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"Ihr Selbstvertrauen ...": Als ein Journalist Klopps emotionalen Abschied crashte

Saison 2014/15: Für Jürgen Klopp und seinen BVB läuft zunächst eine Menge schief. Der Meister der Jahre 2011 und 2012 findet sich sogar auf einem Abstiegsplatz wieder. In diesen Tagen muss der Gedanke zur Trennung gefallen sein. Als sie bekannt wird, zeigt sich ein Journalist von seiner schrägen Seite.

15. April 2015. Es war der Tag, an dem Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund seine Vertragsauflösung bekannt gab. Nach emotionalen 28 Minuten kündigte Pressesprecher Sascha Fligge die letzte Frage für den Tag an und übergab das Wort an einen Mann in der ersten Reihe. Dieser stellte sich als Vertreter des "Handwerkblatts" aus Düsseldorf vor. Nach kurzen, etwas fahrigen Eingangsworten kam er schnell zu seinem eigentlichen Anliegen. Nicht nur Jürgen Klopp, auch alle Pressevertreter im Raum reagierten irritiert: "Ich habe eine Bitte: Sie haben mir versprochen - das darf ich vielleicht -, dass ich eine Karte für meinen Sohn kriege. Und das möchte ich heute auch noch einfordern, dass ich die Karte für den David kriege."

60 Jahre Bundesliga_Kranz.png
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Jürgen Klopp benötigte einen Moment, um sich zu fassen. Dann antwortete er gewohnt souverän: "Ich sage Ihnen ganz ehrlich - ihr Selbstvertrauen hätte ich gerne. Das als letzte Frage dieser Pressekonferenz, da muss ich schon sagen … von mir aus können wir gerne noch eine stellen. Karte kriegen wir hin … ich habe noch eine." Kopfschütteln, Lächeln und Gelächter im Raum. Schräger hätte man diesen Moment voller Gefühle und Abschiedsschmerz nicht crashen können. Doch noch etwas anderes blieb von diesem ganz besonderen Tag allen Anwesenden im Gedächtnis. Ein Satz, den Jürgen Klopp kurz zuvor gesagt hatte: "Es ist nicht wichtig, was man über einen denkt, wenn er kommt, sondern wenn er geht."

"Nur eine Chance: Bayern-Fan werden"

Doch was ist das nur für eine gruselige erste Halbserie für den BVB in dieser Spielzeit 2014/15 gewesen? Und auch nach dem 19. Spieltag Anfang Februar und einer Heimpleite gegen den FC Augsburg standen die Dortmunder noch immer auf dem letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga - mit nur 16 Punkten. Ein ungewohntes Bild. Einen solchen Saisonverlauf hatte sich nach sechs Jahren im Fußballrausch unter Klopp niemand vorstellen können - auch der Trainer selbst nicht. Noch im Dezember konterte er Fragen zur aktuellen Lage der Borussia gewohnt launig: "Wer nur Erfolg haben will, hat nur eine Chance: Bayern-Fan werden."

Doch dann spitzte sich die Lage um den BVB immer mehr zu. Ein harter Abstiegskampf schien bevorzustehen. Das zehrte an den Nerven der Fans und zunehmend auch an denen der Offiziellen. Bereits zu diesem noch frühen Zeitpunkt in der Saison reifte in Jürgen Klopp eine Entscheidung heran, die er am 15. April auf der viel beachteten Pressekonferenz schließlich verkündete: Zum Ende der Spielzeit werde er seinen Posten als Cheftrainer von Borussia Dortmund zur Verfügung stellen!

Dass die Saison für den BVB keine gute werden könnte, konnte man bereits nach neun Sekunden des ersten Spieltags erahnen. In diesem Augenblick schoss der Leverkusener Karim Bellarabi seine Mannschaft in Dortmund so schnell in Führung, wie es zuvor noch kein Akteur in der Liga-Geschichte getan hatte. Am Ende siegte Bayer mit 2:0, und der Fehlstart der Borussia war perfekt.

