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Erdbeben der Stärke 7,7 fordert über 1800 Opfer

Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien ist die Zahl der Todesopfer auf etwa 1800 gestiegen. In der Türkei seien 1014 Menschen ums Leben gekommen, teilte der Katastrophenschutzdienst Afad am Montagmittag mit. Mehr als 7000 Menschen seien verletzt worden. Bei den Erschütterungen stürzten allein in der Südosttürkei Tausende Gebäude ein. Auf Videos aus mehreren Städten in dem Gebiet waren teilweise völlig zerstörte Straßenzüge zu sehen.

In Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 780. Das teilten der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh sowie die Rettungsorganisation Weißhelme mit. In dem Bürgerkriegsland seien bei der Katastrophe mehr als 2200 Menschen verletzt worden.

In der Nacht hatte ein Beben mit der Stärke 7,7 die Türkei und Syrien erschüttert, es folgten etliche Nachbeben – eines davon mit der Stärke 7,6, wie Afad mitteilte. Beide Beben hatten ihr Epizentrum in der Provinz Kahramanmaras. Die Erschütterungen waren in mehreren regionalen Nachbarländern zu spüren, darunter im Libanon, im Irak sowie in Zypern und Israel.

Quelle: Infografik WELT/mku

Im türkischen Fernsehen waren Bilder von Helfern zu sehen, die teilweise mit baren Händen in den Trümmern nach Verschütteten suchten. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939.

In Syrien stürzten laut Sana in zahlreichen Städten Gebäude ein. Fotos zeigten, wie Rettungsteams Menschen auf Tragbahren wegtrugen. „Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen“, sagte der Leiter der Weißhelme, Raed Al Saleh. „Die Lage ist sehr tragisch“, sagte ein Mitglied der Gruppe.

Türkei bittet um internationale Hilfe

In der Türkei stürzten Tausende Gebäude ein, das Beben mit Hunderten Toten sei in zehn Provinzen zu spüren gewesen, sagte Vize-Präsident Oktay. Unter den eingestürzten Gebäuden sei neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In Gaziantep stürzte der Zeitung „Hürriyet“ zufolge eine historische Burg ein. Die Flughäfen in Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep blieben vorerst für den zivilen Verkehr geschlossen, sagte Vizepräsident Oktay. Der Sender CNN Türk zeigte Bilder von einem tiefen Riss in einer Landebahn am Flughafen Hatay.

Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung, Essenspakete und Babynahrung. Rettungsteams aus dem ganzen Land wurden laut Innenministerium zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten.

Dieses Kind wurde in der syrischen Stadt Afrin im Rebellengebiet aus den Trümmern gerettet

Dieses Kind wurde in der syrischen Stadt Afrin im Rebellengebiet aus den Trümmern gerettet

Quelle: AFP/RAMI AL SAYED

Vielerorts werden weiterhin etliche Menschen unter dem Schutt vermutet. Im Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden. Auch aus den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Osmaniye, Diyarbakir und Adana wurden Bilder gezeigt, auf denen Menschen teilweise in Decken gehüllt abtransportiert wurden.

Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. „Griechenland wird sofort helfen“, erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Laut Erdogan boten 45 Länder inzwischen ihre Hilfe an, darunter auch die Ukraine, Russland, Finnland, Schweden und Israel. Russland bereitet nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums die Entsendung von 100 Such- und Rettungskräften in die Türkei und nach Syrien vor. Sie sollten mit zwei Transportmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 in die Türkei gebracht werden.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagten den betroffenen Gebieten Hilfe zu. „Deutschland wird selbstverständlich Hilfe schicken“, schrieb Scholz auf Twitter und zeigte sich bestürzt angesichts der Nachrichten aus den betroffenen Gebieten. „Die Zahl der Todesopfer steigt immer weiter. Wir trauern mit den Angehörigen und bangen mit den Verschütteten.“

Die EU koordiniert die europäische Hilfe. „Nach dem Erdbeben in der Türkei heute Morgen haben wir den EU-Zivilschutzmechanismus aktiviert“, kündigte der für das Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic auf Twitter an. Dies erfolgte auf Antrag der Türkei, wie Lenarcic gemeinsam mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell erklärte.

