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Kolonne der Weihnachtstraktoren: Lichter der Hoffnung und ein paar ernste Anliegen

Licht und vorweihnachtliche Freude in die Herzen zu bringen, das ist den Landwirten aus der Region Schweinfurt, Haßfurt und weiteren umliegenden Landkreisen bei ihrer mittlerweile dritten Traktor-Lichterfahrt gelungen. Ähnlich viele Leute wie sonst nur beim Schweinfurter Faschingszug säumten die Straßen der Stadt, bilanziert Sven May, Oberndorfer Landwirt und Organisator der Lichterfahrt.

So ließen sich auch die um diese Zeit recht zahlreichen Besucherinnen und Besucher des Weihnachtsmarkts den Zug der beleuchteten Schlepper nicht entgehen, als dieser die innenstadtnahen Straßen passierte.  

Bis zu 500 Meter Lichterkette an einem Traktor

63 landwirtschaftliche Fahrzeuge hatten sich mit unzähligen Lichtern herausgeputzt, um mehr als "einen Funken Hoffnung" zu schenken, wie das Motto des Zugs lautete. Auch das Technische Hilfswerk (THW) war mit einem Fahrzeug dabei. "Die haben uns angeboten, sie machen das Schlusslicht, das hat aber dann die Polizei gemacht", so May. Alle Landwirte hatten vor dem Lichter-Umzug ihre Maschinen vorweihnachtlich in Form gebracht. So hat Organisator Sven May selbst etwa 500 Meter Lichterketten an seinem Traktor verbaut.    

Die Resonanz der Leute sei durchwegs positiv gewesen, das habe ihm auch die den Umzug sichernde Polizei bestätigt, so Sven May. "Von unseren Fahrzeugen aus haben wir gesehen, wie die Kinder gewunken haben und ihre Augen leuchteten". Altenheime hätten vorher extra angerufen, ob wir wieder bei ihnen vorbeifahren. Dort winkten Menschen aus den Fenstern und standen vor den Türen. "Sogar aus dem Gefängnis hat jemand herausgewunken, aber ich schätze, das war ein Wärter", erinnert er sich schmunzelnd.

Landwirtschaftliche Nutzfläche erhalten

Bei aller Freude, die er verbreitet, hat der Traktor-Corso auch ernste Anliegen. Es gehe auch darum, das Gemeinschaftsgefühl und die Solidarität unter den Landwirten zu stärken. Das sei mit der gemeinsamen Aktion sehr gut gelungen.

Mit der Lichterfahrt wolle man auch daran erinnern, wie wichtig der Erhalt landwirtschaftlicher Nutzfläche sei, so Sven May und seine Frau Kathrin. Als Oberndorfern ist es den beiden wichtig, im Zusammenhang mit der Lichterfahrt auf die Notwendigkeit eines Dorfladens für Oberndorf hinzuweisen. Auf einem Transparent wurden die Forderung nach Ackerbodenerhalt und Dorfladen in die Öffentlichkeit getragen. "Passenderweise haben wir uns zur Lichterfahrt dort aufgestellt, wo das geplante Einkaufszentrum wertvolle Ackerfläche vernichten wird", so Kathrin May.  

Fotogalerie: Lichterfahrt 2022

Ganz ohne Wermutstropfen ging die Lichterfahrt der Traktoren aber nicht über die Bühne. "Einige wenige Autofahrer haben den Sinn von Kolonne nicht verstanden und sich zwischen die Traktoren gedrängt", so Sven May. Das könne zu gefährlichen Situationen führen, zum Beispiel, wenn die Kolonne, die bei einer auf Rot springenden Ampel weiter fahren darf, von einem "Dazwischendrängler", der dann anhalten muss, auseinander gerissen wird. Der allergrößte Teil der Autofahrer habe sich solidarisch gezeigt, den Motor ausgemacht und die Lichterfahrt genossen.

Zum Ende der Lichterfahrt stellten sich Teilnehmer in Bergrheinfeld in Weihnachtsstern-Formation auf. Ein Anblick, der sich freilich nur im "Blick von oben", also mit einer Drohne erschloss. "Wir wollten, dass die Menschen wieder ein bisschen Mut schöpfen, und die Landwirtschaft im wahrsten Sinn des Wortes im positiven Licht wahrgenommen wird", so das Fazit der Landwirte.

Auch den Landwirten selbst habe die Gemeinschaftskation wieder etwas Mut gegeben, so Sven May. "Wir planen schon für nächstes Jahr", meint er abschließend. Es wird also auch im nächsten Jahr wieder eine Traktoren-Kette im Lichterglanz geben.