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Interview mit Mediziner Specht: "Höhepunkt der RSV-Welle steht wohl noch bevor"

Die Lage in den Kinderkliniken spitzt sich zu: Immer mehr Kinder leiden an Atemwegserkrankungen infolge einer RSV-Infektion. Woher der rasante Anstieg rührt und was Eltern tun können, verrät der Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Interview mit ntv.de.

ntv: Erzählen Sie uns doch ein bisschen mehr über das RS-Virus. Das scheint ja einer der Hauptverantwortlichen für die aktuelle Situation zu sein.

Dr. Christoph Specht: Ja und das ist nichts Neues. Das hatte man schon in den 50er-Jahren beschrieben. Seitdem verfolgt es uns immer im Winter. Gerade kleine Kinder sind betroffen. Normalerweise wird diese Infektion ganz gut vertragen, aber es gibt so ungefähr 10 Prozent, die doch schwer darunter leiden. Und vor allen Dingen sind das die besonders Kleinen, auch gerade Frühgeborene. Und die müssen dann schon mal in die Klinik. Insoweit nichts Ungewöhnliches.

Ungewöhnlich sind der rasante Anstieg und das Ausmaß. Das hat damit zu tun, dass die Kinder durch die Corona-Maßnahmen in der Vergangenheit keine Gelegenheit hatten, sich zu infizieren. Und normalerweise infizieren sie sich etwa nach einem halben Jahr. Jetzt kommen alle, die bis zu drei Jahre alt sind zusammen und deswegen gibt es auch den große Ansturm.

Was können Eltern oder Schulen tun, um ein wenig Druck aus dem Kessel zu nehmen und Kinder besser vor Ansteckung zu schützen? Kinderärzte sagen ja, dass der Höhepunkt der Welle erst noch bevorsteht.

Das ist leider anzunehmen. In Frankreich zum Beispiel geht man von aus, dass man etwa anderthalb bis zwei Wochen vor uns ist. Dort gibt es seit Anfang November einen Notfallplan . So was Ähnliches könnte hier auch notwendig werden. Eltern können relativ wenig tun, denn diese Infektion ist eigentlich nicht zu vermeiden, außer natürlich durch die üblichen Hygienemaßnahmen, die man unbedingt einhalten sollte. Das bedeutet auch Händewaschen hier in diesem Fall.

Wichtig ist es, sich zu überlegen, ob man mit dem Kind wirklich in die Klinik oder zum Kinderarzt muss mit anderen Erkrankungen, die vielleicht nicht wirklich hoch akut sind. Das würde für Entlastung sorgen.

Wir haben von einem Fall aus Düsseldorf gehört, wo ein Kinderarzt einen Jungen mit hohem Fieber und dessen Mutter nicht in die Praxis ließ, weil sie keinen offiziellen negativen Coronatest vorweisen konnten. Ist so was erlaubt?

Also grundsätzlich gibt es natürlich eine Behandlungspflicht in Notfällen. Hier käme es jetzt im Einzelfall an: War das ein Notfall? Medizinisch ist es ein bisschen fraglich, ob man auf die Sache mit dem Coronatest tatsächlich bestehen muss. Das ist nicht das Entscheidende in der aktuellen Situation. Prinzipiell gibt es natürlich Vertragsfreiheit. Das gilt auch für Ärzte, was den Behandlungsvertrag angeht. Aber wie gesagt, in Notfällen darf ein Arzt keinen Patienten abweisen.

Mit Christian Specht sprach Christoph Teuner