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Exportbeschränkungen: Die USA eskalieren den Chip-Krieg mit China

Die USA holen Japan und die Niederlande ins Boot, um China von den globalen Chip-Lieferketten abzuschneiden. Was hat das Trio vor? Und was droht der chinesischen Industrie?

Es ist eine Eskalation im geopolitischen Wettstreit zwischen China und dem Westen: Die USA haben sich zusammen mit den Niederlanden und Japan auf strengere Regeln für den Export von speziellen Chip-Fertigungsmaschinen nach China geeinigt. Für viele mag sich das auf den ersten Blick wie eine kleine Branchenmeldung lesen, der Schritt hat jedoch globale Tragweite.

Analysten sprechen bereits von einem „Kalten Technologie-Krieg“. Im Zentrum steht dabei der Zugang zu Spitzenchips – eine Schlüsselrolle spielt ein Hidden Champion aus Europa namens ASML. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Chip-Konflikt:

Worum geht es bei den neuen Exportbeschränkungen?

Hochrangige Sicherheitsbeamte aus den USA, Japan und den Niederlanden haben sich am Freitag im Weißen Haus in Washington getroffen, um sich auf schärfere Exportbeschränkungen für Spezialmaschinen zu verständigen, die für moderne Chip-Fabriken benötigt werden. Die neuen Restriktionen sollen offenbar den Ausbau der chinesischen Halbleiter-Industrie lähmen – und die dortige Eigenproduktion von Spitzenchips verhindern. Bisher ist China dabei von internationalen Zulieferern abhängig.

Aus Sicht der USA ist der Zugang zu Spitzenchips eine Frage der nationalen Sicherheit. Denn sie werden nicht nur in den neuesten Smartphones, Computern und selbstfahrenden Autos verbaut, sondern sind möglicherweise auch interessant für moderne Waffensysteme.

Was wurde in Washington beschlossen?

Die USA, Japan und die Niederlande haben bisher keine offiziellen Angaben zum Inhalt der neuen Exportbeschränkungen gemacht. Die Details sind daher noch unklar. Nach Recherchen von Bloomberg soll es dabei aber unter anderem um die Ausfuhr von Immersionssystemen gehen, eine verbreitete Variante der sogenannten DUV-Lithografiemaschinen.

Bosch-Mitarbeiter mit VR-Brille im Reinraum der Fabrik in Dresden

Chips sind das neue Öl: der wichtigste Grundstoff der Weltwirtschaft. Europa aber wird bei der Herstellung bisher von den USA und Asien abgehängt – und bläst nun zur Aufholjagd

Am Dienstag legten die USA zudem mit einer unilateralen Sperre gegen den chinesischen Tech-Konzern Huawei nach. Die US-Regierung will offenbar entsprechende Exportlizenzen einfrieren, um amerikanische Unternehmen daran zu hindern, Ausrüstung an Huawei zu liefern. Das berichten mehrere US-Medien. Huawei versucht seit einiger Zeit, Lithografiemaschinen „made in China“ zu entwicklen – bisher jedoch ohne nennenswerte Erfolge.

Weshalb sind die Lithografiemaschinen strategisch wichtig?

Lithografiemaschinen sind das Herzstück jeder Chipfabrik. Sie drucken die winzig kleinen Schaltkreise auf die Silizium-Wafer. Dabei gilt: Je kleiner die Auflösung, desto leistungsfähiger der Chip. Das geht bis in den Nanometerbereich – und ist deshalb technisch sehr anspruchsvoll.

Weltweit gibt es nur drei Hersteller, die diese Technologie beherrschen: die japanischen Firmen Canon und Nikon sowie die niederländische Firma ASML. In Summe produzieren sie jedes Jahr nur einige hundert Lithografiemaschinen. Der Zugang zu ihnen ist deshalb zu einer geopolitischen Angelegenheit geworden.

Welche Konsequenzen haben die neuen Regeln für China?

China ist schon länger von einem Teil der Chip-Wertschöpfungskette abgeschnitten. Die USA und die Niederlande haben sich bereits 2018 auf eine Ausfuhrsperre für die modernsten Lithografiemaschinen auf dem Markt verständigt, die auf der sogenannten EUV-Technologie basieren. Sie werden nur von ASML hergestellt. Neu ist, dass durch die Dreier-Allianz mit Japan nun offenbar auch ältere Maschinen der sogenannten DUV-Generation auf der roten Liste stehen. Das betrifft vor allem Modelle von ASML und Nikon.

„Die Exportbeschränkungen sind auf jeden Fall ein Rückschlag für China“, sagt Julia Hess, die bei der Stiftung Neue Verantwortung zur geopolitischen Rolle von Halbleitern forscht. Der Bau von neuen Fabriken oder die Erweiterung von bestehenden Kapazitäten für Chips mit einer Auflösung von 14 Nanometern oder kleiner sei ohne DUV-Maschinen undenkbar. Diese Art von Chips werden zum Beispiel in den neuesten Elektronikgeräten, KI-Anwendungen und smarten Autos verbaut.

Die Exportkontrollen treffen die chinesische Halbleiter-Industrie ins Mark, denn eine Umschiffung der Sperre erscheint zumindest auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. „China wird nicht in der Lage sein, diese Maschinen kurz- oder mittelfristig selbst zu entwickeln“, sagt Chip-Expertin Hess. Der Technologievorsprung sei einfach zu groß.

Auch in den bestehenden Fabriken, in denen die DUV-Systeme bereits verbaut sind, könnten die neuen Regeln für Probleme sorgen. „Ohne den Support der Hersteller dürfte es China schwerfallen, langfristig alle DUV-Systeme am Laufen zu halten“, sagt Chris Miller, Historiker und Autor des Buchs „Chip War“. Denn die hochkomplexen Maschinen sind wartungsintensiv.

Bisher ist allerdings noch unklar, ob die westliche Chip-Allianz sich nur auf eine Verkaufssperre geeinigt hat – oder ob auch Servicetechniker künftig nicht mehr ohne Konsequenzen nach China reisen dürfen. Die Details der neuen Bestimmungen sollen offenbar in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden.

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