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Ehrung statt „Ausweisung“ - Melnyk mit Staatsabschied gewürdigt

Dieser Abschied dürfte seinen Kritikern übel aufstoßen.

Ukraine-Botschafter Andrij Melnyk (47) wurde am Montag „mit einem Mittagessen zu Ehren seiner Exzellenz“ im Auswärtigen Amt verabschiedet. Dabei bekam Melnyk einen besonders ehrenvollen Staatsabschied.

Anders als die meisten Botschafter wurde er nicht von einem Abteilungsleiter oder Unterabteilungsleiter verabschiedet, sondern von Baerbock-Vize, Staatsminister Tobias Lindner (40, Grüne).

BILD erfuhr aus dem Auswärtigen Amt, den Staatsabschied bekam Melnyk, um ihm „die deutliche Anerkennung unseres Hauses“ zu signalisieren. Ein solcher Abschied erfolge „nur in wenigen Ausnahmefällen“, so ein Anwesender, der anonym bleiben wollte.

Während seines Abschieds bedankte sich Melnyk für die Unterstützung, die ihm und seinem Land von deutscher Seite entgegengebracht worden sei. Er wisse, dass er nicht immer die Form gewahrt habe, doch seit dem 24. Februar stehe sein Land „vor dem Abgrund“, weshalb sein teils unorthodoxes Auftreten als „Hilferufe“ zu verstehen sei.

Besonders bei AfD und Linke, aber auch in Teilen der SPD und bei einzelnen CDU-Politikern dürfte die Ehrung Melnyks zum Abschied eher schlecht ankommen.

Immer wieder hatten einzelne Politiker Melnyks „Ausweisung“ gefordert und erklärt, Annalena Baerbocks (41, Grüne) Auswärtiges Amt solle den streitbaren Botschafter zur „Persona non grata“ erklären. Nun also ein Abschied mit allen Ehren, der Melnyks teils wenig diplomatischen, aber immer offen und ehrlichen Einsatz für sein Land in Deutschland honoriert.

Siebeneinhalb Jahre war der heute 47-Jährige oberster Repräsentant seines Landes in Deutschland. Ein dreiviertel Jahrzehnt, in dem Russland teils verdeckt Krieg gegen die Ukraine führte und Melnyk stets bemüht war, die Interessen seines Landes in der Bundesrepublik bestmöglich zu vertreten.

Polarisiert: Andrij Melnyk

Foto: Michael Kappeler/dpa

Berühmtheit erlangte der im westukrainischen Lemberg geborene jedoch erst seit Beginn des offenen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar. Melnyk war hierzulande die wichtigste Stimme der Ukraine, wenn es um die Forderung nach Waffen aus Deutschland ging. Doch Melnyk wurde auch darüber hinaus aktiv, um seinem Land zu helfen. „Manchmal komme ich mir vor wie ein Waffenhändler“, sagte er schmunzelnd vor einigen Monaten zu BILD.

Und tatsächlich: Tausende der überlebenswichtigen Waffen, die sein Land aus Deutschland erhalten hat, sind seinem persönlichen Einsatz bei deutschen Rüstungskonzernen zu verdanken. Waffen, die unzähligen Ukrainern das Leben retteten und unter anderem die eingekesselte Großstadt Mariupol über Monate vor der russischen Eroberung bewahrte.

Doch auch nach Melnyks Abschied dürfte der silberhaarige Ukrainer der Außenpolitik erhalten bleiben. Seine genaue Funktion im Außenministerium der Ukraine ist aber noch nicht klar. Gehandelt wird er unter anderem für dem Posten des Vize-Außenministers.