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Ergebnis von Banken-Stresstest: Bafin befürchtet "perfekten Sturm" für Banken

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"Wir wissen alle nicht, wie windig es wird." Die Banken und Sparkassen in Deutschland müssen sich auf ein schwieriges Jahr 2023 einstellen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Deutschlands Banken sind im Stress. Zwar würden die meisten Geldhäuser das in einem Belastungstest simulierte Szenario überstehen. Allerdings rechnete das Szenario weder Inflation und Krieg noch die Zinswende mit ein.

Banken und Sparkassen in Deutschland gehen nach Einschätzung der Aufsicht in Summe solide in ein schwieriges Jahr 2023. Doch die Sorgen wachsen angesichts einer Gemengelage aus Konjunkturabschwung, hartnäckig hoher Inflation und noch nicht ausgestandener Corona-Pandemie. "Wir wissen alle nicht, wie windig es wirklich wird. Aber die Bedingungen für einen perfekten Sturm sind gegeben", sagte der oberste Bankenaufseher der Finanzaufsicht Bafin, Raimund Röseler.

In einem Belastungstest nahmen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und die Deutsche Bundesbank die etwa 1300 kleineren und mittleren Geldhäuser unter die Lupe, die sie direkt beaufsichtigen. Die Institute mussten in einer Umfrage beantworten, wie ihre Pläne und Prognosen auf fünf Zinsszenarien für den Zeitraum 2022 bis 2026 reagieren würden. Im Stresstest simulierten die Geldhäuser ihre Ertragslage für die Jahre 2022 bis 2024 jeweils in einem Basis- und einem Stressszenario. Letzteres simulierte einen schweren wirtschaftlichen Abschwung mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent innerhalb der drei Jahre.

"Das Bankensystem zeigt eine zufriedenstellende Resilienz", bilanzierte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. Im Schnitt schmälerte das angenommene Stressszenario die harte Kernkapitalquote als Puffer für Krisenzeiten um 3,2 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent. "Wenn die Banken diesem extremen Stresstestszenario standhalten können, wie es dem Stresstest zugrunde lag, so sind sie - Stand heute - auch für das gerüstet, was wir in den nächsten Monaten erwarten", sagte Wuermeling.

Kreditausfälle könnten zum Problem werden

Wuermeling mahnte jedoch: "Die Banken sollten sich nicht zurücklehnen." Die aktuelle Stress-Situation sei nicht dieselbe, die abgefragt wurde. Der Test berücksichtigte nicht die Zinswende, die Inflation und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Dennoch seien die Erkenntnisse relevant, denn das simulierte Stressszenario käme an die Realität mittlerweile nahe heran, erklärten die Aufseher. Um einige Häuser machen sich die Aufseher bereits jetzt Sorgen, wie Bafin-Aufseher Röseler ausführte: "Wir gehen im Moment davon aus, dass eine mittlere zweistellige Zahl von Banken das Stressszenario nicht überstehen würde ohne zusätzliche Kapitalzufuhr."

Künftig könnten steigende Kreditausfälle für einzelne Häuser zum Problem werden. "Für nächstes Jahr machen wir uns schon Sorgen um die Werthaltigkeit von Krediten", sagte Rösler. "Da werden wir die eine oder andere Bank sicherlich mit einer Prüfung der Kreditportfolien beglücken." Keine Anzeichen sehen Bundesbank und Bafin derzeit dafür, dass es zu einer Kreditklemme in Deutschland kommen könnte, weil Geldhäuser wegen Kapitalknappheit ihr Angebot einschränken.

Ursprünglich wollten Bundesbank und Bafin die fünfte Übung dieser Art bereits im vergangenen Jahr ausführen. Die Aufseher verschoben den Stresstest jedoch, um die Banken in der Corona-Pandemie nicht zusätzlich zu belasten. Die nun untersuchten Institute umfassen den Angaben zufolge rund 91 Prozent aller Kreditinstitute in Deutschland und machen rund 45 Prozent der zusammengefassten Bilanzsummen aus. Die größeren Institute werden direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt, auch für sie gibt es regelmäßig solche Stresstests.