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Druck nach Betrugsvorwürfen: Schach-Meister Niemann bricht Interview ab

Der Schach-Skandal rund um den erst 19-jährigen Hans Niemann ist zu einem weltweiten Spektakel geworden. Kurz nach dem Erscheinen eines Untersuchungsberichts tritt der Großmeister bei den US-Meisterschaften an. Nach dem Erstrundenspiel äußert er sich nur kurz und bricht ein Interview ab.

Hans Niemann ist zurück. Der umstrittene Schachgroßmeister hat seine erste Partie nach den schweren Anschuldigungen gegen ihn gewonnen. Ein Untersuchungsbericht des Portals "chess.com" hatte nahegelegt, dass der 19-jährige US-Amerikaner in mehr als 100 Online-Partien betrogen haben soll. Nach seinem Sieg in der ersten Runde der US-Schachmeisterschaften äußerte sich Niemann erstmals öffentlich. Viel sagte er nicht.

"Dieses Spiel ist eine Botschaft an alle", sagte Niemann: "Alles begann damit, dass ich sagte, dass Schach für sich selbst spricht. Diese Partie hat für sich selbst gesprochen, denke ich. Sie hat den Schachspieler gezeigt, der ich bin. Sie hat zudem gezeigt, dass ich nicht nachgeben werde. Ich werde hier mein bestes Schach spielen. Egal, unter welchem Druck ich stehe. Das ist alles, was ich über diese Partie zu sagen habe. Schach spricht für sich selbst. Das ist alles, was ich sagen kann."

Niemann wehrte sich gegen weitere Nachfragen und brach das Interview nach einem kurzen Rückzugsgefecht ab. "Tut mir leid, das war's", sagte er, als der Moderator mit ihm über das Spiel gegen den 15-jährigen Christopher Yoo sprechen wollte: "Sie können das interpretieren, wie sie wollen. Das ist alles, was ich sagen möchte." Niemann ist bei den US-Schachmeisterschaften auf Rang acht gesetzt. Doch egal, was bei dem Turnier in St. Louis, Missouri, auch passieren wird, die Schachwelt wird weiter über den Großmeister streiten.

Untersuchungsbericht verurteilt Niemann

Weltmeister Magnus Carlsen hatte ihm zuletzt offen illegale Methoden unterstellt. Der US-Amerikaner hatte im Anschluss eingeräumt, bei zwei Gelegenheiten als 12- und 16-Jähriger betrogen zu haben, mehr nicht. Der Bericht des Schachportals "chess.com" hatte dann in dieser Woche von mehr als 100 Online-Partien gesprochen. Den Angaben des Berichts zufolge soll Niemann zuletzt im Jahr 2020 betrogen haben.

Carlsen wirft dem 19-jährigen US-Amerikaner Betrug vor: "Ich glaube, dass Niemann - auch in letzter Zeit - mehr betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat." Anfang September war es zum ersten Vorfall zwischen beiden gekommen. Beim Sinquefield Cup in St. Louis verlor der Superstar überraschend gegen Niemann und zog sich erstmals in seiner Karriere von einem Turnier zurück. Gründe nannte der 31 Jahre alte Norweger damals nicht. Die Schach-Szene deutete Carlsens Ausstieg als Betrugsvorwurf gegen Niemann. Der US-Amerikaner gab während des Sinquefield Cups in einem Interview zu, zweimal als Teenager bei Online-Partien betrogen zu haben, nie jedoch in Präsenz am Schachbrett.

Fall Niemann ist ein weltweites Spektakel

Der Fall Niemann ist längst außerhalb der Schachwelt angekommen. Er fasziniert Milliardär Elon Musik ebenso wie die beiden Podcaster Jan Böhmermann und Olli Schulz und den hiesigen Boulevard. Der Mix aus Anschuldigungen und Spekulation über mögliche Betrugsmethoden wie der Einsatz von Analperlen beim sonst so biederen Spiel der Großmeister fasziniert die Menschen weltweit.

"Betrug, Groupies, ein Haufen Geld, Schlägereien: Wie Schach zum Rock'n'Roll wurde", titelte der "Guardian" in dieser Woche und kam zu dem Schluss, dass neben dem 31-jährigen Carlsen, der sich gerne mit Fußball-Star Erling Haaland zeigt, ein guter Poker-Spieler und Ex-Model ist, ein Mix aus neuen Streaming Formaten, die Pandemie und auch die Netflix-Serie "The Queen's Gambit" den Schachsport in neue Höhe katapultiert haben.

Auch in der deutschen Hauptstadt Berlin gibt es mittlerweile einen Schach-Späti am unteren Ende der Schönhauser Allee. Dort treffen sich Nacht für Nacht etliche Menschen für eine Partie Blitzschach bei einem Bier. An manchen Nächten sind vor dem Späti bis zu zehn Schachbretter aufgebaut.