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Gas, Geld, Größenwahn - Katar: Das Land, das alles kaufen kann

Was macht man, wenn man Tennisprofi werden will und Geld keine Rolle spielt? Man nimmt Trainings-Stunden bei Boris Becker.

Obwohl er als Jugendlicher den Wimbledon-Sieger nach Katar einfliegen ließ, hat es für Tamim bin Hamad Al Thani (42) nicht zum Tennis-Profi gereicht. Stattdessen wurde er: Emir von Katar. Er wird gefürchtet, er verbreitet Schrecken. Und er ist Gastgeber der Fußball-WM 2022.

Wer ist der Scheich, der die Sportwelt aufmischt?

Emir Tamim bin Hamad Al Thani hält die Eröffnungsrede zur WM. Rechts neben ihm FIFA-Chef Gianni Infantino, ganz rechts: Mohammed bin Salman, Premierminister des Königreichs Saudi-Arabien („Blut-Scheich“). Links vom Emir sein Vater Hamad bin Chalifa Al Thani und der König von Jordanien, Abdullah II. bin al-Hussein

Foto: Noushad Thekkayil/EPA

Geboren in Doha als vierter Sohn des dritten Emirs Hamad bin Chalifa Al Thani (70). Elite-Internat in England, Abschluss 1998 an der Militärakademie Sandhurst, die auch die Prinzen William und Harry besuchten. Danach Offizier der katarischen Streitkräfte. 2003 vom Vater zum Kronprinzen erwählt.

Am 25. Juni 2013 dankt der alte Emir ab, er hat Diabetes und zwei neue Nieren. Er verkündet: „Eine neue Generation mit innovativen Ideen und voller Energie übernimmt die Verantwortung.“ Kaum 33 Jahre alt, wird Scheich Tamim Staatsoberhaupt von 280 000 Katarern.

Der neue Emir erkennt im Sport die Chance, sein kleines Land (kleiner als Schleswig-Holstein) bekannt und beliebt zu machen: Er richtet die Asienspiele aus, holt Schwimm-WM, Rad-WM und Handball-WM nach Katar. Bewirbt sich um die Olympischen Spiele 2016 und 2020, scheitert, will es 2032 erneut versuchen.

Die WM 2022 lässt sich das Emirat geschätzte 215 Mrd. Euro kosten. Geld ist für die Scheichs nur bedrucktes Papier: Dem Staatsfonds QIA („Qatar Investment Authority“) gehören laut „Telegraph“ in London dreimal mehr Immobilien als der Queen.

Matthäus erlebte es im Stadion… Warum die Katarer aus dem Stadion flohen!

Der Emir, 1,90 m groß, Mann von drei Frauen, Vater von 13 Kindern, sei zuvorkommend und höflich, heißt es.

Sein Emirat regiert er mit harter Hand: Es gibt keine freie Presse, keine Parteien, keine freien Wahlen. Homosexualität ist verboten, Diebe werden ausgepeitscht, die mehr als 2 Mio. Wanderarbeiter, die das Land am laufen halten, ausgebeutet.

Blick in den Palast des Emirs von Doha

Foto: PR

Erst 2015, fünf Jahre nach WM-Vergabe, wurde das Arbeitsrecht gelockert – auf internationalen Druck: Wanderarbeiter dürfen nun ohne Erlaubnis ihrer Chefs Job und Land verlassen.

Die Skyline von Doha – alles hier ist in der Hand des Emirs und seiner Familie

Foto: EPA

„Jedes Land, ob groß oder klein, hat eine Rolle zu spielen“, sagte Scheich Tamim dem französischen Magazin „Le Point“. Die Rolle seines Königreichs: das Land, das alles kaufen kann. Koste es, was es wolle.

Quell des Reichtums der Familie (300 Mrd. Euro) ist Gas. 1995 stürzte Hamad bin Chalifa Al Thani (damals 43) seinen Vater und investierte 20 Mrd. Euro in eine Gas-Verflüssigungsanlage.

Heute ist Katar der größte Flüssiggas-Lieferant der Welt. Kaufkraft pro Kopf: 90 000 Euro/Jahr. Bildung, Strom, Wasser sind kostenlos.

Der Katar-Staatsfonds besitzt 10 % an der Empire State Realty Trust (2016 für 622 Mio. Euro gekauft)

Foto: dpa/pa/Image Source/ALAN SCHEIN

Der Emir kaufte den Franzosen-Club Paris Saint-Germain, shoppte Topstars wie Neymar, Mbappé, Messi

Foto: PR

Qatar Holding kaufte das Luxus-Kaufhaus Harrods für 1,8 Mrd.Euro

Foto: Bloomberg via Getty Images

Bei der Briten-Bank Barclays ist Katar mit 5,1 % dabei

Foto: In Pictures via Getty Images

Dem Staatsfonds gehören Teile der Barclays Bank, Credit Suisse, der Deutschen Bank.

Die Katarer sind u. a. an VW, Porsche, Siemens und Energieversorger RWE beteiligt.

Musa bint Nasser Al Missned (63), Mutter des Emirs, ist die zweite von drei Ehefrauen seines Vaters.

Für ein arabisches Land eine ungewohnt öffentliche Person, posierte sie mit Queen Elizabeth II., Michelle Obama und für eine Modestrecke der „Vogue“.

Die Mutter des Emirs 2010 mit Queen Elizabeth (†)

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Glamour pur. Musa bint Nasser Al Missnedin Valentino, behangen mit purem Gold

Foto: sheikhamozafashion/instagram

Die Scheicha holte Zweigstellen amerikanischer Unis nach Katar, fungierte als Unesco-Sonderbeauftragte für Bildung und gründete ein philharmonisches Orchester mit Musikern aus 30 Nationen.

Al-Mayasa bint Hamad bin Khalifa Al Thani (39) leitet die Museumsbehörde des Emirats und gilt als eine der einflussreichsten Frauen des weltweiten Kunstbetriebs.

Al-Mayasa bint Hamad bin Khalifa Al Thani vor dem Nationalmuseum: Es soll eine Sandrose in der Wüste darstellen

Foto: ddp/abaca press

Keine Kunstkennerin (Abschluss in Politologie und Literaturwissenschaft) – aber mit unerschöpflichem Budget: 1 Mrd. Euro/Jahr. Sie erwarb Werke von Paul Gauguin, Francis Bacon und Damien Hirst.

2011 zahlte sie 250 Mio. Euro für Paul Cézannes „Kartenspieler“.