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Historische Protestwelle im Iran: Brutalität und Zensur – die aktuelle Lage

Der Tod einer 22-jährigen Kurdin hat im Iran eine beispiellose Protestwelle ausgelöst. Gewalt, Festnahmen und Tod gehören zum Alltag. Ein Überblick.

"Er war gerade 10 Jahre alt, als er von den Streitkräften der Islamischen Republik erschossen wurde. (…) Er liebte Fußball und hatte das Talent und den Traum, ein großer Wissenschaftler und Erfinder zu werden." So beschreibt die Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) den Jungen Kian, der im Zusammenhang mit den anhaltenden Protesten im Iran ums Leben gekommen sein soll.

Getötet von "Sicherheitskräften" – die für alles andere als Sicherheit sorgen. Sie verbreiten Angst und Schrecken und setzen zunehmend härtere Methoden gegen die Bürgerinnen und Bürger ein, die sich dem iranischen Regime entgegensetzen.

IHR veröffentlicht auf Twitter regelmäßig die Namen und Fotos von Menschen, die im Zuge der regierungskritischen Proteste ihr Leben verloren haben – bei Demonstrationen, im Gefängnis oder schlichtweg im Alltag. Seit dem 16. September sollen nach Angaben der Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mindestens 445 Menschen gestorben sein, darunter 63 Kinder (Stand: 25. November).

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Protestwelle nach Tod einer 22-Jährigen

Die mehrheitlich von Frauen geführten Demonstrationen begannen vor rund zwei Monaten aufgrund eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung. Am 16. September starb die junge Kurdin Mahsa Amini – auch unter ihrem kurdischen Namen Jina bekannt – nachdem sie von der Sittenpolizei festgenommen worden war, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll.

Aktivisten werfen den Beamten vor, die 22-Jährige massiv misshandelt zu haben. Amini fiel ins Koma und starb drei Tage nach ihrer Festnahme auf der Intensivstation des Kasra-Krankenhauses in Teheran. Seitdem gehen die Menschen gegen das Regime auf die Straße. Weltweit solidarisieren sich Frauen mit den Demonstrierenden: Das Abschneiden von Haaren wurde zum Zeichen der Unterstützung.

Proteste werden immer wieder angefacht

Die Proteste gegen die Sittenpolizei schlugen allerdings schnell in Demonstrationen für mehr Frauenrechte und Freiheiten im Iran sowie Demokratie generell um. Bis heute reißt die Bewegung nicht ab, immer wieder wird sie von staatlicher Gewalt und dem Tod weiterer junger Menschen angefacht.

Über das Internet, das phasenweise abgestellt und eingeschränkt wird, werden Tausende Videos verbreitet, die Gewalt durch das iranische Regime zeigen sollen. Dadurch wächst die Wut, die Opfer werden zu Ikonen der Proteste. Viele junge Demonstrierende sprechen von einer Revolution. Im Gespräch mit t-online haben fünf Iranerinnen und Iraner von der bedrückenden Situation berichtet. Die bewegenden Aussagen lesen Sie hier.

Auch an Schulen kämpfen vor allem Mädchen für ihre Rechte. So wurden Bilder und Videos öffentlich, auf denen Schülerinnen ihre Kopftücher verbrennen, öffentlich den Sturz des Regimes fordern und Bilder vom obersten religiösen Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, von den Wänden reißen – auf letzterem steht die Todesstrafe.

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Brutale Szenen in Kurdengebieten

Das iranische Regime behauptet hingegen, die Demonstrierenden seien "Randalierer", die von ausländischen Mächten instrumentalisiert worden wären. Sie schlagen die Proteste mit aller Härte nieder. Hunderte Menschen wurden festgenommen, Dutzende starben infolge von Gewalteinwirkungen.

Augenzeugen berichteten auf Twitter in den vergangenen Tagen von brutalen Szenen in Kurdengebieten im Westen und Nordwesten des Irans. In den Städten Dschwanrud und Piranschahr gab es demnach am Montag heftige Auseinandersetzungen, wobei die iranische Revolutionsgarde, also Streitkräfte des Regimes, wahllos auf Demonstrierende geschossen haben sollen. Am Sonntag waren diese den Augenzeugen zufolge bereits sehr hart gegen Protestierende in der kurdischen Stadt Mahabad vorgegangen.