Hilfe, wir schrumpfen!
Experten schocken heute mit einer Hiobsbotschaft von unserer Wirtschaft.
Rechneten die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute im Frühjahr noch mit einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent, korrigieren sie ihre Prognose jetzt um MINUS 0,9 Prozentpunkten.
▶︎ Heißt: Die deutsche Wirtschaft (gemessen am Bruttoinlandsprodukt/BIP) wird in diesem Jahr um 0,6 Prozent SCHRUMPFEN.
„Deutschland befindet sich seit über einem Jahr im Abschwung“, erklärten die Institute in ihrer sogenannten Gemeinschaftsdiagnose am Donnerstag.
Es lief noch schlechter als erwartet
Grund für die Korrektur ihrer Vorhersage sei, dass sich „die Industrie und der private Konsum langsamer erholen, als wir im Frühjahr erwartet haben“, erläuterte Oliver Holtemöller, stellvertretender Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Die Produktion sei „nochmals spürbar gesunken“. Und die Stimmung in den Unternehmen habe sich zuletzt erneut verschlechtert – auch wegen politischer Unsicherheiten.
„Allerdings haben mittlerweile die Löhne aufgrund der Teuerung angezogen, die Energiepreise abgenommen und die Exporteure die höheren Kosten teilweise weitergegeben“, führten die Institute aus.
Wie lange hält diese Rezession an?
Die Institute erwarten zum Jahresende ein Ende des Abschwungs. Für das kommende Jahr rechnen die Forschenden dann mit einem moderaten Wachstum der Wirtschaft um 1,3 Prozent – 0,2 Prozentpunkte weniger, als sie im Frühjahr prognostiziert hatten.
Immerhin: Eine Massenarbeitslosigkeit erwarten die Experten nicht, und auch die Inflation lässt nach.
Obwohl die konjunkturelle Schwäche mittlerweile auch auf dem Arbeitsmarkt angekommen sei, gehen die Institute nur von einem „moderaten Anstieg“ der Arbeitslosigkeit auf 2,6 Millionen Menschen im Jahr 2023 aus, was einer Quote von 5,6 Prozent entspräche. 2024 werde die Zahl der Arbeitslosen dann wohl leicht sinken.
„An der Preisfront entspannt sich die Lage nach und nach“, erklärten die Institute weiter. In diesem Jahr dürfte die Inflationsrate bei hohen 6,1 Prozent liegen, im Laufe des kommenden Jahres aber auf 2,6 Prozent sinken. Für 2025 prognostizierten die Forschenden bereits eine Rate von 1,9 Prozent, die angestrebte Marke der Europäischen Zentralbank liegt bei zwei Prozent.
An der Frühjahrs-Gemeinschaftsdiagnose sind das RWI in Essen, das Ifo-Institut in München, das IfW in Kiel, das IWH in Halle und das DIW in Berlin beteiligt.