletzt sehr schlecht vorbereitet, wie die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr tragisch deutlich gezeigt hat. Sirenen, die früher auf vielen Dächern standen, gab es nicht mehr. Apps, die stattdessen warnen sollten, waren nicht installiert, informierten zu spät oder gar nicht. Deshalb soll jetzt am bundesweiten Warntag ab 11 Uhr erstmals Cell Broadcast (CB) getestet werden. Mit dieser Technik können Nachrichten an alle Smartphones geschickt werden, die sich in gefährdeten Gebieten im Mobilfunknetz befinden.

Schnell und einfach

Im Prinzip ist Cell Broadcast wunderbar simpel und für Warnungen perfekt geeignet. Es können zwar nur Texte mit maximal 500 Zeichen verschickt werden, aber mehr ist zunächst nicht nötig. Wichtiger ist, dass die Warnungen sekundenschnell bei den Empfängern eintreffen.

Dafür muss keine App installiert werden, man muss sich nicht registrieren. Nicht einmal eine deutsche SIM-Karte ist nötig, und der Dienst funktioniert auch in stark belasteten Netzen. Selbst wenn das Smartphone stummgeschaltet ist, ertönt ein Alarm, wenn die Warnung eintrifft. Das Handy muss lediglich eingeschaltet und empfangsbereit sein. Das heißt, auch nachts sollte das Gerät nicht ausgeschaltet oder im Flugmodus sowie in Hörweite sein.

Viele ältere Geräte erfüllen Voraussetzungen nicht

Ganz so einfach ist die Sache aber leider nicht für jeden Nutzer. Theoretisch können zwar alle Smartphones Warnungen über Cell Broadcast erhalten, auch ältere. Die Technik wird seit 1999 eingesetzt und ist ein Teil des Funk-Standards, egal ob 2G, 3G, 4G oder 5G. Allerdings muss der Dienst auf manchen Geräten erst in den Einstellungen aktiviert werden, nicht selten funktioniert er auch erst nach einem Update der Firmware durch den Hersteller.

Grundsätzlich sollte Cell Broadcast mit allen Apple-Smartphones ab dem iPhone 6s und allen Android-Geräten ab Android 11 möglich sein. Bei CB-fähigen iPhones gibt es aber das Problem, dass mindestens installiert sein muss, das Apple im August veröffentlicht hat. Etliche iPhone-Nutzer installieren Updates allerdings oft erst mit Verzögerung, da sie mögliche Komplikationen abwarten wollen. Besitzer älterer Geräte fürchten auch nicht selten, dass die neueste Firmware ihr iPhone ausbremsen könnte, und bleiben daher auf einer früheren Software-Version.

Oft Updates nötig

Läuft auf einem iPhone iOS 15.6.1 oder höher, ist Cell Broadcast automatisch aktiv. Die Test-Warnungen sollten dann auch empfangen werden, wenn in den Einstellungen Testwarnungen nicht grün gestellt sind. Von Haus aus sind dort zwar nur CB-Nachrichten bei extremer Gefahr und Gefahreninformationen grün geschaltet. Die Nachrichten am Warntag werden aber mit höchster Warnstufe verschickt, also so, als würde es sich um echte Gefahrensituationen handeln.

Wer sicher sein möchte, geht in den Einstellungen zu Mitteilungen, scrollt ganz nach unten zu Cell Broadcast Alerts und tippt auf den Schieberegler hinter Testwarnungen. Ob Apple noch Updates veröffentlicht, die auch das iPhone 6 (Plus) und ältere Geräte fit für Cell Broadcast macht, ist fraglich.

Für Geräte mit Android 11 gilt im Prinzip das Gleiche wie bei iPhones mit aktueller Software: Cell Broadcast ist automatisch aktiviert, die Nachrichten am 8. Dezember werden auch empfangen, wenn Test-Warnungen nicht aktiviert sind. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) hat eine Liste mit Smartphones von Google, Samsung und Sony veröffentlicht, die sicher CB-fähig sind.

Samsung vorbildlich

Im Gegensatz zu den Apple-Geräten gibt es bei Android aber keine wirklich fest definierte Grenze, ab der der Dienst funktioniert oder nicht. Hersteller haben möglicherweise die Funktion schon in früheren Versionen des Betriebssystems integriert oder ein entsprechendes Update veröffentlicht - Google stellt dafür ein CellBroadcast-Modul zur Verfügung. Samsung beispielsweise hat eine Anleitung veröffentlicht, die zeigt, wie man bei Smartphones mit Android 10 oder älter die Notfall-Benachrichtigungen via Cell Broadcast aktiviert.

Notfallbenachrichtigungen pixel.png
Notfallbenachrichtigungen pixel.png

So sehen die Einstellungen auf einem Pixel-Smartphone mit Android 13 aus.

(Foto: kwe)

Die Funktion findet man auf den Geräten der Südkoreaner in der Nachrichten-App. Dort tippt man oben rechts auf das Drei-Punkte-Symbol, danach auf Einstellungen und dann auf Weitere Einstellungen. Hier aktiviert man Broadcast-Kanäle mit allen Sendern. In der Nachrichten-App kann man an gleicher Stelle auch bei Samsung-Geräten mit Android 11 oder höher die Cell-Broadcast-Einstellungen überprüfen.

Bei Googles Pixel-Smartphones findet man die Funktion in den Einstellungen unter Sicherheit und Notfälle - Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte. Auf den meisten anderen Android-Geräten heißt die Funktion ebenso, beispielsweise bei Sony und Xiaomi. Falls sie nicht an gleicher Stelle zu finden ist, nutzt man am einfachsten die Suchfunktion in den Einstellungen.

Zur Not müssen NINA & Co. funktionieren

Insgesamt wird es aber am Warntag viele Smartphones geben, die keine Nachrichten über Cell Broadcast erhalten werden. Weltweit ist laut Statcounter nur auf etwa der Hälfte der Android-Geräte Android 11, 12 oder 13 installiert. In Deutschland ist der Anteil zwar wahrscheinlich deutlich höher, trotzdem gibt es auch hier noch viele alte Androiden. Bei den iPhones sieht es etwas besser aus, Mixpanel zufolge sind iOS 15 und 16 bereits auf mehr als 90 Prozent der Geräte installiert.

Nutzer von Smartphones, die nicht für Cell Broadcast geeignet sind, müssen im Ernstfall nicht auf wichtige Nachrichten verzichten. Ihnen empfiehlt das BKK die Installation der Warn-App NINA. Außerdem verweist die Behörde auf den regionalen Einsatz der Apps KATWARN und BIWAPP oder die hessenWARN-App. Bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr versagten diese Anwendungen allerdings teilweise. Sie müssen am Warntag zeigen, dass sie es jetzt besser können.