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Die Herzen der Inder gewonnen - Barfuß-Baerbock!

Ein indisches Sprichwort besagt: „Wenn ein Fuß geht, ruht der andere…“

An Ruhe war für Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) bei ihrem 32-Stunden-Besuch im zweitgrößten Land der Welt (1,4 Milliarden Einwohner) allerdings nicht zu denken. Nach einem Jahr voller Krisen-Gipfel in Edel-Locations musste Baerbock in Indien Geländegängigkeit beweisen. Und zeigte, dass diplomatisches Parkett auch ohne Schuhe gelingt.

Baerbock, die Barfuß-Ministerin!

Schon einmal war Baerbock in Indien. Lange ist's her: in ihrer Uni-Zeit verbrachte sie sechs Wochen im Riesen-Land. Nun ist sie wieder da: als Ministerin der größten europäischen Wirtschaftsnation. Unter Dauer-Beobachtung.

Immer mit dabei: eine Stylistin, die für Baerbocks Look verantwortlich ist. Doch schnell merkt Baerbock: statt ausgeklügeltem Look braucht es hier Barfuß-Diplomatie.

Baerbock beim Besuch eines Tempels

Foto: SAJJAD HUSSAIN/AFP

Immer wieder muss Baerbock ihre Schuhe ausziehen. Beim Besuch der Gedenkstele des ermordeten Unabhängigkeitskämpfers Mahatma Gandhi (1869-1948) läuft die Ministerin barfuß über die feuchte Wiese. Vor dem Eintritt ins Sikh-Gotteshaus („Gurdwara“ genannt) muss Baerbock – wie alle Besucher – durch die Fuß-wasch-Rinne, läuft mit nassen Füßen und rot lackierten Zehennägeln über den kalten Marmor. In der Armenküche nebenan hockt Baerbock neben indischen Frauen im Schneidersitz und hilft beim Brotbacken. Natürlich barfuß.

Baerbock weiß um die Bedeutung dieser Bilder: Ohne Schuhe macht die Ministerin sich gemein mit Millionen bitterarmen Indern, die mit zerfurchten, kranken Füßen überall im Stadtbild sichtbar sind. Der krasse Unterschied zwischen Reichen und Armen schrecke sie sehr, so Baerbock.

Ihre Botschaft an Indien: Sie ist eine aus dem Volk, nicht aus der politischen Kaste. Ihre Botschaft an die Deutschen: Die Macht der Bilder versteht nicht nur der Grünen-Vizekanzler Robert Habeck (53).

Die deutsche Außenministerin in einem Fußbad vor dem Eingang zu einem Sikh Tempel in der historischen Altstadt von Neu-Delhi

Foto: Carsten Koall/dpa

Immer wieder will Baerbock in Indien beweisen, dass sie vor Menschen keine Angst hat. Sie fährt U-Bahn, mischt sich auf einem überfüllten Markt unter die Leute – und bringt ihr Sicherheitsteam dabei mächtig ins Schwitzen. Vor den Marktständen in Alt-Delhi drücken sich Passanten an der von bewaffneten BKA-Beamten umgebenen Ministerin vorbei, während Rikschas nebenher knattern und Stromkabel in dicken Knäulen in der Luft hängen. Für Indien typisches Großstadt-Gewusel, für Baerbock nützliche Fotos – für ihre Personenschützer ein Alptraum.

Um politisch zu punkten, setzt Baerbock auf indische Weisheiten. Man könne die See nicht überqueren, indem man am Ufer stehe und aufs Wasser starre, zitiert sie in ihrer Rede am Dienstagmittag beim „Trilateralen Indien-Forum“ einen indischen Nobelpreisträger. Heißt: Baerbock will mehr Zusammenarbeit mit Indien und weiß, dass sie um Partnerschaft werben muss. Über Wasser laufen, das kann auch Baerbock nicht. Nicht einmal barfuß.

Baerbock in der vollen U-Bahn von Neu-Delhi

Foto: IMAGO/photothek

Baerbocks Gastgeschenk: Die Ministerin hat, stellvertretend für die Bundesregierung, ein Migrations- und Mobilitätsabkommen unterzeichnet, das von den Innenministerien beider Länder ausgehandelt wurde. Das Ziel: u.a. Fachkräfte und Studenten sollen leichter nach Deutschland kommen können.

Auf dem Heimflug ist Baerbock wieder ganz die Alte: im perfekten Business-Look. Schwarzes Etukleid, ein leichter, lilafarbener Pullover darüber – und dazu schwarze Pumps.