Nach vorläufigen Angaben der Europäischen Union waren zehn Such- und Rettungsteams auf dem Weg, um die Kräfte vor Ort zu unterstützen. Sie kommen unter anderem aus Kroatien, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Polen und den Niederlanden. Das EU-Koordinierungszentrum für Notfallmaßnahmen koordiniere den Einsatz der europäischen Helfer, hieß es in Brüssel. „Die EU ist auch bereit, die Betroffenen in Syrien (...) mit humanitären Hilfsprogrammen zu unterstützen“, ergänzten die beiden EU-Vertreter. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte am Mittag, aus Syrien gebe es bislang keinen Antrag auf Hilfe.

In Deutschland bereitet das Technische Hilfswerk (THW) die Lieferung von Notstromaggregaten, Zelten und Decken vor. Auch Notunterkünfte und Anlagen zur Wasseraufbereitung könnten bereitgestellt werden, sagte Innenminister Nancy Faeser (SPD).

Rettungskräfte bergen eine Person aus einem eingestürzten Gebäude im türkischen Adana

Rettungskräfte bergen eine Person aus einem eingestürzten Gebäude im türkischen Adana

Quelle: AP/Elifaysenurbay

Erdbeben erschüttern Türkei und Syrien

Syrische Bürger durchsuchen die Trümmer eines eingestürzten Gebäudes in Azmarin

Quelle: dpa/Ghaith Alsayed

In der Türkei verursachten Menschen, die betroffene Regionen verlassen wollten, Staus und behinderten damit die anrückenden Notfallteams. Die Behörden riefen die Menschen auf, nicht auf die Straße zu gehen. Moscheen in der Region wurden als Schutzräume für Menschen geöffnet, die bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht in ihre beschädigten Häuser zurückkehren konnten.

In Diyarbakir baten Rettungskräfte um Ruhe, als sie unter den Trümmern eines elfstöckigen Gebäudes nach Überlebenden suchten. Sie zogen schließlich einen Mann heraus und trugen ihn durch eine dichte Menge von Hunderten Menschen, die den Einsatz besorgt beobachteten. Eine grauhaarige Frau weinte und wurde von einem Mann weggeführt, während ein Rettungshelfer mit weißem Helm versuchte, ein weinendes Mädchen zu beruhigen, das von zwei Freunden in den Arm genommen wurde.

Zerstörung im syrischen Zardana. Ein Mitglied der Weißhelme trägt ein Kind aus den Trümmern

Zerstörung im syrischen Zardana: Ein Mitglied der Weißhelme trägt ein Kind aus den Trümmern

Quelle: AFP/ABDULAZIZ KETAZ

Im von den Rebellen kontrollierten Nordwesten Syriens beschrieb die Syrische Zivilverteidigung der Opposition die Lage als katastrophal. Ganze Gebäude seien eingestürzt und Menschen unter den Trümmern gefangen. In der von den Rebellen gehaltenen syrischen Kleinstadt Asmarin in den Bergen an der türkischen Grenze wurden die in Decken eingewickelten Leichen mehrerer Kinder in ein Krankenhaus gebracht. Die Notaufnahmen in der Region waren überlastet, wie der Präsident der Syrisch-Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft, Amdschad Rass, mitteilte.

Das Beben riss auch Bewohner des Libanon aus dem Schlaf und ließ etwa 40 Sekunden lang Gebäude schwanken. Viele Einwohner von Beirut verließen ihre Häuser und gingen auf die Straße oder fuhren mit ihren Autos von den Gebäuden weg.

Heftige Erdbeben in der Türkei

Quelle: Twitter / BNO News

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Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.