Leipzig – Der eine saß wegen Drogenhandels im Knast, beim anderen stellten Zollfahnder kiloweise Crystal und Schusswaffen in der Wohnung sicher. Doch am zweiten Tag im Prozess gegen den Colditz-Clan beschuldigten die Brüder Uwe (25) und Andi (38) ihren Vater Ralf „Ralle“ N. (67), der Drahtzieher der schwerst kriminellen Machenschaften zu sein.
„Vater hat Mist gebaut“, sagte Andi N. zu Beginn seiner Einlassung. „Er hat sich schlechtes Crystal andrehen lassen, ich sollte ihm helfen, das wieder loszuwerden.“ Obwohl er damit nichts zu tun haben wollte, hätte ihn sein Vater gezwungen, gemeinsam zu einem potenziellen Käufer zu fahren. Er selbst sei ein ehrbarer Handwerker, spalte nur Holz und poliere Autofelgen mit einem Sandstrahler, so Andi N..
Sein jüngerer Bruder Uwe schloss sich der Erzählung an. Hanebüchen war auch seine Erklärung auf die Frage des Gerichtes, wie er zu einem Lamborghini und Mercedes AMG gekommen sei. Die beiden Karossen waren bei der Razzia im März beschlagnahmt worden.
Lamborghini vom Lohn bezahlt
„Als Schrotthändler bekommt er 1600 Euro im Monat, durch das Verwerten von Benzin aus Altwägen verdient er sich noch etwas dazu“, so sein Verteidiger Stephan Bonell. Davon habe sich N. den 115 000 Euro teuren Lambo bei einem Münchner Händler geleistet.
Bei der Razzia wurden anderem Pistolen, Revolver und eine Blendgranate gefunden
Foto: Zollfahndungsamt Dresden
Nach seiner absurden Einlassung zum Prozessauftakt am Dienstag schwieg Ralf „Ralle“ N. am zweiten Verhandlungstag – auf Anraten seines Anwaltes. Im Gefängnis ist die Colditzer Drogenbande indes seit einiger Zeit wieder vereint.
Nach BILD-Informationen sollen die drei ihre Zellen auf demselben Flur haben. Man treffe sich täglich und rede miteinander, so ein Insider zu BILD.
Uwe N. (35) will den Lamborghini von seinem Schrotthändler-Gehalt bezahlt haben
Foto: Zollfahndungsamt Dresden
In der Umgebung um Colditz sind N. und seine Familie berüchtigt. Gegen ihn und seine Bande lagen 424 Anzeigen bei der Polizei vor. Mal ging es um Schutzgelderpressung, mal um Körperverletzung oder Volksverhetzung. Im Dorf hätte man Angst vor der Familie, berichten Anwohner. Ihr Grundstück galt jahrelang als Nazi-Treffpunkt.
Im Mai 2012 waren die Brüder und Vater „Ralle“ nach fünf Fällen von Körperverletzung noch mit Bewährung davongekommen. Zwei Jahre später wurde Uwe N. mit 1,8 Kilogramm Crystal erwischt, bekam drei Jahre Haft.
Bei einer Razzia des Zollfahndungsamtes im März fanden Beamte Tausende Cannabispflanzen in einer Halle, 5,5 Kilogramm Crystal in einer Holzwerkstatt der Familie, 32 000 Bargeld, fünf Kurz- und zwei Langwaffen und einen Lamborghini.