"München ist wie ein Zahnarztbesuch"

Vorne an der Tabellenspitze machte sich schnell die in den letzten Jahren gewohnte Langeweile breit. Der FC Bayern München überbot seine eigene Bestmarke aus der Vorsaison und blieb insgesamt unglaubliche 22-mal ohne Gegentor. Damit fiel auch ein alter Rekord aus der Saison 2001/02. Mit seinen 20 Spielen zu null löste Manuel Neuer den ehemaligen Nationalkeeper Oliver Kahn in dieser Statistik ab. Der Ballbesitz-Fußball der Bayern gipfelte am sechsten Spieltag gegen den 1. FC Köln in einer weiteren Bestmarke: Xabi Alonso war in dieser Partie 206-mal am runden Leder.

Die übermächtige Dominanz des Rekordmeisters drückte der Werder-Profi Sebastian Prödl so aus: "München ist wie ein Zahnarztbesuch. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich weh tun. Kann aber auch glimpflich ausgehen." Die 0:6-Niederlage der Bremer fiel wohl eher in die Rubrik: ziemlich schmerzhafter Zahnarztbesuch.

Der zunehmend klinisch reine Fußball, der unter dem Katalanen Pep Guardiola in München fast zur Perfektion gereift war, begeisterte in seiner Art immer weniger Zuschauer. Zu offensichtlich, zu vorhersagbar waren die Ergebnisse. Auch der Erzfeind des Bayern-Trainers, José Mourinho, lästerte: "Wenn einer genießt, was er macht, verliert man seine Haare nicht. Er hat eine Glatze bekommen. Guardiola genießt den Fußball nicht." Da freute sich der unparteiische Fußballzuschauer umso mehr, als Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge mal wieder ein sprachliches Bonmot lieferte. Anlässlich des 100. Tores von Franck Ribéry gratulierte Rummenigge mit den Worten: "Ich ziehe meinen Hut und sage Champs-Élysées."

HSV-Fan verscherbelt seine Sammlung

Ben Redelings

Ben Redelings ist ein leidenschaftlicher "Chronist des Fußballwahnsinns" und Anhänger des ruhmreichen VfL Bochum. Der Bestseller-Autor und Komödiant lebt im Ruhrgebiet und pflegt sein legendäres Anekdoten-Schatzkästchen. Für ntv.de schreibt er montags und samstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Weitere Informationen zu Ben Redelings, seinen aktuellen Terminen und seinem aktuellen Buch ("60 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum") gibt es auf seiner Seite www.scudetto.de.

Der Hamburger SV rettete sich noch einmal in allerletzte Sekunde in der Relegation beim Karlsruher SC. Doch ein Fan der Rothosen konnte und wollte nicht mehr. Bei eBay stellte er seine komplette Sammlung ein - und sparte nicht mit deutlichen Worten in Richtung seines ehemals geliebten Vereins: "Schnauze voll! Flasche leer! Alles muss raus! Ich kann die Sachen nicht mehr sehen! Ich bin jetzt über 40 und muss auf meine Gesundheit achten. Der festgelegte Startpreis setzt sich übrigens wie folgt zusammen: Die 1887 steht für das Gründungsjahr (ja, langweilig), die 0 für null Erfolge in den letzten zwölf Jahren (ja, ich habe den Ligapokal im Jahr 2003 als Erfolg gewertet)!"

Im Angebot unter anderem auch dieses kuriose Stück: "Stringtanga mit Raute und 'Mitglied'-Schriftzug (nie angehabt, ein Scheiß-Geschenk)". Auch der aktuelle Fußball wird kritisiert: "Fragt euch wohl, warum ich das Angebot in Business/Industrie eingestellt hab, was? Ich mich nicht!" Aber trotz des harschen Umgangstons - Kundenfreundlichkeit konnte man dem vergraulten HSV-Fan nicht absprechen: "Für 'nen Zwanni bringe ich die Ladung auch gern vorbei, aber nur in Deutschland! Versand ins Ausland müsste erst noch abgeklärt werden. Also, Herr Kühne, wenn Sie das Zeug ersteigern, müssten wir noch mal telefonieren, bevor ich in die Schweiz düse!"