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Deutsche Retter in Erdbeben-Region - „Ich kann nicht zu Hause sitzen und nichts machen“

Köln/Bonn – 41 Helfer, sieben Hunde, zwei Sicherheitsleute und 14 Journalisten steigen Montagnacht in einen Charterflug nach Gaziantep, Mitten in das Epizentrum des Erdbebens in der Türkei. Um 23 Uhr sollte der Flieger in Köln-Bonn starten, nur noch Maschinen mit Helfern und Hilfsgütern dürfen auf dem Flughafen in der Südost- Türkei landen.

Retter in der Not: 41 ehrenamtliche Helfer machen sich in der Nacht zu Dienstag auf den Weg in die Türkei

Nach und nach trudeln am Montagabend die ehrenamtlichen Helfer aus ganz Deutschland ein, um zu retten. Schon jetzt werden mehr als 2300 Tote, tausende eingestürzte Gebäude gezählt.

Karte/Map: Erdbeben in der Türkei und Syrien – Infografik

► Die Helfer gehören zu den 170 Mitgliedern von ISAR Germany, 2003 gegründet. Die Organisation half schon in 20 Krisengebieten, auch beim Horror-Tsunami von 2004 im Indischen Ozean, als 230 000 Menschen starben.

Die ISAR-Retter („Rescuers of International Search and Rescue“) am Gate

Foto: PIROSCHKA VAN DE WOUW/REUTERS

Feuerwehrmann Ingo Engels (54) ist an den Flughafen gekommen, wohnt nur zehn Minuten entfernt: „Ich kann nicht zu Hause sitzen, die Bilder sehen und nichts machen. Um 8 Uhr kam der Voralarm, dann musste ich es noch mit meinem Arbeitgeber, der Berufsfeuerwehr, klären. Um 12 Uhr kam dann die Info, dass geflogen wird.“

Engels ist Trümmerretter und kümmert sich um medizinische Versorgung. Er half bereits 2021 bei Erdbeben auf Haiti und 2019 in Indonesien.

Die deutschen Retter am Flughafen Köln-Bonn: Sandra Pilger (li.), Ingo Engels, Anja Hoche

Foto: Stefano Laura

▶︎ Zugchefin Anja Hoche (45) aus Nordhessen hat ihren X-Herder „Flash“ (6) mitgebracht. „Unser Motto ist, ’Rette nur ein Leben und Du rettest die ganze Welt‘, das befolgen wir“, sagt sie. „Unsere Hunde suchen den Geruch von lebenden Menschen unter den Trümmern.“ Auch ihre Kameradin Sandra Pilger (34) aus Dortmund ist mit ihrem belgischen Schäferhund „Hero“ (8) gekommen.

Insgesamt sieben speziell ausgebildete Hunde begleiten die Retter

Foto: Stefano Laura

Wie funktioniert das mit den Hunden? Krankenschwester Anke Boysen (54) mit Catahoula Aqim (10) erklärt: „Wir geben das Kommando ,Such und hilf‘, dann versteht er im Kontext mit den Trümmern, das jetzt arbeiten dran ist.“

Er macht Hoffnung: Rettungshund „Hope“

Foto: Stefano Laura

ISAR-Pressesprecher Paul-Philipp Braun (26) sagt: „Wir fliegen jetzt mit dem ganzen Team. ISAR Turkey ist schon vor Ort in der Kommunikation mit den Behörden, das dauert manchmal etwas. Wir werden nach der Ankunft Zelte aufschlagen und dann jede freie Minute zum Schlafen nutzen. Denn wenn es losgeht, wird es sehr anstrengend. Vor Ort helfe ich dann als ausgebildeter Sanitäter auch medizinisch.“

SAR-Pressesprecher Paul-Philipp Braun ist auch ausgebildeter Sanitäter

Foto: Stefano Laura

Damit es vor Ort sicher ist, kommen auch die Ex-Soldaten Sven Schulz (49) und Mario Pröbel (50) von der Firma HEAT mit. Sie arbeiten nicht ehrenamtlich, wurden angeheuert. Pröbel sagt: „Wir haben ISAR im letzten Jahr geholfen, Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen. Mit Krisengebieten kennen wir uns aus.“

Der türkische Generalkonsul Turhan Kaya (43) kommt an den Flughafen, um sich bei den Helfern zu bedanken. Er sagt: „Ich hoffe und weiß, dass es den Menschen dort durch Eure Hilfe sehr viel besser gehen wird.“

Der türkische Generalkonsul Turhan Kaya (mi.) ist dankbar für die Hilfe

Der Einsatzleiter Steven Bayer (43) hält eine Ansprache: „Wir wollen vor Ort möglichst schnell in den Einsatz gehen, werden gegen 6:15 Uhr Ortszeit landen. Wir sind 43 Mann und sieben Hunde. Für das, was wir jetzt machen, wurde ISAR gegründet. Wir werden 24 Stunden nach dem Erdbeben da sein.“

Briefing am Airport: Einsatzleiter Dr. Steven Bayer (43) informiert seine Kollegen

Die Retter stehen mit dem türkischen Generalkonsul Turhan Kaya am Flieger

Ein Sicherheitsbeauftragter warnt: „Männers, es ist eine vollkommen andere Bauweise, es wird brandgefährlich. Es ist sehr kalt, wenn wir Pech haben, haben wir Schnee auf den Trümmern. Wir müssen auch wegen der Kälte sehr schnell sein, um noch Überlebende zu finden.“