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KI klaut bei anderen Webseiten: Tech-Portal scheitert mit KI-Experiment

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Die US-Seite "CNET" hat sich eine eigene KI gebaut.

(Foto: picture alliance/dpa)

Spätestens mit ChatGPT ist künstliche Intelligenz kein abstrakter Begriff mehr. Eine US-Webseite für Technik-Themen entwickelt eine eigene KI zum Schreiben von Texten. Der Versuch geht allerdings nach hinten los.

Das US-Portal "CNET" berichtet regelmäßig über Technikthemen, ist seit einigen Tagen allerdings selbst Gegenstand der Berichterstattung. "CNET" hatte Ende 2022 begonnen, mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu experimentieren. Die Nachrichtenseite ließ einige ihrer Artikel nicht von Menschen, sondern einem selbst entwickelten Programm verfassen. Doch vorerst ist das Experiment gescheitert, wie etwa der US-Sender CNN berichtet.

In der vergangenen Woche legte "CNET" sein KI-Projekt auf Eis, diesen Mittwoch erklärte sich Chefredakteurin Connie Guglielmo dann öffentlich. Denn der Versuch ging auf gleich mehreren Ebenen nach hinten los. Zum einen hatte die Nachrichtenseite das Projekt nicht öffentlich angekündigt - bis das US-Magazin "Futurism" darüber berichtete. Zum anderen soll "CNET" nicht sonderlich transparent gewesen sein: In der Autorenzeile hieß es, die Texte seien von einem "CNET Money"-Mitarbeitenden geschrieben worden. Daneben stand der Name eines Menschen, der den Text bearbeitet habe. Dass die Autorin eine KI war, sei nicht sofort offensichtlich geworden, monierte "Futurism".

Die fehlende Transparenz sei nicht das einzige Problem gewesen. Einer der Texte habe auch inhaltliche Fehler gehabt, berichtete das US-Magazin. Bei einem Erklärstück zum Zinseszins soll sich die KI grob verrechnet haben. Die Liste der Vorwürfe von "Futurism" endet damit jedoch nicht: Eine aktuelle Recherche habe ergeben, dass die "CNET"-KI nach einem "Frankensteinprinzip" arbeitete. Das Programm soll seine Texte mit Sätzen aus anderen Medien zusammenkopiert haben.

Eine "Handvoll" Fehler

Zum Vorwurf der fehlenden Transparenz äußerte sich Chefredakteurin Guglielmo schließlich in einer internen Sitzung. "Wir haben es nicht im Geheimen getan", soll sie laut "The Verge" gesagt haben. "Wir haben es leise gemacht." Danach bezog sie auch öffentlich Stellung. Das KI-Programm habe 77 Artikel verfasst, dabei handele es sich um ein Prozent der in der Zeit insgesamt veröffentlichten Texte. Die Themen hätten Redakteure zuvor ausgesucht, strukturiert und die fertigen Artikel auch nochmal bearbeitet. Nach dem fehlerhaften "Zinseszins"-Text habe die Redaktion auch alle anderen Stücke unter die Lupe genommen. Dabei seien ihn noch eine "Handvoll" weitere Fehler aufgefallen.

Guglielmo erklärte auch, "CNET" habe die künstliche Intelligenz selbst entwickelt. Und obwohl das Projekt gerade pausiert, werde weiter daran gearbeitet. Gleichzeitig betonte sie, dass ihre Anwendung nichts mit der gerade populären Chatanwendung ChatGPT zu tun habe. Das Programm hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, weil es selbst Texte verfassen, Fragen beantworten und programmieren kann. Dabei unterlaufen ChatGPT jedoch regelmäßig noch Fehler.

Trotzdem ist KI im Journalismus mittlerweile schon weit verbreitet. Die amerikanische Nachrichtenagentur AP nutzt KI-Hilfe schon seit 2014. Am Anfang seien damit Texte über Konzernergebnisse automatisiert worden. Auch in Deutschland wird das schon länger praktiziert. Einige ntv.de-Artikel werden mithilfe von KI vertont. Seit 2019 schreibt ein Programm jedes Wochenende Tausende Spielberichte für "Fussball.de", die Amateurfußball-Seite des Deutschen Fußball-Bundes. Dabei beruft es sich auf Tabellen und Daten, die etwa Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zur Verfügung stellen. Den Texten ist anzumerken, dass sie nicht von Menschen verfasst wurden. Sie strotzen nur so vor Fußball-Floskeln wie "Zur Pause hatte Team x eine hauchdünne Führung inne", sind aber auch nicht unverständlich.

Das ist der aktuelle Stand, den KI momentan leistet. Sie kann nur das ausspucken, womit sie vorher gefüttert wurde. Deshalb sagt das Experiment von "CNET" wenig über die Zukunft künstlicher Intelligenz aus, sondern ist eher ein Beispiel, wie es nicht gemacht werden sollte. Der KI-Experte Albrecht Schmidt verglich künstliche Intelligenz im Interview mit ntv.de mit der Entstehung des Internets. Auch damals hätten Webbrowser nicht auf Anhieb funktioniert und rechtlich sei es ein "Wilder Westen" gewesen - in dem jeder mal alles ausprobiert.