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Erster Auftritt im "Besetzereck": Die Ärzte feiern 40. Bühnen-Jubiläum

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Ja, sie stehen schon wirklich lange auf der Bühne: Die Ärzte alias Bela B., Farin Urlaub und damals noch Sahnie 1985 (v.l.).

(Foto: imago images/teutopress)

Heute treten sie zumeist vor Zehntausenden Fans auf. Doch auch Die Ärzte haben mal klein angefangen - mit einer Show im Berliner "Besetzereck". 40 Jahre ist das her. Nicht nur die Zuschauerzahl hat sich seither geändert, sondern auch das musikalische Können von Farin Urlaub und Bela B.

Vier Jahrzehnte nach ihrem ersten Auftritt als Die Ärzte sind sich die Berliner Musiker der mit ihrer Bekanntheit gewachsenen Bedeutung bewusst. "Ganz am Anfang war Applaus optional", sagt Gitarrist Farin Urlaub 40 Jahre nach dem Debüt am 26. September 1982 im Berliner "Besetzereck", einem besetzten Haus im Szene-Kiez Kreuzberg. "Für dieses erste Konzert haben wir auch noch Plakate selber gezeichnet."

"Du hast auch manchmal ein Lied beendet und dann halt zugehört, wie die Leute Bier trinken", so Farin Urlaub. "Man fühlte sich da nicht so wie Rockstars. Das ist jetzt schon ein bisschen anders. Wir haben ziemlich viel Aufmerksamkeit, und wir gehen hoffentlich auch verantwortungsvoll damit um." Die Musiker engagieren sich einzeln oder als Band mit vielen Aktionen für kleine Clubs in der Krise, gegen Rechtsextremismus oder für Flüchtlingsinitiativen.

Jan Vetter, so der bürgerliche Name von Farin Urlaub, und Schlagzeuger Dirk Felsenheimer, besser bekannt als Bela B, hatten sich zwei Jahre zuvor kennengelernt und bei Soilent Grün gespielt. Nach Auflösung der Punkband gründeten die beiden Musiker zusammen mit Bassist Hans "Sahnie" Runge in Berlin Die Ärzte. Nach einer fünf Jahre währenden Auflösung der Band ist Rodrigo "Rod" González seit 1993 als Bassist dabei.

"Den Größenwahn haben wir uns geleistet"

"Unsere erste Tour durch den deutschsprachigen Raum haben wir Welttournee genannt, den Größenwahn haben wir uns geleistet", sagt Bela B rückblickend. "Schließlich dachten wir, das ist alles in ein, zwei Jahren wieder vorbei."

Der erste Auftritt im "Besetzereck" sei mit 50 oder 60 Leuten nicht ausverkauft gewesen. "Während des Konzerts gab es ein bisschen Unmut, weil einige der Anwesenden uns von Soilent Grün kannten, eine sehr schnelle Punkband mit zum Teil politischen Texten. Den hatte unsere neue Ausrichtung erst mal weniger gefallen." Die Ärzte waren auch Pop und Klamauk.

Grundlegendes hat sich für Farin Urlaub seitdem im Repertoire verändert. "Wir spielen jetzt natürlich ein bisschen besser als früher und es sind mehr Leute da. Was aber ein Riesenunterschied ist: Wir haben ja auf den ersten Konzerten mit Mühe und Not 20 Lieder gespielt, weil wir gerade mal 18 Songs geschrieben hatten und zusätzlich zwei Coverversionen gespielt haben."

Die ersten Rockstar-Gefühle

Für die Setlisten hat das Trio heute bei mehreren hundert Songs "viele Optionen für jede Position", das sei "schon sehr luxuriös". Einige Lieder sind ganz raus. "Elke" etwa spielt die Band schon seit Jahren nicht mehr. Farin Urlaub begründete dies jüngst während eines Auftritts mit den "Fat Shaming"-Passagen im Text.

Das erste Konzert war "nur rückblickend betrachtet so ein wirklich wichtiger großer Moment". Die Stimmung damals war für den Gitarristen eine andere: "Ich weiß noch, dass ich hinterher dachte: So, jetzt haben wir mal ein Konzert mit der neuen Band gespielt. Aber das Gefühl war nicht: Jetzt geht es los. Das kam dann so ein Jahr später."

Schlagzeuger Bela B markiert diese Zeitenwende: "Erst ungefähr anderthalb Jahre später mussten wir unsere eigene Anlage nicht mehr selber abbauen. Da kamen dann erstmals wirkliche Rockstar-Gefühle auf."