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Empfang in Villa Hammerschmidt: G7-Treffen bringt Bonn das Hauptstadt-Gefühl zurück

Vom Berg ins Tal: Für ein paar Stunden der Entspannung verließen die Teilnehmer des G7-Treffens der Finanzminister am Donnerstagabend den Petersberg in Königswinter, um unten am Rhein der Musik Beethovens zu lauschen. Gipfel-Gastgeber Christian Lindner hatte seine Kolleginnen und Kollegen der führenden Wirtschaftsnationen plus die Notenbank-Chefs dieser Länder zu einem Empfang in die Villa Hammerschmidt, dem zweiten Dienstsitz des Bundespräsidenten, geladen.

Wie in alten Zeiten

Er wird nur noch selten genutzt, doch am Donnerstag war es fast wieder so wie zu Bonns Hauptstadtzeiten: Polizeiwagen auf der Adenauerallee, patrouillierende Streifen auf dem Baum umstandenen Grundstück, breitschultrige Sicherheitsbeamte in Zivil mit Kopfhörern, deren Kabelschnur sich vom Ohr in den Hemdkragen kräuselte.

Nach dem schweren Regenschauer am Nachmittag präsentierte sich der Park der 1860 für den Textilunternehmer Rudolf Hammerschmidt erbauten Villa im satten Grün, von der Terrasse aus ging der Blick über den Rhein und aufs Siebengebirge: Eine herrliche Aussicht, die Elke Büdenbender schon kennt, denn sie hat wiederholt in dem „Weißen Haus am Rhein“ übernachtet.

Die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde von Lindner besonders begrüßt. Sie ist Schirmherrin des Kinderhilfswerks UNICEF, dessen Bedeutung Lindner und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel angesichts der Not in der Welt besonders unterstrichen.

Natürlich durfte in Bonn ein Hinweis auf den größten Sohn der Stadt, Ludwig van Beethoven, nicht fehlen. Sein Klaviertrio in D-Dur stand im Mittelpunkt eines kleinen Konzerts im Vestibül des Hauses. Die Musiker waren sicherlich auch wegen des Krieges in der Ukraine mit Bedacht ausgewählt worden: Seht her, die Musik baut Brücken und sprengt Ländergrenzen, sollte die Verpflichtung der in der Ukraine geborenen Geigerin Diana Tishchenko, des aus Usbekistan stammende Pianisten Michail Lifits und des Schweizer Cellisten David Pia heißen.

Beethovens Geistertrio

Beethovens Opus 70 wird auch „Geistertrio“ genannt, weil, so beschrieb sein Schüler Carl Czerny, der Charakter des zweiten Satzes „geisterhaft schauerlich, gleich einer Erscheinung aus der Unterwelt“ sei.

Die kam an diesem sommerlich-warmen Abend gottseidank nicht, denn die drei Solisten spielten so frisch und beherzt auf, dass das Publikum jeden Satz eifrig beklatschte. Als Zugabe gab es ein Werk des 2020 verstorbenen ukrainischen Komponisten Myroslav Skoryk mit dem Titel „Melody“. Es sei in ihrer Heimat sehr populär, sagte die Geigerin. Kein Wunder, die Melodie in A-Moll ist so einfach, dass man sie als Zuhörer gleich mitsummen kann. Nach dem Konzert bat Lindner zum Diner.

Vor dem Abstecher in die Villa Hammerschmidt hatten sich der Bundesfinanzminister und seine Amtskollegen aus Großbritannien, Rishi Sunak, sowie Japan, Shunichi Suzuki, im Alten Rathaus ins Goldene Buch der Stadt Bonn eingetragen. Ebenfalls unterzeichneten Bundesbankpräsident Joachim Nagel und seine beiden Kollegen Andrew Bailey (Großbritannien) und Haruhiko Kuroda (Japan).

Oberbürgermeisterin Katja Dörner begrüßte die Gäste herzlich in Bonns guter Stube. Lindner würdigte die Bundesstadt, von der aus wichtige Schritte unternommen worden seien, „um eine neue Ordnung des Friedens in Deutschland, Europa und der Welt aufzubauen“. Im Juni werden die G7-Medien- und Kulturminister zu einem Treffen in Bonn erwartet.