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Historischer Raum umbenannt - Was hat Baerbock gegen Bismarck?

Es war ein berühmter Saal im Auswärtigen Amt, benannt nach dem Gründer des Ministeriums und einer wichtigen Persönlichkeit der deutschen Geschichte: Otto von Bismarck (✝ 1898).

Jetzt ist das Bismarck-Zimmer Geschichte. Annalena Baerbock (41, Grüne) hat den Saal nach nicht einmal einem Jahr im Amt umbenannt, das Porträt des einstigen Reichskanzlers abgehängt. Die konkreten Gründe der Entscheidung? Darüber schweigt die Außenministerin.

Das Bismarck-Zimmer heißt nun „Saal der Deutschen Einheit“. Auf BILD-Anfrage hieß es aus der Pressestelle des Auswärtigen Amtes schmallippig: Der neue Name trage „der historischen Entwicklung des Raums Rechnung, in dem zu DDR-Zeiten das Politbüro der SED tagte“.

Aber weshalb Bismarck nicht mehr als Namensgeber taugte, welche Vorbehalte gegen ihn herrschen und von wem sie hervorgebracht wurden – diese Fragen ließ das Auswärtige Amt unbeantwortet.

Noch bis vor kurzem rühmte sich das deutsche Außenministerium in Berlin-Mitte mit dem Bismarck-Zimmer. Hier treten morgens die Abteilungsleiter zur Besprechung zusammen. An der getäfelten Stirnseite des Saales hängt ein Gemälde, das den Gründer des ersten gesamtdeutschen Staates zeigt.

So sah das Bismarck-Zimmer früher aus

Foto: picture-alliance/ dpa

2015 erklärte der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (66) vor neugierigen Schülern, welch wichtige Bedeutung das Bismarck-Zimmer habe. Der einstige Reichskanzler sei keineswegs „das Vorbild unserer Außenpolitik“. Der Raum diene der Traditionspflege: Bismarck sei „der Gründer des Auswärtigen Amtes, und diese Tradition wird mit dem Bild gepflegt“, so Steinmeier. „Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“

Davon wollte Baerbock offenbar nichts mehr wissen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es auf BILD-Anfrage, dass „bereits 2018“ über eine Umbenennung nachgedacht wurde. Später habe man diesen „Prozess wieder aufgenommen“.

Auch das Bismarck-Porträt musste weichen

Foto: picture alliance / photothek

Ein Jahr nach dem ersten Nachdenken, im September 2019, gab die damalige Staatsministerin Michelle Müntefering (42, SPD) erstmals einen Empfang nur für Frauen im Auswärtigen Amt. Dabei erklärte sie, die Macht der Männer in der deutschen Diplomatie müsse gebrochen werden, und beschwerte sich, dass „der Flur der Leitungsebene“ fast ausschließlich mit Bildern von Männern „gespickt“ sei. Auch das Bismarck-Zimmer erwähnte sie als Ärgernis und sagte, es sei „noch eine ganze Menge zu tun“.

Musste Bismarck also weichen, weil er ein Mann war? Dazu wollte sich das Auswärtige Amt trotz wiederholter Nachfrage nicht äußern.

Hatte mit dem Bismarck-Zimmer kein Problem: der frühere Grünen-Außenminister Joschka Fischer (hier mit dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau)

Foto: ddp

Otto von Bismarck selbst war es, der das Auswärtige Amt gründete – am 8. Januar 1870, erst als Außenamt des Norddeutschen Bundes, dann des Deutschen Reiches. Der legendäre Kanzler und Reichskanzler leitete dieses Amt selbst, er war der erste gesamtdeutsche Außenminister, der Vorfahre aller deutschen Diplomaten bis heute. Das Diplomatische Corps pflegt seine Tradition seit Bismarck besonders sorgfältig, deshalb wurde der ursprüngliche Name „Auswärtiges Amt“ bis heute beibehalten und bewusst nie in „Außenministerium“ geändert.

CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt (59) kritisiert die unbegründete Umbenennung als „geschichtsvergessen, wie so vieles im Kampf der Grünen gegen alles, was nicht zum eigenen Weltbild passt“.

Hardt zu BILD: „Die deutsche Diplomatie täte gut daran, reflektiert auf ihr Erbe zu schauen, statt die Vergangenheit auszublenden. Die Person Bismarck und sein Wirken sind heutzutage natürlich differenziert zu betrachten, seine historische Bedeutung für Deutschland und gerade die Einheit unseres Vaterlands ist aber unbestreitbar.“

Sein Fazit: „Deshalb halte ich die Umbenennung des Bismarck-Zimmers - zumal ohne Diskussion in der Belegschaft - für falsch."