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Hohe Baukosten und Zinsen: Vonovia stoppt alle Wohnungs-Neubauprojekte

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Dieses Jahr wird wohl ein schwarzes für den Wohnungsbau.

(Foto: IMAGO/Frank Sorge)

400.000 Wohnungen will die Bundesregierung pro Jahr bauen. Für 2022 und 2023 hat Bauministerin Geywitz das Ziel schon kassiert und macht erst für 2024 Hoffnung. Der Konzern Vonovia kündigt derweil an, dieses Jahr überhaupt keine Projekte starten zu wollen.

Der Immobilien-Riese Vonovia zieht wegen der steigenden Baukosten und Zinsen die Reißleine und stoppt alle für dieses Jahr vorgesehenen Neubauten. "Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubauprojekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen und davor können wir nicht die Augen verschließen", sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Betroffen seien vor allem Planungen in Berlin und Dresden.

"Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen", sagte Riedl. Diese Mieten seien in weiten Teilen Deutschlands "völlig unrealistisch". Um den bundesweiten Bedarf von 700.000 Wohnungen zu decken, seien auch Mieten von acht oder neun Euro erforderlich. Der Bund müsse eingreifen und klare Förderrichtlinien liefern und die Digitalisierung von Bauanträgen vorantreiben.

Vonovia-Chef Rolf Buch hatte im November bereits die Investitionen für den Neubau auf rund 350 Millionen Euro unter die Vorjahreswerte heruntergeschraubt und dabei auf die gestiegenen Kosten verwiesen. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, hatte zuletzt bereits gewarnt, dass der dringend benötigte Wohnungsneubau durch die Kostenexplosion ausgebremst werde. "Viele Projekte wurden erst einmal auf Eis gelegt oder sogar storniert", sagte er.

Wohnungsnot könnte noch zehn Jahre lang andauern

Bundesbauministerin Klara Geywitz hält das von der Regierung ausgegebene Neubauziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr erst ab 2024 für realistisch erreichbar. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Zahl von 400.000 Wohnungen in den Jahren 2022 und 2023 erreichbar ist", sagte sie kürzlich in einem Interview mit dem Portal "Web.de News".

Wohnungssuchende dürften es aus Branchensicht vielerorts noch jahrelang schwer haben. Die Bundesregierung tue zu wenig, um ihr Ziel beim Wohnungsbau zu erreichen, kritisierte der Präsident des Vermieterverbands GdW, Axel Gedaschko, in der "Bild"-Zeitung. "Es ist nicht möglich, aus dem Stand einfach 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Die Wohnungsnot wird daher noch mindestens zehn Jahre lang dauern."

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) vertritt vor allem Genossenschaften und städtische Wohnungsunternehmen, aber auch börsennotierte Branchenriesen wie Vonovia. Gedaschko verlangte von Bund und Ländern bebaubare Grundstücke sowie Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen für den Bau.