Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Das E-Derivat des Kompaktmodells: Renault Mégane E-Tech Electric – ein besserer Ausweis?

Mit dem Kleinwagen Zoe gehörte Renault einst zu den Pionieren der Elektromobilität. Doch dann kam lange nichts. Jetzt soll ein neues Modell den Massenmarkt erobern – und die Konkurrenz muss zittern, es soll noch besser mit der Elektro-Sparte funktionieren. Beim Absatz überholt er die Konkurrenz mit Wolfsburg. War früher der VW Golf der Maßstab für die Franzosen, so ist es der VW ID.3 der E-Ära. Und es muss tatsächlich wackeln.

Megane_E-TECH_Electric__60_.jpg
Megane_E-TECH_Electric__60_.jpg

Kompakt: Die E-Brille ist nur 4,20 Meter lang.

(Foto: Renault)

Anders als der Name vermuten lässt, hat Mégane E-Tech Electric Benziner und Diesel Mégane genannt Klasse. Während VW die E-Mobil-Familie bis auf die Begrifflichkeiten komplett neu erfunden hat, zeigt Renault, dass man beim Trial-and-Error feststeckt. Die leichte Crossover-Karosserie sieht modern aus, bleibt aber dennoch dem Stil der Marke treu, der bei früheren Renault-Modellen zu finden ist. Dass der Elektromotor unter der Fronthaube läuft, lässt sich nur an Details wie dem fehlenden Endrohr erahnen. Auch Kühlergrills mit Luftöffnungen können bei Benzin- oder Dieselmotoren mit ähnlichen Formen verziert werden.

Das Interieur ist futuristischer. Es wird von einem Bildschirmduo dominiert, dessen horizontaler Teil hinter dem Lenkrad die Aufgabe der Instrumente übernimmt. Fast direkt angeschlossen ist ein zweites Display im klassischen Hochformat, das normale Touchscreen-Funktionen übernimmt. Das Ganze sieht nicht nur modern aus, sondern funktioniert auch sehr gut, sehr schnell und reibungslos. Das liegt zum einen an der ausgesprochen leistungsstarken Hardware und zum anderen an der Android-basierten Software. Vor allem das Navigationssystem „Google Maps“ und die Sprachsteuerung des Unternehmens sind in dieser Qualität außer für Luxusmarken nicht verfügbar. Das zunächst noch nicht ausgereifte ID.3-System hat Renault zumindest locker überholt.

Batteriestand und geeignete Ladepunkte

Megane_E-TECH_Electric__55_.jpg
Megane_E-TECH_Electric__55_.jpg

Die Displaywelt von E-Megane sieht modern aus und funktioniert gut, schnell und reibungslos.

(Foto: Renault)

Besonders gut gefällt mir, dass die Routenberechnung den Akkustand berücksichtigt und passende Ladepunkte vorschlägt , unverständlicherweise alles andere als Standard für Infotainmentsysteme in Elektrofahrzeugen. Allerdings hat Renault es mit der Digitalisierung nicht übertrieben und auch analoge Schalter für Klimaanlage und Lautstärkeregelung verbaut.

Der Innenraum des Elektro-Mégane zeigt im klassischen Bereich eher Schwächen: Trotz der relativ hohen Schulterlinie geht das Raumgefühl vorne noch in Ordnung, aber das schmale Heck Das Heck wirkt mit Fenstern etwas beengt und dicke Säulen. Auch große Menschen werden schnell Kontakt mit dem niedrigen Dach haben. Auch der Kofferraum macht Zugeständnisse an das angenehme Aufbaudesign mit hoher Ladefläche und schmaler Öffnung, die das Beladen erschwert.

Voll überzeugend auf der Straße

Renault hingegen überzeugt voll und ganz. Es steht mit schwerer Batterie fest auf dem Asphalt, hält stoisch die Spur und saust durch Highspeed-Kurven, ohne den Körper zu sehr zu bewegen. Federn und Dämpfer sind generell komfortabel ausgelegt, die Lenkung bleibt markentypisch etwas indirekt.

Die satten 160 kW/218 PS Kraft des Frontmotors sollten daher weniger für sportliche Kurvenfahrten als vielmehr für souveränes Fahren genutzt werden. Dabei hilft auch die gute Reichweite von 400 Kilometern (Herstellerangabe: 450 Kilometer), die Renault aus einer nicht allzu großen Batterie (60 kWh) herausholt. Hier dürften die Erfahrungen der Franzosen mit dem Elektro-Klassiker Zoe eine Rolle spielen. Mit einem realen Stromverbrauch von 16 kWh (ohne Ladeverluste) benötigt der Mégane weniger Strom als ein Kleinwagen.

In Sachen Ladetechnik hat Renault seine Ausstattungs- und Preisstruktur deutlich abgeflacht und war bei der Markteinführung aufgrund des kleinen On-Board-Ladegeräts und des fehlenden CCS-Anschlusses noch sehr verunsichert, wenn das Basismodell ein Anfangs echtes Schnarchen in der Steckdose, mittlerweile gibt es nur noch halbwegs schnelle Varianten. Mindeststandard ist ein 22-kW-Onboard-Lader für Wallboxen und reguläre Ladesäulen. Dadurch können Modelle mit großen Akkus in etwas mehr als drei Stunden vollständig aufgeladen werden. Renault zieht mindestens 85 kW, optional 130 kW, aus dem Gleichstromkabel, also sind idealerweise nach 42 Minuten wieder 80 % der Nennleistung vorrätig.

Wettbewerbsvergleich: Erfolgreich bestanden

Die Anfang des Jahres versprochenen 35.200 € Grundpreis können natürlich nicht eingehalten werden. Stattdessen kostet das Modell mit kleinerem 40-kWh-Akku (bei 300 Kilometer Reichweite) bereits 42.000 Euro. Die von uns getesteten Modelle mit größeren Akkus und stärkeren Motoren kosten mindestens 46.600 Euro. Die Ausstattung ist schon sehr sauber und noch lange nicht fertig. Wer ein gutes Google-Navigationssystem möchte, muss noch einmal 850 Euro draufschlagen. Bei Vollausstattung liegt der Endpreis bei knapp 53.000 Euro. Das ist viel Geld, aber in der Mittelklasse-Elektrokleinwagenklasse mittlerweile Standard. Auch der VW ID.3, Hyundai Ioniq 5 oder Nissan Ariya bewegen sich in diesen Bereichen.

Mégane E-Tech Electric hat einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Vielleicht besser als das, was der klassische Mégane in den letzten Jahren erreichen konnte. Sparsames Fahren, lebendiges Infotainment und eine durchgängig moderne Optik sind die Pluspunkte. Kleine Abzüge gibt es nur für die erschütternde Rundumsicht und den schwer zugänglichen Kofferraum.